Dudu Dahan: Der Berater, der mit dem WAC eine "schöne Ehe" führt

Dudu Dahan: Der Berater, der mit dem WAC eine "schöne Ehe" führt

David 'Dudu' Dahan war Profifußballer in seiner Heimat Israel. Schon während der Karriere interessierte er sich für die Arbeit als Spielerberater. Beim WAC ist er einer der Mit-Architekten des Erfolgs. 90minuten hat mit ihm gesprochen.

Mohamed Bamba war der Ausgangspunkt der Verbindung zwischen dem Wolfsberger AC und dem israelischen Spieleragenten David 'Dudu' Dahan. Der 2001 geborene Stürmer hatte 20 Goals in der Liga Leumit für Hapoel Ironi Rischon LeZion erzielt und war Torschützenkönig der zweiten Liga. Damit war er für die Wölfe interessant, und Präsident Dietmar Riegler wollte ihn holen. 17 Spiele absolvierte Bamba im WAC-Dress, acht Tore und vier Assists in Liga und Cup später schlug Lorient zu. 

Für den Stürmer überwies Lorient sogar fünf Millionen Euro, eine mehr als Valladolid einst für Shon Weissman. Schon bei Weissman spielte der Zufall eine Rolle, erinnert sich Präsident Riegler. Der Cupsieg war der (bisherige) Höhepunkt, spielt doch gerade Dahans Klient Chibuike Nwaiwu eine große Rolle. Der Berater hat auch Cheick Mamadou Diabité, Claude Kouakou und Abou Sylla ins Lavanttal gebracht. 

Der 21-jährige Nigerianer Nwaiwu räumt in der Abwehr auf, obwohl Riegler ihn eher davor gesehen hatte; wieder so ein Zufall. Diabité, gleich alt, spielt seltener. Seine im Mittelfeld spielenden, ivorischen Landsleute Sylla und Kouakou brauchen noch Zeit. Es kann aber nicht jeder Transfer aufgehen, zuckt der Präsident mit den Achseln: "50 Prozent ist eine gute Quote."

Mohamed Bamba, kam, sah und traf. Dann ging er nach Lorient, wo er est venu, a vu et a frappé.
Foto © GEPA
Mohamed Bamba, kam, sah und traf. Dann ging er nach Lorient, wo er est venu, a vu et a frappé.

Doch 'Dudu'  Dahan dürfte vermuten, dass auch die noch einschlagen können, ist doch die Verbindung von ihm, afrikanischen Talenten und dem Cupsieger bereits ein Erfolg.

Durch Verletzungen zum Berater

Dahan war selbst Kicker. Zwischen 1990 und 2004 spielte er für die Hapoel-Klubs aus Jerusalem, Beit She'an und Tel Aviv. Er war für Tel Aviv im Scouting Jugend tätig. Danach war Dahan Sportchef von Beitar Jerusalem und gewann zwei Titel und zwei Cup-Titel. Er wechselte zu Hakoah Ramat Gan, war Headcoach.

"Ich habe meine aktive Karriere mit 29 Jahren beendet, weil ich einige Verletzungen hatte", erzählt er im 90minuten-Gespräch. "Nach der Zeit bei Ramat Gan habe ich mich dazu entschlossen, Agent zu werden." Allerdings:

"Ich weiß nicht so genau, wie ich zum Berater wurde. Schon als Fußballer haben mich die Klubs nach Spielern gefragt. Den lokalen Markt kannte ich gut, ich spreche mehrere Sprachen und habe immer denen aus dem Ausland geholfen." Er wollte seine Expertise nicht nur an einer Stelle einbringen, sondern eben an mehreren. Neben einem Netzwerk sind auch die entsprechenden Transfers notwendig. 

Ich lege echte Summen auf den Tisch. Auf mein Wort kann man vertrauen, es ist wie aus Stahl.

David 'Dudu' Dahan

So brachte er die beiden Hapoel-Tel-Aviv-Klubkollegen Gili Vermouth und Salim Tuama zu Gent bzw. Standard Liege. Das war 2007: "Und dann wurde Standard mit meinem Spieler Meister, zum ersten Mal seit 25 Jahren." Gent legte nach und holte 2009/10 mit einigen von Dahans Kickern den ersten Meistertitel überhaupt.

Kredit verdienen, neue Märkte erschließen

"Weiters habe ich noch Lior Refaelov von Haifa zu Brügge gebracht. Wenn du solche erfolgreichen Wechsel abgewickelt hast, steigt das Vertrauen in deine Arbeit", erinnert er sich zurück.

Die Achse Israel-Belgien war schon etabliert. Auch nach Schottland hatte er bereits Kicker vermittelt. Nach und nach kamen neue Länder dazu, etwa Zypern, Slowenien oder Polen, was jedes Mal herausfordernd war.

Das erklärt er so: "In einen neuen Markt zu kommen, ist immer schwierig. Man kann nur seine eigene Persönlichkeit, Erfahrung und natürlich die Menschen mitbringen." Dabei sei es leichter, nur drei, vier, fünf Kicker "im Angebot" zu haben und nicht gleich ein Portfolio von 50 vorzustellen, ist er überzeugt.

Gesprochen wird mit dem Chef persönlich, also ihm: "So habe ich die Kontrolle und lege echte Zahlen auf den Tisch." Andere Berater oder gerade Familien würden die Wahrheit da und dort anders darstellen, ist er überzeugt. 

