Hektischer Louis Schaub nach Ballgewinnen [Legionärs-Check]

In seinem ersten deutschen Bundesligaspiel überhaupt konnte Louis Schaub den ersten Saisonsieg mit dem 1. FC Köln holen. Der Österreicher spielte eine gute Partie, hatte aber trotzdem einige Probleme im Ballbesitz.

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Ein Legionärs-Check von Simon Goigitzer

 

Der 1. FC Köln startete mit einer 4-4-2-Formation. Louis Schaub spielte anfangs als rechter Mittelfeldspieler. Seine Positionen variierten aber im Spiel, sodass er nach einer Systemumstellung in der zweiten Halbzeit, bis zu seiner Auswechslung in der 84. Minute, als rechter Flügelspieler agierte. Der SC Freiburg begann ebenfalls mit einer 4-4-2-Formation, jedoch stellten die Gastgeber in der zweiten Hälfte auf eine Fünferkette um. In den ersten 45 Minuten agierten die Freiburger schon im Spielaufbau auch einige Male mit einer Dreierkette, da Nicolas Höfler öfters neben beiden Innenverteidigern abkippte.

 

Schaub muss sehr defensiv agieren

Die Kölner verteidigten in einem Mittelfeldpressing. Das heißt, dass sie erst ab der Höhe der Mittellinie attackierten. Dies gab den Freiburgern die Möglichkeit, dass Höfler im hohen Aufbau links neben den Innenverteidigern abkippen konnte. Dadurch konnte sicher der ballnahe Außenverteidiger bis auf die letzte gegnerische Linie bewegen. Dabei schob der offensive Außenbahnspieler in den Halbraum und Schaub musste mit dem tieflaufenden Abwehrspieler mitgehen. Daher bildete der ÖFB-Legionär sehr oft eine Fünferkette. Dazu hatte er anfangs große Probleme mit dem Stellungsspiel und stand von seinem eingerückten Rechtsverteidiger zu weit weg. Dies ermöglichte den Freiburgen einige Male zwischen den beiden Kölnern einen tiefen Pass zu dem aufgerückten Außenverteidiger zu spielen. Nach den Anfangsschwierigkeiten ließ aber der Österreicher den Passweg im Halbraum nicht mehr offen und zwang den Spieler in solchen Situation nach außen zu passen.

In der zweiten Halbzeit stellten die Gastgeber in der Defensive auf eine Fünferkette um und im Ballbesitz bauten sie mit einer Dreierkette auf. Nach einigen Minuten in der zweiten Hälfte stellte auch der FC Köln um. Den Rest des Spieles pressten die Gäste in einem 4-3-3 an. Schaub rückte, als rechter Flügelspieler, zu Kingsley Schindler und Anthony Modeste nach vorne. Durch den Dreiersturm konnten sie die Freiburger auch mannorientiert anpressen. Nach der Umstellung bei den Kölnern blieb Schaub auch nach Ballverlust oder wenn die erste Pressinglinie überspielt wurde eher weiter vorne und bewegte sich kaum noch nach hinten.

 

Schaub hektisch am Ball, dennoch mit einigen guten Entscheidungen

Der ÖFB-Legionär bewegte sich meistens auch ohne Ball schon in die Richtung des Zentrums und besetzte oft den rechten Halbraum. Vor allem, wenn der Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue am Flügel hoch rückte. Wenn Schaub den Ball am Flügel bekam, zog er immer nach innen, um mit seinem linken Fuß Richtung Tor zu spielen. Er blickte meist auch auf die ballferne Seite, ob ein Mitspieler zur zweiten Stange rannte, aber es ergab sich nie die Möglichkeit zum Flanken.

Wenn Schaub den Ball bekam, waren seine Entscheidungen nicht so schlecht, jedoch hätte er sich bei der Ausführung mehr Zeit lassen sollen. Dadurch wären die Pässe sauberer gespielt gewesen und führten nicht wieder zu einem Ballverlust. Beispielweise bekam er nach Ballgewinn den Ball und spielte direkt den Ball weiter. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Schaub bekam den Ball und spielte direkt in die Sturmspitze

Zwar will der Österreicher nach dem Ballgewinn das Spiel schnell machen und die Unordnung des Gegners ausnutzen, dennoch gäbe bessere Entscheidungen, um einen Ballverlust direkt nach Ballgewinn zu vermeiden und möglicherweise zu einem Abschluss zu kommen. Schaub hätte vor der Ballannahme einen Schulterblick machen sollen, damit sieht er, ob er attackiert wird oder nicht. Daraufhin hätte er den Ball in den freien Raum vor sich mitnehmen und auf die Abwehr zu dribbeln können. Nach dem Dribbling gäbe es auch die Chance zu einem Abschluss zu kommen, da er schon sehr Nahe am Sechzehner gewesen wäre.

Ein weiteres Beispiel für seine Hektik am Ball war wieder nach einem Ballgewinn. Diesmal war aber die Balleroberung in der eigenen Hälfte. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Wieder spielt Schaub den Ball nach Eroberung zu hektisch ab

Wieder bekam der eingerückte Schaub nach Ballgewinn aus dem Zentrum den Ball. Nach dem zweiten Kontakt spielte er direkt einen scharfen Pass zu Kingsley Schindler, der das Zuspiel kaum verarbeiten konnte. Danach kam es wieder zu einem Ballverlust. Und wieder vor der Ballannahme machte der Österreicher keinen Schulterblick und wusste nicht, wie viel Zeit er gehabt hat. Auch diesmal hätte er den Ball zunächst mitnehmen und den freien Raum vor sich andribbeln können. Dann gäbe es auch noch die Möglichkeit einen tiefen Pass zu einem Stürmer zu spielen.

Allerdings gab es auch mehrere Aktionen, in denen er zeigte, was er sehr gut kann. Das Bewegen in den Halbraum vom Flügel und den Zwischenlinienraum besetzen ist eines seiner positiven Merkmale. Im Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld war er auch meist anspielbar, jedoch kam der vertikale Pass zu selten. In dieser Szene (Abbildung 3) konnte er sich in den Halbraum bewegen und sich auch noch vom Gegner lösen.

Abbildung 3: Schaub bekam einen diagonalen Pass des Innenverteidigers. Dadurch wurden gleich zwei Pressinglinien überspielt.

Der Legionär bewegte sich im richtigen Moment in den Halbraum und bekam auch von seinem Innenverteidiger den flachen diagonalen Pass. Nach der Annahme konnte er weiter zu Ellyes Skhiri spielen, der den Raum hinter den beiden Sechser erkannte und einen Lauf in die Tiefe machte. Durch diese kurze Kombination wurden die erste zwei Pressinglinien der Freiburger überspielt.

 

Louis Schaub spielte ein gutes erstes Bundesligaspiel. Wenn er den Ball im Halbraum bekam konnte er immer wieder nach vorne Gefahr ausstrahlen. Nach Ballgewinn war er aber allerdings noch zu hektisch und seine Entscheidungen führten dann zu Ballverlusten. In der 84. Minute wurde er dann bei einem Spielstand von 1:1 ausgewechselt.

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