Was die Großen beim ÖFB können, das können die Kleinen im Burgenland auch. So oder so ähnlich könnte man die aktuellen Vorgänge im burgenländischen Fußballverband in einem Satz zusammenfassen. Gemeint ist der in diesen Tagen aufkeimende Konflikt, bei dem ein weiteres Mal der ehemalige Präsident des burgenländischen Fußballverbands, Georg Pangl, im Mittelpunkt steht. Und neu im Ring: Sein neuer Kontrahent, BFV-Interimspräsident Johannes Wutzlhofer.
Zur Vorgeschichte: Im November trat Georg Pangl als Präsident des BFV – je nach Sichtweise freiwillig oder dazu gedrängt – zurück. Für ihn übernahm interimistisch der Jurist Johannes Wutzlhofer. Ursprünglich nur als Interimslösung für ein halbes Jahr vorgesehen, hat er jetzt Gefallen an der Funktion gefunden, und will bleiben. Wutzlhofer gilt im neuen ÖFB-Präsidium als Hollerer-Vertrauter (im Gegensatz zu Pangl) und zudem als Kandidat für den Vizepräsidenten unter Josef Pröll.
Am 13. Mai wird Vizepräsident Harald Schermann Wutzlhofer offiziell dem Vorstand zur Wahl vorschlagen. Die ursprünglich für Juni geplante außerordentliche Hauptversammlung, bei der die BFV-Mitgliedervereine über das Präsidentenamt hätten abstimmen sollen, entfällt damit. Oder auch nicht: Der im November geschasste Georg Pangl sammelt aktuell – je nach Sichtweise aus eigenem Antrieb oder aufgrund des Bittens einiger Vereine – Erklärungen, um eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen.
In dem Protokoll wurden Unwahrheiten in Bezug auf meine Person angeführt, die für mich unakzeptabel waren. Das musste ich korrigieren.
Unruhe im Verband
Hört man Pangl und Wutzlhofer in den Gesprächen zu, so versichern beide, dass sie keine Unruhe in die ganze Sache bringen wollen. Genau das Gegenteil passiert aber. Zunächst äußerte sich Pangl in einem achtseitigen Schreiben als Reaktion auf das Protokoll der Verbandssitzung im November. "In dem Protokoll wurden Unwahrheiten in Bezug auf meine Person angeführt, die für mich unakzeptabel waren. Das musste ich korrigieren", sagt Pangl.
Der Verband wurde geführt wie eine Würstelbude.
In einem Hintergrundgespräch des BFV, das vergangenen Mittwoch stattgefunden hat, meinte Wutzlhofer zur Amtszeit von Georg Pangl: "Der Verband wurde geführt wie eine Würstelbude." Die Vorwürfe, die der Verband gegen Pangl erhebt: Es wurden Geschäfte abgeschlossen, die dem Präsidium nicht vorgelegt wurden. Im Raum steht dabei, dass Pangl bei einigen dieser Geschäfte persönlich profitiert haben soll, heißt es aus dem Verband.
Vorwurf: Compliance-Regeln gebrochen
Oder kurz gesagt: Georg Pangl hatte in seiner Amtszeit mehrere Male ein Problem mit Compliance-Regeln. Mit Beispielen wurden bei diesem Hintergrundgespräch nicht gespart. Die Anschaffung neuer Fahrzeuge für den Verband über einen oberösterreichischen Autohändler zum Beispiel. Im Rahmen dieses Deals – zwei Fahrzeuge wurden für den Verband abgeschlossen, ein drittes für die eigene Firma von Pangl, der "Pangl Football Group" – soll der ehemalige Bundesliga-Vorstand zu Lasten des Verbands gehandelt haben.
Der Vertrag wurde rückabgewickelt. "Sollte es Forderungen vom Autohändler geben, werden wir uns Schritte gegen Pangl vorbehalten", so Wutzlhofer. Der neue Vertrag bringe nun eine deutliche Ersparnis, so der BFV.
Oder: Pangl soll in seiner Amtszeit deutlich höhere Spesenabrechnungen getätigt haben als seine Vorgänger. "Es geht zum Teil um vierstellige Spesenabrechnungen – pro Monat wohlgemerkt", so Wutzlhofer.

Mit Karl Gangl, einem langjährigen Freund von Pangl, wurde ein monatlicher Pauschalvertrag für Beratungsleistungen abgeschlossen. Für die WS Academy, mit der Pangl ebenfalls eng verbunden ist, gab es ebenfalls einen Auftrag. Sein eigenes Buch verschenkte Pangl bei Terminen, und stellte einen Teil davon dem Verband in Rechnung.
Alles, so Wutzlhofer, am Präsidium vorbei. Und: Auf Geschäftsführer Bernd Eger wurde in dieser Zeit von Pangl Druck ausgeübt.