Ist der Cup erst der erste Titel für den WAC in dieser Saison?
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Ist der Cup erst der erste Titel für den WAC in dieser Saison?

"Auf mein Wort kann man vertrauen, es ist wie aus Stahl", meint Dahan selbstbewusst. Ins Bild passt, dass er über den von ihm verantworteten 9-Millionen-Deal von Samuel Kalu von Gent zu Bordeaux gar nicht groß reden will: "Ich kommentiere keine Summen. Kalu kam von dem kleinen Klub Trencin in der Slowakei nach Belgien, dann nach Frankreich. So überleben kleinere Vereine." Und riesig, das ist der WAC auch nicht.

Mit Datenbasis afrikanische Kicker finden

Als kleiner Verein mit Transfereinnahmen wirtschaftliche Stabilität zu erlangen und die Großen herauszufordern, das wollen viele. Also braucht es Wege, um die Kicker zu finden, die sehr gut sind und via Vereine wie Wolfsberg oder Trencin in große Ligen kommen. Die Kicker finden er und andere zunehmend in Afrika.

Er habe mit seinen 20 Jahren Erfahrung schon viele Kontakte knüpfen können. Hinzu hat er eine eigene Plattform entwickelt, damit ihm niemand entgeht: "Ich fokussiere mich auf die großen vier Ligen in Afrika. Dazu haben wir eine Datenbank geschaffen. Wenn ein Spiel abgepfiffen ist, dauert es nicht lange und ich habe alle Informationen verfügbar."

Damit ist er immer up to date. Ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz: "Ich weiß gar nicht, ob irgendjemand etwas Vergleichbares hat. Ich denke nicht. So kenne ich Spieler aus Afrika, die Gamechanger sein können – wie beim Wolfsberger AC."

In Israel ist der Fußball schrecklich, ist wie Religion; hier ist es die Nummer eins, aber nicht so wichtig wie woanders.

David 'Dudu' Dahan

Allerdings, das sagt Präsident Riegler zu den Kickern aus Afrika, braucht man auch das richtige Umfeld. Mittlerweile habe man Erfahrung, nicht nur durch eine Schule in Ghana, sondern auch durch einige Kicker von dem Kontinent.

Mittlerweile gibt es in Wolfsberg ein Netzwerk an Menschen, die die jungen Burschen unterstützen. Damit nicht wieder einer auf seltsame Ideen kommt, wie beispielsweise die Fenster immer geschlossen zu lassen und nie zu lüften. Das gibt es nicht mehr, mittlerweile hat der Verein den "Wohlfühlfaktor" laut Riegler gefunden.

Das "Paradies" gefunden

Trotz seiner Herkunft aus dem sogenannten "gelobten Land", beschreibt Dahan Österreich als wahres "Paradies". Er lobt dabei so gut wie alles: Umfeld, Küche, Trainer, die netten Menschen, die die Spieler in Ruhe lassen. Wolfsberg im Speziellen sei "langweilig, ja."

Training, Essen, ein Innenstadtbummel, Schlafen - mehr gibt es hier nicht zu tun und mehr braucht seiner Meinung nach kein Spieler. Wer schon einmal in Israel war, wird wissen, dass die Verlockungen in den großen Städten größer sind als in Wolfsberg, vielleicht sogar Wien.

Schon bislang musste sich die Konkurrenz warm anziehen. Dietmar Riegler meint: "Wir finden immer besser zusammen."
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Schon bislang musste sich die Konkurrenz warm anziehen. Dietmar Riegler meint: "Wir finden immer besser zusammen."

Ein weiterer Vorteil aus seiner Sicht: In Wolfsberg und ganz Österreich ist der Druck geringer: "In Israel ist der Fußball schrecklich, ist wie Religion; hier ist es die Nummer eins, aber nicht so wichtig wie woanders."

Zumindest ist man hierzulande überzeugt, eine Ausbildungsliga zu haben. Besonders beeindruckt ihn Präsident Riegler, ein "Mann der Menschen, nicht der Zahlen. Du spürst, dass er vertraut und mit dir auf Augenhöhe kommuniziert. Wenn ich mit einem Verein zusammenarbeite, dann suche ich immer nach dem Herz und der Seele."

Bei all dem Honig, den Dahan der Alpenrepublik um den Mund schmiert, darf man aber nicht vergessen: Der Mann macht hier Geschäfte. Wie schätzt also Präsident Riegler die Zusammenarbeit ein? "'Dudu' arbeitet eng mit uns zusammen, aber es gibt noch zwei, drei weitere Spielervermittler, bei denen das der Fall ist. Mittlerweile weiß er besser, welche Spieler wir brauchen."

Klar, nie ist alles immer super, aber Dahans Erfahrung, Wissen, Kontakte und der Datenschatz auf der einen Seite sowie Rieglers Weg, den Klub zu führen, passen aktuell zusammen. Dahan will beim WAC eine Vision erkennen und betont: "Was dort gerade passiert, liegt an ihnen selbst. Sie haben einen guten Trainer, machen gute Transfers mit anderen Beratern. Es ist eine Erfolgsgeschichte. Deshalb gebe ich alles, dass dieser Klub glücklich und erfolgreich ist."

Im Gespräch sagt der Israeli irgendwann, dass dies eine "nice Marriage" ist; eine "schöne Ehe". Ganz so formuliert das der Präsident nicht: "Wir finden immer besser zusammen." Angesichts der bisherigen Zusammenarbeit eigentlich eine Warnung an die Konkurrenz.


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