Vier Runden vor dem Ende der Bundesligasaison 2024/25 haben vier Teams weiterhin eine realistische Chance auf den Meistertitel. Sie trennen gerade einmal vier Zähler - insgesamt 12 Punkte gäbe es noch zu holen: Viel mehr kann man sich als Fan gar nicht wünschen, es ist alles angerichtet für ein Herzschlagfinale.
So sieht die Tabelle aktuell aus:
Wer hält am Ende den Meisterteller in der Hand? Vier Redakteure - Harald Prantl, René Mersol, Daniel Sauer und Simon Urhofer - haben die besten Argumente der Kandidaten zusammengefasst:
1. FK Austria Wien (33 Punkte)

Harald Prantl: In Wahrheit fielen mir bei jedem Team der Top 4 mehr Gründe ein, warum es nicht Meister wird. Aber gut, tatsächlich sprechen ein paar Dinge dafür, dass der Austria die Sensation gelingt. Die Mannschaft hat sich im Laufe der Saison als sehr lernfähig erwiesen, deshalb ist davon auszugehen, dass sie auch aus dem Cup-Aus gegen Hartberg wichtige Erkenntnisse gewonnen hat – nämlich wie sie nicht in Do-or-Die-Spiele gehen sollte.
Darüber hinaus haben die Veilchen mit Aleksandar Dragović einen Mann im Kader, der wohl besser als jeder andere Aktive in dieser Liga weiß, wie man Titel gewinnt – 17 hat er schon. Dragović ist nur einer von vielen Routiniers im Kader der Austria, diese Erfahrung und Ausgefuchstheit wird im heißen Finish entscheidend sein. Und dann kommen noch Kleinigkeiten (und die entscheiden am Ende ja bekanntlich) wie mannschaftliche Geschlossenheit, beste Defensive der Liga und wieder treffende Stürmer dazu. Plus: Bei Punktegleichheit hat der FAK im direkten Duell mit Sturm, im direkten Duell mit dem WAC und in einer Dreier-Konstellation mit Sturm und dem WAC die Nase vorne.
2. SK Sturm Graz (33 Punkte)

René Mersol: Noch vor zwei Wochen hätte ich gesagt: Sturm ist der Topfavorit auf den Titel. Fünf Punkte betrug da der Vorsprung auf die Konkurrenz. Doch der Wind hat sich gedreht - wie schon so oft in dieser verrückten und gerade deswegen hochinteressanten Saison. Doch genau an diesem Punkt sehe ich Sturms Chance. Sie hat diesen besonderen Spirit, dieses beeindruckende Kämpferherz.
Wird die Säumel-Elf in die Ecke gedrängt, schlägt sie zurück. Die "Blackies" mögen vom Momentum her nicht mehr der Topfavorit sein, aber sie haben einen großen Trumpf: Die Fähigkeit, sich immer wieder am eigenen Schopf aus dem Tief zu ziehen. Außerdem hat man mit Otar Kiteishvili den momentan besten Bundesligaspieler in seinen Reihen, der Spiele (und womöglich Meisterschaften) entscheiden kann. Die enorme Wucht, welche die Sturm-Fans zu erzeugen vermögen, ist ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil - denn die entscheidenden Spiele gegen Salzburg und den WAC darf man vor heimischer Kulisse bestreiten. Der schärfste Titelkonkurrent, die Austria, muss gegen beide auswärts ran.
3. Wolfsberger AC (30 Punkte)

Daniel Sauer: Eigentlich sollte sich niemand wundern, wenn der WAC am Ende ganz oben steht. Nur drei Punkte Rückstand hat der erste Verfolger des Führungsduos, außerdem gegen Sturm die bessere Bilanz im direkten Duell - das nennt man Schlagdistanz. Das Cupfinale werden manche als Hürde auf dem Weg zum Meistertitel sehen, ich nicht: Didi Kühbauer hat seinem Team im Sommer Zielstrebigkeit eingeimpft. Auch wenn der Triumph ausgiebig gefeiert wurde: Bis Sonntag sollte die ganze Truppe wieder fit sein. Mit dem Pokal zufriedengeben wird man sich wohl auch nicht.
Erster Knackpunkt wird das Ligaspiel drei Tage nach dem Finale gegen den angeschlagenen SK Rapid - die Kärntner sind in Hütteldorf aber Favorit. Wenn Salzburg die eigenen Chancen am Leben halten will, braucht es Siege gegen Sturm und Austria - erster Nutznießer wäre dann aber der WAC, der als Tabellenführer in die direkten Duelle gehen könnte. Zuerst wartet die Austria, eine Woche später Graz. Die Offensive um Zukić, Kojzek, Agyemang und Ballo harmoniert besser als je zuvor. Große Nervosität hätte ich beim WAC bis jetzt noch nicht wahrgenommen, in der Meistergruppe ist er ungeschlagen. Und: Ein Überraschungsmeister ist in Österreich sowieso längst überfällig.
4. Red Bull Salzburg (29 Punkte)

Simon Urhofer: Wäre es ein gutes Zeichen für die Liga, wenn Salzburg in dieser Saison den Titel holen würde? Auf keinen Fall. Hätten sich die "Bullen" diesen nach den speziell im Herbst gezeigten (Un-)Leistungen verdient? Wohl auch eher nicht. Trotzdem gehe ich davon aus, dass die Meisterschale heuer wieder zurück in die Mozartstadt wandern wird. Die Begründung dafür ist eine rein mathematische: Gewinnen die Salzburger die restlichen vier Spiele, werden sie meiner Meinung nach Meister.
Rechnen wir durch: Am kommenden Sonntag bezwingen die "Bullen" mit der Wiener Austria ihren absoluten Lieblingsgegner, das stark ersatzgeschwächte Sturm patzt parallel in Linz und der vom Cup-Triumph verkaterte WAC lässt gegen Rapid zumindest zwei Punkte liegen – und Salzburg fehlen schon nur mehr maximal zwei Punkte auf die Spitze. Diese erobern die Mozartstädter bereits am Freitag darauf auswärts in Graz und werden sie weder gegen Blau-Weiß noch gegen einen SK Rapid, der sich am letzten Spieltag bereits auf das Europacup-Playoff fokussieren wird, noch hergegeben, da die Wiener Austria entweder bereits im Derby oder eine Woche darauf gegen den WAC etwas liegen gelassen haben wird. Natürlich eine Milchmädchen-Rechnung, aber eine, die aus meiner Sicht durchaus aufgehen kann.