Foto: © GEPA

Rapid und Salzburg retten den (Spiel-)Tag [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 20. Runde]

Der Grunddurchgang steht vor dem Ende, das Schicksal einiger Vereine entscheidet sich demnächst. In den Stadion merkt man davon wenig - außer in Wien.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Es wäre eine traurige Runde geworden, zumindest aus statistischer Sicht. Rechnet man fünf der sechs Heimspiel-Zuschauer:innenzahlen zusammen, kommt man auf einen Wert von 16.848. Zur Einordnung: Die bisher niedrigste Gesamtzahl einer Runde war 32.616, davon war man vor dem letzten Spiel am Sonntag also noch relativ weit entfernt. Und auch wenn Rapid traditionell viele Fans ins Stadion bringt, waren Zahlen jenseits der 15.000-Marke auch nicht immer selbstverständlich. Sollte man sich darüber Gedanken machen, dass es in einer der spannendsten Phasen der Saison ein fast volles Weststadion braucht, um nicht den Runden-Negativrekord der Saison zu unterbieten? Vielleicht. 

 

WSG und Hartberg zurück in der Realität

Es ist gar nicht so einfach aus den Zuschauer:innen-Zahlen der WSG Tirol schlau zu werden. Auf einen neuen Saisonrekord in Runde 18 mit 5.300 Fans gegen Red Bull Salzburg folgt der Einbruch zurück auf nur knapp 2.450 gegen den LASK. An der Stärke des Gegners alleine kann es kaum liegen, die „Bullen“ sind normalerweise kein größerer Zuschauermagnet als die Vereine aus Wien, Graz oder Linz. Auch in Tirol war das zuletzt nicht unbedingt anders: Im September 2021 waren 2.800 Fans dabei, 2019 nach dem Aufstieg immerhin 5.400. Gegen Salzburg gab es außerdem Freibier, aber deswegen kommen auch nicht doppelt so viele Zuschauer wie sonst ins Tivoli. Wie auch immer, die Wahrheit liegt näher beim LASK-Spiel, die WSG schöpft ihr Zuschauer:innen-Potenzial – zumindest in Innsbruck – bei knapp zweieinhalbtausend Fans aus. Mit der 2:3-Niederlage wird es auch im Rennen um die Meistergruppe noch einmal spannend, die Tiroler finden sich derzeit am Schleudersitz.

Vor dem Spiel hatte der WAC noch Chancen auf die Meistergruppe, von einem Abstiegsduell in Hartberg zu schreiben, wäre verfrüht gewesen. Nach dem Spiel schaut die Sache anders aus, durch den Heimsieg der Steirer trennen die beiden Teams nur noch drei Punkte. Auch Trainer Robin Dutt musste gehen, im Abstiegskampf übernimmt ein anderer. Dazu passt dann auch das mit nur 2.590 Fans gefüllte Stadion, nach zwei Topspielen gegen Rapid (4.705) und Sturm (4.726) war man in Hartberg wieder eher in der eigenen Gewichtsklasse unterwegs. Der Rückblick auf Duelle mit dem WAC zeigt, dass trotzdem mehr möglich wäre: im März und September 2019 waren 3.678 bzw. 3.200 Fans vor Ort. Für den TSV war es übrigens der erste Heimsieg seit Runde sechs vor - sage und schreibe - über sechs Monaten.

 

Déjà-vu in Klagenfurt, Lustenau nicht ganz ausverkauft

Wenn man denn möchte, könnte man nicht nur in der Politik, sondern auch beim SK Austria Klagenfurt mit einer Aufarbeitung beginnen, vielleicht sollte man sich aber auch zuerst mit den Gremien besprechen. Die Kernfrage: War es die schlechte Heimbilanz, oder doch die Landtagswahl am Sonntag? Die Kärntner unterbietet gegen Altach mit nur 3.021 Fans den eigenen Saison-Tiefstwert aus der 12. Runde gegen den LASK (3.408). Nach vier Niederlagen im eigenen Stadion gelang den Klagenfurtern gegen Altach ein 3:0-Sieg, damit rückt man bis auf einen Punkt an die WSG Tirol heran. Wenn man so will sind die Zahlen vom Sonntag aber immer noch als Steigerung auszulegen: Weniger als 3.000 Fans waren zuletzt im Februar 2022 da, es war das letzte Heimspiel gegen den SCR Altach.

