Der Trainingsauftakt unter dem neuen Coach Peter Stöger ist vollbracht. In den kommenden Wochen gilt der Fokus der sportlichen Entwicklung, nachdem die vergangene Saison in letzter Sekunde mit dem Sieg gegen den LASK und der damit verbundenen Qualifikation für den Europacup noch irgendwie gerettet werden konnte.
Spätestens im November wird man wohl sehen, ob die Entscheidung für Stöger in eine für Rapid richtige Richtung geht oder nicht. Ein erfolgreicher Saisonstart ins erste Viertel würde eine Ruhe in den Verein bringen, die dieser auch dringend notwendig hat.
Hauptversammlung im November
Der sportliche Erfolg wäre ganz speziell auch in diesem Herbst besonders wichtig, steht doch im November die Hauptversammlung mit der Wahl des Präsidiums an. Es ist kein Geheimnis, dass Hauptversammlungen und insbesondere Wahlen (für aktuelle Amtsinhaber) ruhiger ablaufen, wenn die sportlichen Ergebnisse stimmen.
Die Wahl im November hat aber bereits in den vergangenen Wochen ihren Schatten geworfen und wird auch am kommenden Montag einen ersten, wichtigen Zwischenschritt vollziehen. Denn bei der Mitgliederversammlung werden die letzten drei Vertreter für das Wahlkomitee gewählt.
Welche zentrale Rolle das Wahlkomitee einnehmen kann, hat die Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt. Dem Komitee kommt viel Macht zu, sei es, um Listen oder Kandidaten für die Wahl zuzulassen oder eben auch nicht. Es besteht aus insgesamt sechs Mitgliedern, drei davon wurden bereits aus den Beiräten entsandt.
Krammer wieder dabei
Einer, der sowohl im Wahlkomitee als auch schon als Rapid-Präsident jede Menge Erfahrung gesammelt hat, ist Michael Krammer. Krammer wurde vom Beirat Wirtschaft in das Gremium gewählt. Mit ihm Hans Arsenovic (Beirat Sport) und Agnes Streissler-Führer (Beirat Organisation).
Welche Motivation gab es für Krammer, dabei zu sein? "Ich will meine Erfahrung einbringen und vor allem in den Monaten vor der Wahl für eine ruhige Zeit sorgen", so der 64-Jährige im Gespräch mit 90minuten. Ein Wahlkampf soll aus Sicht von Krammer vermieden werden, eine gemeinsame Liste sei das Ziel.
Ich würde mich zur Verfügung stellen. Aber vielleicht es g'scheiter, wenn es wer anderer macht.
Die Erinnerung als sich Roland Schmid und Martin Bruckner um das höchste Amt bei Rapid "gematcht" haben, sind noch sehr präsent. Und es sind keine positiven Erinnerungen, die Gräben danach waren tief. Krammer hat jedenfalls schon "mehrere Interessenten" am Präsidium wahrgenommen.
Ob er den Vorsitz des Wahlkomitees übernehmen möchte? "Ich würde mich zur Verfügung stellen", um dann eine kurze Pause zu machen: "Aber vielleicht es g'scheiter, wenn es wer anderer macht."
"Wenn man mich fragt …"
Vermutlich hat Krammer auch wahrgenommen, dass der Name Andy Marek in den vergangenen Wochen in diesem Zusammenhang gefallen ist. Sogar von einer "Wahlkampftour" war von Rapid-Insidern zu hören.
Davon will Marek selbst nichts wissen: "Ich werde da von meiner Seite sicher nicht aktiv werden", sagt der langjährige Rapid-Stadionsprecher und Klubserviceleiter im 90minuten-Gespräch. Aber: "Wenn man mich fragt, dann würde ich es mir überlegen. Ich habe aber klare Vorstellungen und Themen, die ich dann auch umsetzen wollen würde."
Auch Krammer selbst stellt derartige Bemühungen in Abrede. "Das ist absurd", und bemüht einen Spruch von Ex-Wien-Bürgermeister Michael Häupl, "dass Wahlkampf die Zeit der fokussierten Unintelligenz" sei.
Sicher nicht Präsident
Marek schränkt aber auch gleich ein, dass das Amt des Rapid-Präsidenten für ihn "sicher kein Thema" sei. Er sei mit seinen aktuellen Projekten und seinem Leben sehr zufrieden, "das Amt des Rapid-Präsidenten würde ich zeitlich nicht schaffen und mir zudem einige dieser Projekte nicht mehr ermöglichen."
Das Motto 'Alles für den Sport' ist wichtig und gut. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass auch andere Themen einen Fokus verdient haben.
So ganz unvorbereitet scheint Marek aber dann doch nicht zu sein, wenn es um eine zukünftige Funktion im Präsidium geht. "Das Motto 'Alles für den Sport' ist wichtig und gut. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass auch andere Themen einen Fokus verdient haben", erläutert der 63-Jährige.
Wie zum Beispiel das Fan-Service und die Zusammenarbeit mit den Rapid-Fans. Marek ergänzt: "Durch gezielte Aktionen und Veranstaltungen kann man wieder die Fans stärker an den Verein binden, ihre Begeisterung neu entfachen und eine lebendige, leidenschaftliche Gemeinschaft schaffen. So wird Rapid wieder zu einem Verein, der in vielen Belangen ein Vorreiter ist und bei dem sich alle mit Stolz und Freude begegnen. Rapid hautnah – ein Verein zum Angreifen, den man spürt! Hier sehe ich viel Potenzial!"
"Keine großen Erklärungen"
Doch noch ist es nicht so weit. Am Montag formiert sich das Wahlkomitee, das dann in den Tagen darauf seine erste Sitzung abhalten wird.
Noch betont ruhig erklärt sich übrigens der aktuelle Präsident, Alexander Wrabetz. Ende Mai meinte er im 90minuten-Interview, angesprochen auf die Wahl im November: "Wir möchten uns auf das Ende dieser Saison konzentrieren und uns gut für die kommende aufstellen. Es müssen jetzt keine großen Erklärungen abgegeben werden. Die mediale Diskussion wird wohl ohnehin kommen."
Und: "Einstimmigkeit ist uns lieber als eine große Auseinandersetzung. Wenn es mehrere werbende Gruppen gäbe, dann soll die Diskussion fair sein und nicht den Verein monatelang lähmen und zu Nachwirkungen führen."
Ob man das Wort Wahlkampf jetzt hören möchte oder nicht. Klar ist, dass sich die ersten Kandidaten positionieren. Es liegt an ihnen selbst, ob der Wunsch von Wrabetz auf eine faire Zeit in Erfüllung gehen wird oder nicht.