Der negative Höhepunkt aus Sicht des Verbands: Der Abschluss für den Einbau einer Photovoltaik-Anlage durch Burgenland Energie bei der Geschäftsstelle um rund 20.000 Euro. Auch hier wurde das Präsidium nicht darüber informiert. Pikantes Detail: Pangl saß zunächst mit seinem Unternehmen Pangl Football Group in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit dem Energieunternehmen. Das BFV-Präsidium fragt sich nun: Sind hier möglicherweise sogar Provisionen an Pangl geflossen?
Pangl gesteht Fehler ein
90minuten hat Pangl zu all den Vorwürfen befragt. Dass er diese Entscheidungen am Präsidium vorbei getätigt hat, bestreitet er nicht. "Ich war 35 Jahre als Geschäftsführer operativ tätig. Als Geschäftsführer kann man solche Entscheidungen oft alleine treffen, man bekommt einen Vertrauensvorschuss. Ich war als Präsident fast jeden Tag in der Geschäftsstelle, um den Verband voranzutreiben, so ähnlich wie ein Geschäftsführer. Ich hätte diese Entscheidungen aber absprechen müssen", lautet die Erklärung des Stotzingers.
Von den Qualitäten von Karl Gangl ist Pangl übrigens überzeugt. Schon in seiner Zeit als Bundesliga-Vorstand wurde ihm der Feng-Shui-Berater von einem anderen Bundesliga-Vorstand (Reinhard Herovits) für die Einrichtung im neuen Bundesliga-Haus empfohlen. Sogar für sein Büro in der Schweiz hat er ihn geholt.
Diese Termine kosten auch Geld. Ich bin nicht in der finanziellen Situation, dass ich jede Ausgabe persönlich schlucken kann. Mir wurde schon damals gesagt, dass ich der teuerste Präsident bin.
Die hohen Spesenabrechnungen erklärt Pangl damit, dass er unzählige Termine für den Verband wahrgenommen habe. "Diese Termine kosten auch Geld. Ich bin nicht in der finanziellen Situation, dass ich jede Ausgabe persönlich schlucken kann. Mir wurde schon damals gesagt, dass ich der teuerste Präsident bin."
Und so gibt es auch für die anderen Geschäfte eine Erklärung. Die Verrechnung der Bücher sei mit Geschäftsführer Bernd Eger abgesprochen gewesen. Pangl: "Und hätte ich das Präsidium gefragt, sie hätten es mir sicher auch zugestanden." Eger dazu: "Die Rechnung der Bücher war vor meiner Zeit als Geschäftsführer."
Auch die Beauftragung der WS Academy, einem Unternehmen, für das Pangl im Sales-Bereich tätig war, kann er begründen. Im Rahmen der Beauftragung von rund 900 Euro für ein Halbjahr ging es um Nachhaltigkeitszertifikate. Die schiefe Optik bleibt: Freunde oder Geschäftspartner wurden beauftragt.
PV-Anlage: Sponsoring oder nicht?
Eine deutlich höhere Summe sind die 20.000 Euro für die Photovoltaik-Anlage. Pangl ist im Gespräch mit 90minuten verwundert: "Ich habe dafür in meiner Zeit keine Rechnung gesehen. Ich müsste mich schon schwer täuschen, aber ich bin davon überzeugt, dass diese Anlage ein Sponsoring-Geschäft ist." Mit der Installierung der Anlage sollte eine positive Stimmung für weitere Anlagen für Vereine im Verband entstehen.
Wir haben ein Angebot von rund 20.000 Euro vorliegen. Von einem Gegengeschäft oder Sponsoring ist in den Unterlagen nichts vermerkt.
Wie sieht das Thema der Verband? Auf Anfrage von 90minuten sagt Geschäftsführer Bernd Eger: "Wir haben ein Angebot von rund 20.000 Euro vorliegen. Von einem Gegengeschäft oder Sponsoring ist in den Unterlagen nichts vermerkt." Eine Rechnung sei bisher jedoch auch nicht eingetroffen.
Und sind Provisionen geflossen? Pangl verneint.
So geht es weiter
Die Hürde für eine außerordentliche Hauptversammlung liegt relativ niedrig: Zehn Prozent oder 16 Vereine müssen diesen Antrag unterschreiben. Das wäre der erste Schritt. Sollte diese stattfinden, hat sich Pangl ein hohes Ziel gesetzt: Nur, wenn mindestens 75 Prozent der Vereine für ihn abstimmen, will er das Amt antreten.
Und wenn es zum Beispiel nur 58 Prozent werden sollten? Dann würde er nicht zur Verfügung stehen. "Ich bräuchte eine eindeutige Legitimation." Und Wutzlhofer? Der scheint auch motiviert.
Die gewünschte Ruhe im Verband dürfte also auf sich warten lassen.