Austrias fehlerhafte Entscheidungen im letzten Drittel gegen Salzburg [Spiel-Analyse]

Eine starke Halbzeit der Veilchen gegen Salzburg reicht nicht. Fehlerhafte Entscheidungen im letzten Drittel der Veilchen kombiniert mit Salzburger Lösungen gegen das Pressing führten zur hohen 1:5 Niederlage.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Der FC Red Bull Salzburg, der in einer 4-1-2-1-2 Formation spielte, tat sich anfangs gegen die Austria schwer, Chancen zu erspielen. Die Veilchen übten in einer 5-2-3 Formation ein Mittelfeldpressing aus. Vor allem wurde dabei darauf geachtet, dass die Gastgeber nicht durch die Mitte spielen können. Diadie Samassekou wurde meistens von Bright Edomwonyi in den Deckungsschatten gestellt, die beiden Achter dann von den zwei äußeren Stürmern und von den Mittelfeldspielern gedeckt - wie zum Beispiel in der Situation von Abbildung 1: Alle Mittelfeldspieler wurden von den Wienern zugestellt und dadurch spielte Andre Ramalho einen hohen Pass auf den Stürmer. Edomwonyi war dabei ein wichtiger Bestandteil des Pressings, da er nicht nur den Sechser immer in den Deckungsschatten stellte, sondern auch die Innenverteidiger öfters unter Druck setzte. Falls er nicht in seiner Position war, spielte Salzburg sofort über die Mitte mit Samassekou oder auch einer der beiden Achter ließ sich tiefer fallen, um den Ball zu bekommen.

Sobald der Außenverteidiger angespielt wurde, attackierte die Austria auch mit mehr Intensität. Man versuchte den Gegenspieler von seinen Mannschaftskollegen zu isolieren, um ihn zu einem Fehler zu zwingen. Auch waren schlechte Zuspiele im Aufbau der Salzburger oder Rückpässe zum Tormann „Trigger“, um höher zu pressen. Wie beispielsweise in der 40. Minute, als ein Pass zu Cican Stankovic kam. In diesem Moment rückte die Austria hoch und presste dann auf Jerome Onguene, der den Ball von seinem Tormann bekam. Der Innenverteidiger konnte die Pressingsituation nicht auflösen und der Ball flog zurück in den Sechzehner. Stankovic kam zu spät zum Ball und foulte dabei Maximilian Sax. Sax verwandelte den Elfmeter selbst zum 1:1.

Salzburg versuchte öfters durch die Mitte nach vorne zu kommen. Anfangs fanden sie keine Lösung, da die Mittefeldspieler bei einem vertikalem Pass sofort unter Druck gesetzt wurden und meist den Ball zurückprallen ließen. Ramalho spielte dann eher längere vertikale Pässe. Meist in den Zehnerraum zu Takumi Minamino oder auch flache Zuspiele direkt in die Spitze. Wie beispielsweise in der 11. Minute (Abbildung 2). Ramalho spielte einen vertikalen Pass zum Stürmer, der dann auf Xaver Schlager prallen ließ. Durch diese kurze Kombination lockten sie mehrere Gegenspieler auf den rechten Flügel und konnten danach mit einem Pass zum Sechser die Seite wechseln.

Nach der schwierigen Anfangsphase kam Salzburg nach 20 Minuten zur ersten richtigen Chance. Nachdem Christian Schoissengeyr aus der Dreierkette herausattackierte aber den Ball nicht gewann, konnte Salzburg schnell den geöffneten Raum ausnutzen. Stefan Lainer spielte einen Stanglpass auf Fredrik Gulbrandsen, der jedoch nicht richtig zum Ball kam.

Der Führungstreffer der Salzburger kam dann zehn Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld konnte Munas Dabbur unter starker Bedrängnis noch einen Pass zu Minamino spielen. Gulbrandsen lief nach dem Zuspiel diagonal in die Tiefe. Dabei konnte er nicht nur Igor, sondern auch Christoph Martschinko in die Mitte ziehen. Somit ermöglichte er den Passweg auf den aufrückenden Lainer. Der Außenverteidiger sah dann in der Mitte Dabbur, der völlig allein zum 1:0 Abschloss.

 

Austrias fehlerhafte Entscheidungen im letzten Drittel

Die Wiener Austria versuchte das hohe Pressing der Salzburger spielerisch aufzulösen. Vor allem in der ersten Hälfte probierten sie es und konnten auch mehrmals das Pressing überbrücken. Besonders Patrick Pentz war eine wichtige Rolle, da er immer durch seine Bewegungen anspielbar war. Pentz konnte auch öfters Pressingsituationen durch Chipbälle auf die Flügel oder vertikale Pässe auflösen. Im Aufbau versuchten die Gäste immer die zwei zentralen Mittelfeldspieler einzubinden, sodass sich durch das Heranlocken der Gegner am Flügel Raum für die Außenverteidiger öffnete.

Gegen Ende der ersten Halbzeit und in der zweiten Spielhälfte griff die Austria im Spielaufbau immer mehr zum hohen Ball. Falls Edomwonyi dann den Ball behaupten konnte, dauerte es jedoch viel zu lange bis genug Spieler nachrückten – so gab es meist keine Anspielstationen. Und auch im letzten Drittel kam es zu vielen Fehlern, wodurch die Austria nicht viele Chancen hatte.

In der 58. Minute bekam Edomwonyi den Ball von Klein. Vor der Auftaktbewegung machte er Schulterblicke, um sich richtig zu orientieren - jedoch nicht mehr vor dem Zuspiel und er drehte sich nicht in die Richtung des Tores auf, da er nicht wusste, ob sich ein Gegenspieler hinter ihm befand. Somit war seine Körperhaltung in Richtung Outlinie orientiert - nach der Annahme wurde er daher auch sofort unter Druck gesetzt. Danach wollte er einen Pass auf Klein spielen, der ihn aber misslang. Es wäre passender gewesen sich vor der Annahme nochmals per Schulterblick umzusehen und in die Richtung des gegnerischen Tore aufzudrehen. Damit hätte er mehr Möglichkeiten gehabt.

Aber auch im Umschaltspiel wurden nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen (Abbildung 5). Die Austria hatte in der eigenen Hälfte einen Ballgewinn und startete einen Konter. James Jeggo spielte dann einen Pass zu Sax, der dann von drei Gegenspielern unter Druck gesetzt wurde und die Wiener verloren sofort wieder den Ball. Passender wäre es gewesen, dass Jeggo diagonal in die Mitte dribbelt. Sax öffnet auch den Raum mit seinem Lauf in die Tiefe. Auch wäre ein direkter Pass zu Edomwonyi möglich gewesen.

Nach einer starken ersten Halbzeit konnte Austria Wien die beiden Chancen in der zweiten Hälfte nicht nutzen und auch im Ballbesitz waren sie zu hektisch und spielten zu unkontrolliert nach vorne. Zudem passierten in der Defensive Fehler, die zum Beispiel zum zweiten Führungstreffer der Salzburger führten. Die Bullen taten sich in der Anfangsphase schwer, fanden aber dann besser in das Spiel und hatten auch Lösungen gegen das Mittelfeldpressing der Austria, wie etwa längere flache vertikal Pässe direkt in die Spitze. Die Bullen konnten zudem in der zweiten Halbzeit die Chancen nutzen und erzielten dabei noch vier Tore zum Endstand von 5:1.