Ein weiter Abschlag, Hartbergs Abwehr klärt unzureichend, und der Ball landet genau auf dem rechten "Schlapfen" von Kristijan Dobras, der volley abzieht – der Ball schlägt exakt im "Kreuz" ein. Jubel brandet auf, denn es ist das Tor, das den 4:1-Sieg von Blau-Weiß Linz auf sehenswerte Art besiegelt.
Es sind Momente wie dieser, für die der quirlige Dribblanski den Fans der Stahlstädter in Erinnerung bleiben wird.
Seit Ende Juni ist der 32-Jährige vertragslos und hält sich im "AMS-Camp" der "Younion"-Gewerkschaft fit.
"Es ist wirklich wie ein Trainingslager einer Profimannschaft" – und ein Ort, an dem er auch mit 32 noch etwas lernen könne, erzählt er im Gespräch mit 90minuten. "Die Trainer (heuer Joachim Standfest und Roman Wallner, Anm.) können dir immer etwas mitgeben", sagt er.
Überraschender Abschied aus Linz
Doch eigentlich hätte es anders kommen sollen – er hätte jetzt unter dem neuen Blau-Weiß-Coach Mitja Mörec die Vorbereitung absolvieren sollen. "Im Februar oder März" sei noch die Rede davon gewesen, dass man verlängern wolle.
"Aber so ist es eben im Fußball", seufzt er. Es sei aber natürlich bitter, "genau zwei Tage vor dem letzten Spiel" zu erfahren, dass man doch nicht mehr mit ihm plane.

Der Abschied kam also überraschend, doch man trennte sich im Guten – und sein Blick richtet sich ohnehin nach vorne.
Auf seine Zeit in Linz blickt er mit Freude zurück. Zwar sei der Start nicht optimal gewesen, "aber nach dem ersten halben Jahr habe ich mich wieder sehr gut zurückgekämpft".
Er wollte unbedingt, dass ich bleibe.
Dabei hätte das Kapitel Blau-Weiß Linz schon im Jänner 2024 enden können. "Da hätte ich gehen sollen", sei ihm vom Klub signalisiert worden. Doch Dobras blieb – und wurde belohnt. Er half mit starken Leistungen im Frühjahr mit, den Klassenerhalt zu sichern.
Dadurch sei auch die Vertragsverlängerung für die vergangene Saison zustande gekommen. Ausgerechnet Gerald Scheiblehner – den beiden wurde stets ein ambivalentes Verhältnis nachgesagt – habe sich dafür starkgemacht. "Er wollte unbedingt, dass ich bleibe", so Dobras.
Das zweite Jahr sei "vom Erfolg und den Einsatzminuten her super gewesen". Nur der Abschied "war leider nicht so, wie vorgestellt".
Wo die Zukunft liegen könnte
Mit 32 Jahren wäre es nicht unüblich, auch ein Ende der Profikarriere in Betracht zu ziehen – für Dobras ist das aber noch kein Thema. "So weit ist es noch lange nicht", versichert er. "Ich habe noch viel Fußball in mir", verdeutlicht der frühere Australien-Legionär (Melbourne Victory). Er wolle spielen, "solange der Körper noch mitmacht".
"Im letzten Jahr habe ich kein einziges Training und kein Spiel verpasst. Körperlich halte ich mich sehr gut." Außerdem seien auch seine Leistungen "schwer in Ordnung gewesen".
Wenn du 15 Jahre dabei bist, ist es schwer, einen anderen Weg einzuschlagen.
Wie es für ihn weitergeht? Er sei für vieles offen, es gebe auch "zwei, drei Kandidaten, wo es Sinn machen würde". Noch müsse man abwarten – ein konkretes Angebot liege derzeit nicht vor. Er tendiere eher zum Ausland, "weil es da mehr Optionen gibt".
Trainer Dobras? "Lasse ich jetzt mal offen"
Geht die Profilaufbahn dann aber einmal zu Ende, will Dobras dem Fußball erhalten bleiben. "Wenn du 15 Jahre dabei bist, ist es schwer, einen anderen Weg einzuschlagen." Die B-Lizenz hat er bereits in der Tasche.

"Ob es dann wirklich in den Trainerbereich geht, lasse ich jetzt mal offen. Aber ich möchte unbedingt im Fußball bleiben - weil es die Möglichkeit ist, dein Hobby zum Beruf zu machen", sagt er - und man spürt die Leidenschaft für das runde Leder.
Vorerst heißt die Realität: AMS-Camp. Die Vereinslosigkeit kennt er bereits, er erlebte sie schon nach seinem Engagement in Kasachstan.
"Es kann schnell gehen, von heute auf morgen. Eine Türe schließt sich, und die andere öffnet sich" – und Dobras wird bereit sein.