„Das Spiel wird mit großer Wahrscheinlichkeit ausverkauft sein“, hatte Austria Lustenau am vergangenen Donnerstag angekündigt, daraus wurde letztendlich nichts. 4.337 Fans waren gegen Sturm Graz im Stadion – bei weitem keine schlechte Zahl, aber eben doch um hundert bis zweihundert weniger als gegen Rapid oder Altach. Wobei das natürlich auch am Auswärtssektor liegen kann. Thema Nummer 1 in Lustenau dürfte derzeit sowieso eher ein anderes sein: Ab November 2023 wird das Reichshofstadion umgebaut, nach längerer Herbergssuche hat man sich jetzt zumindest im Lizenzantrag für Innsbruck als Ausweichquartier entschieden. Bei Heimspielen stünde den Fans damit eine über zwei Stunden lange Anreise bevor. Die Alternative - Bregenz – bedarf einer Ausnahmegenehmigung und kommt für den Herbst noch nicht infrage. Keine guten Nachrichten mit Blick auf Zuschauer:innen-zahlen, aber zurück zum Spiel gegen Sturm: Es war das erste Heimspiel gegen die Steirer seit dem Cup-Achtelfinale im Jahr 2013, vor einer Kulisse von 5.200 Fans setzte es ein 0:4 für den damaligen Zweitligisten.

 

Missglücktes Trainerdebüt 

Nach der Trennung von Christian Heinle wird die SV Ried von Maximilian Senft trainiert, bei seinem Debüt wollte der 33-Jährige „die Emotionen im Stadion wecken“. Das gelang dann anders als geplant: Via Transparent wurde den Verantwortlichen Planlosigkeit vorgeworfen und eine Neuausrichtung gefordert, mit dem Schlusspfiff waren die meisten der 4.450 anwesenden Fans dann auch schon wieder weg. Aufbruchstimmung kommt nach der 1:3-Niederlage gegen Austria Wien jedenfalls keine auf, immerhin sind die Zuschauer:innenzahlen noch nicht komplett eingebrochen. Zur Einordnung: Beim Spiel am Samstag waren annähernd gleich viele Fans dabei wie – nach einem brauchbaren Saisonstart - in Runde drei und vier gegen Sturm und die WSG. Absoluter Tiefpunkt war das Duell im Oktober mit Altach vor 3.000 Fans. An Spiele in besseren Zeiten kommt man klarerweise schon länger nicht heran: Letztmals voll war das Stadion gegen die Austria im Jahr 2011, 2013 waren immerhin noch über 6.000 Fans dabei.

Die Hoffnungen auf ein ausverkauftes Heimspiel gegen Red Bull Salzburg haben sich für Rapid Wien nicht ganz erfüllt, mit einer Kulisse von 24.200 Fans kann man aber - wie oben erwähnt - wirklich zufrieden sein. Es ist nämlich auch trotz der hohen Messlatte eine Steigerung gegenüber dem letzten Duell, im Mai 2022 waren 800 weniger da. Im November 2017 kamen 24.375, kurz nach der Eröffnung des neuen Stadions im August 2016 sogar 24.300. Nur beim Derby war in dieser Saison bisher mehr los, das Salzburg-Spiel landet damit klar vor den Duellen mit Sturm und dem LASK.

Ausgewogenere Runde steht bevor

In der 21. Runde – der vorletzten im Grunddurchgang – sollte die Welt schon wieder anders ausschauen. Mit Rapid (gegen die WSG) und Sturm (gegen Austria Wien) haben zwei Vereine Heimspiele, die verlässlich gute Zahlen liefern. Auf den LASK kommt Red Bull Salzburg und damit das erste Topspiel im neuen Stadion zu, auch hier kann man sich viel erwarten. Bleiben noch der SCR Altach (gegen Ried) und Austria Klagenfurt (gegen Hartberg) sowie der WAC gegen Austria Lustenau.

90minuten.at-TV powered by OneFootball

90minuten.at-exklusiv

2. Liga TV

Schon gelesen?