Austria und St. Pölten: Mehr und mehr Geld dank Europacup
Zwei österreichische Klubs haben es in UEFA-Hauptbewerbe geschafft. Der finanzielle Gewinn, den Austria Wien und der SKN St. Pölten daraus ziehen, ist beträchtlich. 90minuten analysiert, in welchen Größenordnungen sich beide Vereine bewegen.
Am Mittwoch startet der Hauptbewerb des UEFA Women’s Europa Cup (UWEC) mit dem Achtelfinale, die Wiener Austria trifft auf den RSC Anderlecht aus Belgien (ab 19:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Dass die Bundesliga-Tabellenführerinnen es überhaupt so weit gebracht haben, ist bemerkenswert: Die Teilnahme wurde im letzten Qualifikationsspiel erst per Elfmeterschießen fixiert, sechs europäische Partien hat der Verein schon hinter sich.
Sollte sich die Austria über Hin- und Rückspiel durchsetzen, wären es noch vier Spiele bis zum Finale des neuen Bewerbs im Frühjahr. Die möglichen Gegnerinnen stehen bereits fest und sollten sich auf oder höchstens leicht über Augenhöhe bewegen:
Mögliche Viertelfinal-Gegner | Mögliche Halbfinal-Gegner |
|---|---|
Sparta Prag | Ajax Amsterdam |
YB Bern Frauen | Hammarby IF |
Glasgow City | |
Sporting CP |
Beenden die "Veilchen" die Saison sensationell mit dem Titel, hätten sie alleine mit den UEFA-Prämien 578.000 Euro eingenommen. Schon jetzt sind es 353.000 Euro, die auf dem Austria-Konto eingegangen sind.
Halbes Jahresbudget eingespielt
Für seine Frauen-Abteilung budgetiert der Verein aktuell zwischen 650.000 und 800.000 Euro, die zum Teil von den Männern mitgetragen werden. Europacup-Einnahmen haben hierbei bisher keine Rolle gespielt.
Mit den Prämien kann die Austria jedenfalls die mit den europäischen Spielen verbundenen Kosten decken. Vor allem die Auswärtsspiele schlagen ordentlich zu Buche: Bei Spielen gegen Paris FC und RSC Anderlecht waren Flugreisen unausweichlich, samt zwei Übernachtungen liegt der Kostenpunkt hier bei jeweils rund 50.000 Euro. Dabei verzichten die Frauen, anders als die Männer, auf Charterflüge, die in etwa das doppelte ausmachen würden. Das Auswärtsspiel gegen Slavia Prag blieb günstiger, weil eine Anreise mit dem Bus möglich war.
Andererseits lassen sich internationale Spiele dank größerem Interesse der eigenen Fans auch in Wien besser vermarkten: Der Zuschauerschnitt liegt deutlich über jenem der Bundesliga-Heimspiele, die im Austria-Abo inkludiert sind.
Bewerb | Zuschauerschnitt |
|---|---|
Bundesliga 2025/26 | 410 |
UEFA-Bewerbe 2025/26 | 1.826 |
Die Tickets sind mit 10 Euro Vollpreis und fünf Euro für Kinder günstig gehalten, die Spiele bleiben trotzdem deutlich profitabler als der Ligabetrieb. Gegen Anderlecht rechnet der Verein außerdem mit zusätzlichen Einnahmen dank einer LED-Werbebande und dem Verkauf der TV-Rechte, die sich bislang 'Krone.tv' sichern konnte.
Selbst abzüglich der Stadion- und Flutlichtkosten springen unterm Strich nennenswerte Zusatzeinnahmen heraus. Der Ticket-Verkauf für das Rückspiel gegen Anderlecht am 19. November läuft zur Zeit noch schleppend, sollte nach dem Hinspiel aber Tempo aufnehmen. Der Verein plant eine Rückschau auf das Europacupfinale der Männer im Jahr 1978, um das Interesse weiter anzukurbeln.
Austria kann sich Profi-Betrieb leisten
Inzwischen besteht das Austria-Team zu zwei Dritteln aus Profi-Spielerinnen, sofern man diesen Begriff so versteht: Die Spielerinnen müssen während ihrer Karriere abseits des Sports nicht zwingend arbeiten, tun das aber teilweise trotzdem. Einigen von ihnen stellt der Verein zusätzlich eine Wohnung zur Verfügung.
