von Michael Fiala

[Leistungsanalyse] Darum musste Julian Baumgartlinger zur Pause runter

Bayer Leverkusen musste eine empfindliche Auswärtsniederlage gegen den Abstiegskandidaten HSV einstecken. Österreichs Dauerläufer Julian Baumgartlinger musste zur Halbzeit runter. Das hat seine Gründe. Eine Leistungsanalyse von David Goigitzer

Im üblichen 4-2-2-2 nahm Baumgartlinger die Position des linken Sechsers neben Charles Aranguiz ein. Er war in diesem Pärchen der tiefere Akteur ein, sowohl bei gegnerischem, als auch bei eigenem Ballbesitz. Diese Staffelung hat folgende Gründe: Zum einen fühlt sich im eigenen Aufbau Baumgartlinger in der tieferen Rolle wohler als Aranguiz. Der Salzburger bevorzugt den ruhigeren, strategischen Ballvortrag. Generell sind sich beide doch eher ähnlich im Spielertypus. Bei gegnerischem Ballbesitz stehen beide ebenfalls gestaffelt, dies hat vor allem mal strukturelle Vorteile. Wird der eine überspielt, muss der andere auch noch überwunden werden. Stünden beide stets auf einer Höhe, könnten beide auf einmal durch Dribblings oder Pässe ausgespielt werden. Baumgartlinger ist ein absichernder Spielertyp, fühlt sich also eher als Ballsammler wohler, während Aranguiz etwas dynamischer und aggressiver im Vorrücken ist und deswegen die leicht höhere Rolle einnimmt.

  

Aufbau als Schwachstelle bei L'Kusen

Der Spielaufbau Bayers hatte durchaus Probleme gegen die im 4-2-1-3 hoch schiebenden Hamburger. Der Aufbau ist jedoch auch schon seit langer Zeit eine Schwachstelle der Elf von Roger Schmidt. Natürlich trägt Baumgartlinger auch seinen Teil dazu bei, dass der Ballvortrag unharmonisch wirkte. In einigen Situationen hatte der Österreicher die Möglichkeit diagonal nach links abzukippen, tat dies jedoch zu zaghaft oder gar nicht. Seine Orientierung und Positionierung waren dabei ebenfalls nicht optimal, was sich natürlich auf die Staffelung negativ auswirkte. Baumgartlinger ist kein ankurbelnder Spieler, und auch keiner, der sonderlich viel Vertikalität ins Aufbauspiel bringt. Seine Passquote ist sehr gut, er hat jedoch grundsätzlich einen Stabilitätsfokus in seinem Passspiel. Durch suboptimale Staffelungen ist der Ballvortrag dann noch schwerer, vor allem wenn die Innenverteidiger nicht sonderlich kreativ im Aufbau sind. So kommen dann viele Querpässe mit darauffolgenden hohen Bällen, da sich die Leverkusener auf ihr Gegenpressing um den zweiten Ball verlassen. Mit zunehmend unterstützenden Aktionen von Kampl verbesserte sich die Ballzirkulation jedoch.

Schmidts Überlegung

Nach ungefähr 25 Minuten flachte die Partie deutlich ab, die Hamburger konnten ihren bevorzugt chaotischen Rhythmus nur bedingt reinbringen, versuchten dies jedoch viel über hohe Bälle. Hierbei konnte Baumgartlinger seine Qualitäten im Spiel um den zweiten Ball sehr gut einbringen: Er positionierte sich stets klug, konnte einige Bälle aufpflücken und sauber weiterspielen, was eine seiner großen Stärken ist. Da Kampl sich jetzt etwas tiefer bewegte, schaffte man es eben auch besser den Ball aus dem zweiten Drittel heraus zu spielen. Als Konsequenz von Kampls Zurückfallen hatte man jedoch nun auch eine Anspielstation weniger nach vorne. Zusätzlich sind weder Volland, noch Mehmedi oder Bellarabi Spielertypen, die sich in den Zehnerraum bewegen und von dort aus das Spielgerät weiter Richtung Tor tragen können. Strukturell konnte man so nicht mehr viel wechseln, um bessere Ballzirkulation zu kreieren. Dies machte dann auch die Auswechslung zur Halbzeit absehbar. Zwar hätte Schmidt wohl Brandt einwechseln können, um die Besetzung des Zehnerraums zu verbessern. Er entschied sich aber für Kießling.

 

Das Herausnehmen von einem der beiden, prinzipiell doch ähnlichen Sechsern, schien Roger Schmidt sinnvoller. Der ehemalige Salzburg-Trainer entschied sich für Baumgartlinger und schob Kampl auf die Sechs, was den Einsatz unseres ÖFB-Kapitäns beendete.