[Leistungsanalyse] Elferfoul mindert Martin Hintereggers Performance nicht

Der FC Augsburg gewinnt ein spannendes Österreicherduell. Einem haben wir genau auf die Beine geschaut: Martin Hinteregger war mittendrin und wusste zu überzeugen. Eine Leistungsanalyse von David Goigitzer

Im Zusammentreffen zweier österreichischer Legionäre (Zlatko Junuzovic begann bei Werder Bremen) nahm Martin Hinteregger die Position des linken Innenverteidigers in einem 4-1-4-1 der Augsburger ein. Schon in der ersten Minute stellte Hinteregger seine Passstärke unter Beweis, als er unter Bedrängnis das Bremer Pressing überlupfte und die Situation stark löste. Der (versuchte) Fokus auf die Innenverteidiger im Aufbau wurde deutlich, als beim Abstoß beide schnell neben dem Strafraum auffächerten. Die Werderaner stellten diese Optionen jedoch passend zu, sodass ein kurzes Abspiel nicht möglich war. Durch situatives breit bleiben wurde die Bremer Formation jedoch auseinander gezogen, was teilweise dennoch kurze Pässe in die Mitte möglich machten. Hintereggers weite Bälle wusste er bewusst und in richtigen Momenten einzustreuen, ohne dies zu übertreiben. So wählte er vor allem die Momente, wenn Werder Bremen zu weit aufgerückt war, ohne Druck auf den Ballführenden zu machen. Bobadilla lief hier immer wieder klug diagonal hinter die Abwehrreihe und war der primäre Abnehmer für diese Schupfer über das Bremer Pressing. Auch seine Klärungsversuche konnte er stets technisch sauber ausführen und, wenn nicht direkt auf den Mitspieler, zumindest in überladene Zonen und auf eine Art und Weise spielen, sodass man direkt gegenpressen konnte.

 

 

Hinteregger muss antizipieren

Die Augsburger versuchen durch flaches, kurzes bis mittellanges Kombinationsspiel den Ball nach vorne zu bringen. Dies wollen sie durch eine generell breite Formation in Ballbesitz herstellen. Eine breite Formation ist in Sachen Defensive eine besondere Aufgabe für die Absicherung, vor allem für Verteidiger. Denn nach Ballverlust konnten die Augsburger nicht immer effektiv gegenpressen, weshalb Hinteregger Ballverluste antizipieren und sich entsprechend positionieren musste. Recht bald musste er einem Fehlpass eines Mitspielers einen hohen Ball auf den ausweichenden Max Kruse ablaufen, was er jedoch mit hervorragendem Timing lösen konnte. Der Bremer Stürmer ist auch das nächste Stichwort bezüglich Herausforderung bei gegnerischem Ballbesitz. Der ehemalige Freiburg- und Wolfsburgakteur wurde mal von seinem damaligen Freiburg- Trainer Christian Streich als „schwimmenden Neun-einhalber“ bezeichnet. Diese Namensgebung sollte seine ausweichenden, flexiblen Bewegungen in die Halbräume und den Zehnerraum aus dem Zentrum beschreiben. Besonders für mannorientiert verteidigende Abwehrreihen ist Kruse also schwierig zuzuteilen. Zudem besetzen Gnabry und Bartels auch immer wieder dynamisch das Sturmzentrum aus der Tiefe heraus. Dies löste Hinteregger gut, in dem er generell seine Position hielt und nur situativ Mannorientierungen aufnahm, jedoch sehr bedacht darin war, den Gegenspieler nicht zu weit zu verfolgen und sich aus der Position ziehen zu lassen.

Gute Leistung von Hinteregger

Er ließ lieber etwas Vorsicht walten, als zu früh und aggressiv aus der Formation zu rücken und vielleicht zu schwierig zu stopfende Löcher in der eigenen Abwehrkette zu reißen. In der tiefen Verteidigung gab es jedoch ein, zwei Szenen wo man darüber diskutieren könnte, ob er da nicht aggressiver auf den Ballführenden hätte gehen können. In solchen engen Situationen kann diese Entscheidung jedoch mit vielen verschiedenen Faktoren begründet werden, ist jedoch reine Spekulation. Ein enges Duell mit Gnabry, das er am Rande des Strafraums verlor, endete in einem Foul von Hinteregger im Strafraum. Daraufhin folgte ein Elfmeter, den Max Kruse um 2:1 für Bremen verwandelte.

 

Im Großen und Ganzen lieferte Hinteregger eine gute Leistung ab. Mit seiner starken Spieleröffnung passt er gut in die derzeitigen Augsburger Pläne, wie man das Spiel gestalten will. Er passt gut in den Kader und bekommt auch seine verdienten Einsätze, die er bei Mönchengladbach als Halb- oder Außenverteidiger nicht bekam. Das Foul, das den Elfmeter verursachte, minderte seine Leistung nur geringfügig.