Das bedeutet auch, dass die Austria jetzt und in Zukunft einen wachsenden Etat finanzieren muss. Nach dem Auszug des SV Stripfing können sich die Frauen auf dem Vereinsgelände weiter ausbreiten, im Sommer wurden die Kabinen neu eingerichtet. Wenn das Team die aktuellen Investitionen wie bisher mit guten Leistungen nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich rechtfertigen kann, wäre das ein großer Entwicklungsschritt im österreichischen Frauenfußball.
Auch wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis sich der Austria-Frauenbereich gänzlich selbst finanzieren kann, steht der Verein möglicherweise schon mit der kommenden Saison vor einer Entscheidung: Einerseits könnte man den Subventionsanteil der Männer zurückschrauben und das Budget weitgehend gleich halten, andererseits das Budget um die zusätzlichen Einnahmen aufstocken, um mittelfristig zum SKN St. Pölten aufzuschließen.
(Noch) kein Vergleich zum SKN
Solange die größeren Vereine - Sturm Graz, Red Bull Salzburg, SK Rapid, LASK und Austria Wien - nicht damit beginnen, zusätzliche finanzielle Mittel in den Frauenfußball zu pumpen, spielt der SKN St. Pölten wirtschaftlich in einer eigenen Liga.
In der Women’s Champions League 2025/26 haben die "Wölfinnen" bisher 615.000 Euro eingespielt, den Großteil davon mit dem Einzug in die Gruppenphase. Dort wird die Reise aller Voraussicht nach enden, in Duellen gegen die europäische Elite hatte der SKN bislang schlechte Karten. Es ist die dritte Hauptbewerb-Teilnahme in Folge für die Niederösterreicherinnen, insgesamt hat der Verein seit 2023 so weit über eine Million Euro erwirtschaftet.
UEFA-Preisgelder SKN St. Pölten:
Saison | Quali-Runde 1 | Quali-Runde 2 | Quali-Runde 3 | Gruppenphase | Gesamt |
|---|---|---|---|---|---|
2023/24 | 45.000 € | 100.000 € | / | 300.000 € | 445.000 € |
2024/25 | 80.000 € | 100.000 € | / | 300.000 € | 480.000 € |
2025/26 | / | / | 110.000 € | 505.000 € | 615.000 € |
Auch beim SKN kommen zu den UEFA-Prämien zusätzliche Einnahmen durch Tickets. Der Vollpreis für die CL-Ligaphase liegt bei 19 Euro, für 49 Euro hat der Verein auch ein Dreierabo für alle Heimspiele im Angebot.
CL-Hauptbewerb-Zuschauerzahlen SKN St. Pölten:
Saison | Spiel 1 | Spiel 2 | Spiel 3 | Schnitt |
|---|---|---|---|---|
2023/24 | 1.034 | 762 | 1.098 | 964 |
2024/25 | 3.116 | 8.832 | 1.117 | 4.355 |
2025/26 | 1.024 | 2.431 | / | 1.727 |
Auch der SKN hat Kosten für Auswärtsreisen zu tragen, von denen keine allzu günstig ausfällt. Aalborg, Oslo, Lyon und Rom lauten die Destinationen in dieser Saison. Dazu kommt ein deutlich teurerer Kader, da der Verein die eigene Professionalisierung seit Jahren vorantreibt. 18 Legionärinnen zählt der SKN in der Saison 2025/26, 14 Spielerinnen hat man im vergangenen Sommer aus dem Ausland geholt. Die Austria hat aktuell acht Legionärinnen im Kader, sieben davon wurden im Sommer verpflichtet.
Mit einem Budget von nahezu zwei Millionen Euro bleiben die SKN-Frauen unangefochten an der Spitze des heimischen Fußballs. Der nächste Entwicklungsschritt wäre mit einem Einzug in die Playoffrunde verbunden, das Preisgeld läge dann insgesamt knapp unter einer Million Euro. Darauf werden Fans aber wohl noch mindestens ein Jahr warten müssen.
Daniel Sauer