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Rapid besetzt das Zentrum und Schwab blüht auf

Rapid-Trainer hat nach der Sturm-Niederlage einige richtige taktische Schlüsse gezogen. Dennoch bleiben viele Fragezeichen beim Positionsspiel offen. Eine Taktik-Analyse von Momo Akhondi.

„Wir haben das Zentrum sehr oft aufgegeben, warum auch immer“. Auf der Pressekonferenz vor dem LASK-Spiel am Donnerstag zeigte sich Rapid-Trainer Djuricin mit dem Offensivspiel seiner Mannschaft gegen Sturm Graz nicht zufrieden. „Unser Positionsspiel hat gar nicht gepasst, daran haben wir die Woche gearbeitet“

 

Dass der Rapid-Trainer seinen Worten Taten folgen lassen würde, war schon vor Anpfiff zu erahnen. Stephan Auer musste – auch aufgrund von Fieber unter der Woche – auf der Ersatzbank Platz nehmen. An seiner Stelle spielte aber nicht Rückkehrer Ljubicic, sondern Kapitän Stefan Schwab. Dieser übernahm die Position von Auer, während Ljubucic auf der Sechs starten durfte.

Bild 1 – Ljubicic als Sechser, Schwab eine Linie höher auf der Acht

Die Unterschiede zwischen Schwab-Ljubicic und Auer-Schwab waren mannigfaltig. Zum einen hielt Schwab seine Position besser als Auer eine Woche zuvor gegen Sturm, andererseits kann Schwab seine persönlichen Stärken in den höheren Positionen besser ausspielen als auf der Sechs. Eine der größten Stärken von Stefan Schwab ist das Bespielen von engen Situationen und damit das Auflösen des gegnerischen Pressings.

 

Dies hat er bereits letzten Samstag gegen die Mannschaft von Franco Foda versucht, das jedoch fast immer an der ersten Linie im Spielaufbau, fast schon als letzter Mann. Ein Ballverlust ist da meist tödlich und führt unweigerlich zu einer Großchance des Gegners. Schwab wusste dabei auf der Sechs oft nicht seine Dribblings einzuschränken, oftmals fehlte ihm aber auch schlichtweg die Unterstützung, womit auch die erfolgreichen Dribblings ohne Ertrag blieben.  

 

Gegen den LASK durfte er nach langer Zeit wieder eine Linie höher agieren, dort kann er seine Stärken am Ball besser einbringen – sowohl bei den Pässen als auch in den Dribblings.

 

All diese Qualitäten sind bei Schwab sehr ausgeprägt, während sie Stephan Auer in vielen Situationen im zentralen Mittelfeld abgehen. Gleichzeitig muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass Überraschungs-Debütant Dejan Ljubicic bei seinem Startelf-Debüt für Rapid bewies, dass er die Rolle als Sechser sehr gut ausfüllen kann. Er beschränkte sich darauf, den Sechserraum zu besetzen und als Anspielstation immer wieder den Angriff am Laufen zu halten.

Bild 2 – Rapid hat das Zentrum besetzt und kann den Gegner dadurch anlocken. Schwab und Ljubicic binden vier Linzer. Dadurch wird am Flügel Platz frei. Nur durch gutes Positionsspiel kann man Raum beim Gegner öffnen.

Dabei stieß er immer wieder klug nach vorne, ohne dabei die eigene Viererkette zu entblößen. Seine Vorstöße waren sowohl dosiert als auch gut überlegt und somit vom Rest des Teams abgesichert. Auch dies ging den Rapidlern letzte Woche noch ab – zu spüren bekam man das vor allem beim 0:1 durch Deni Alar.

 

Generell war der junge Ljubicic sehr aufmerksam, konnte mit effektiven Schulterblicken enge Pressingsituationen des LASK frühzeitig erkennen und war dementsprechend oft für den Folgepass vorbereitet.

 

Auch interessant war das Abkippverhalten des Neustadt-Kooperationsspieler. Vereinzelt kippte dieser nämlich zu den Innenverteidigern ab. Dabei war sein Bewegungsspiel jedoch stets dynamisch und das Fallenlassen war für den Gegner wenig vorhersehbar beziehungsweise war der LASK immer dazu gezwungen auf die Dynamik von Ljubicic zu reagieren. Dabei hatten sowohl Ljubicic als auch der SK Rapid mit Stephan Schwab einen Spieler am Feld der solche Situationen zu seinem Vorteil nutzen kann. 

Bild 3 – Fortsetzung von der Szene aus Bild 1: Ljubicic kippt ab, Schwab hält bewusst seine Position und fordert Hofmann dazu auf anzudribbeln.

Auf Bild 3 ist gleichzeitig zu erkennen, wieso der abkippende Sechser im modernen Fußball oft falsch eingeschätzt beziehungsweise falsch genutzt wird. Zu oft werden nur die Effekte des Abkippens auf die eigene Mannschaft betont: höhere Außenverteidiger, Dreierkette im Spielaufbau.

 

Wirklich effektiv ist das Abkippen des Sechsers jedoch erst, wenn es zu Veränderungen bei der gegnerischen Mannschaft kommt. Eines der Hauptziele im Positionsspiel ist es, den Gegner zu bewegen und aus seiner eigentlichen Defensivformation rauszulocken oder sie zumindest dazu zu provozieren.

 

Um auf Bild 3 zurückzukommen: Ljubicic lässt sich fallen, Schwab hält jedoch bewusst seine hohe Position. Damit bindet der Rapid-Kapitän gleich zwei LASK-Spieler und fordert mit einer Handgeste seinen Innenverteidiger Max Hofmann dazu auf, den Gegner anzudribbeln. Die Gäste stehen durch das gute Bewegungsspiel von Ljubicic, Hofmann und vor allem Schwab vor einem Dilemma. Sollen sie Hofmann angehen? Dabei aber Schwab aus den Augen verlieren? Und was passiert eigentlich mit Ljubicic?

Bild 4 – Der LASK zögert bis zum letzten Moment und traut sich weder wirklich Hofmann anzulaufen noch Schwab hinten zu decken. Rapid besetzt den Raum jedoch nicht.

Diese Situation wird schließlich vom Rapid-Kapitän bemerkenswert gut gelöst. Nachdem Hofmann seinem Befehl nachkommt und die Gäste mit dem Ball am Fuß andribbelt, kommt ihm Schwab langsam entgegen und nimmt damit das gesamte LASK Mittelfeld mit. Im Rücken von Schwab öffnet sich ein riesengroßer Raum. Einziger Wermutstropfen: Die Rapidler besetzen diesen Raum schlichtweg nicht. Der Angriff verläuft stattdessen die Outlinie entlang.

 

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