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Die Wiener Austria ist stolz auf sich [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 10. Runde]

Trotz ungünstiger Tabellensituation ist man bei der Austria zufrieden - mit den Fans und mit dem Trainer. In Hartberg sieht die Sache etwas anders aus. Die Zahlen der 11. Runde sind insgesamt ausbaufähig.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Eigentlich war die letzte Runde schon wenig berauschend, mit insgesamt 39.777 Fans in Runde 10 ging es dann aber doch noch einmal einer Spur schlechter. Die Zuschauer:innenzahlen der Bundesliga schwanken auch in dieser Saison ordentlich - so sehr, dass es sogar den Vereinen teilweise ein Rätsel sein dürfte, warum an einem Spieltag wenige, am nächsten plötzlich viele Menschen ins Stadion kommen. Vor einem Jahr haben einige Klubs in Bundes- und 2. Liga zu ungefähr dieser Zeit rund um das Motto Oktoberfest versucht, neue Zuschauer:innen zu gewinnen. Freikarten wurden angeboten, mancherorts gab es Freibier oder passendes Essen. Vielleicht gelingt es ja auch in diesem Jahr, das Faninteresse bei einigen Vereinen wieder stärker anzukurbeln. Noch ist davon aber wenig zu merken. 

Festzuhalten ist auch, dass Österreichs Profifußball aktuell wieder die Fairplay Aktionswochen begeht: "Gegen Hass und Hetze - Für Vielfalt im Fußball" lautet das Motto im Jahr 2023. In den Stadien wurde die Botschaft vor allem über Transparente und Anzeigen auf den Videoboards vermittelt, es bleibt zu hoffen, dass sie so auch ankommt.

 

Hartberg leicht enttäuscht, Lustenau bleibt treu

Am Samstagnachmittag entspannt ins Stadion gehen, sich über einen Sieg gegen ein Team freuen, mit dem man in der Vorsaison noch auf Augenhöhe lag – hätte man das den Anhänger:innen des TSV Hartberg vor rund einem Jahr angeboten, wäre wohl ein Großteil darauf eingestiegen. Jetzt wo es gut läuft, klappt das mit dem Stadion füllen überraschend selten. Die WSG Tirol war zu Gast in der Steiermark, zugegebenermaßen kein Gegner, der viele Fans anlockt. Aber 1.776 Zuschauer:innen sind trotzdem ein auffällig niedriger Wert, damit fällt man zurück in den Oktober 2022. Damals war auch die WSG zu Gast, Hartberg ging mit 1:5 baden und behielt den Platz als Schlusslicht. Das letzte Heimspiel gegen Tirol war besser besucht, im Mai 2023 waren 2.125 Zuschauer:innen dabei. In der Aussendung zum Spiel am Samstag merkte auch der Verein selbst an: „Wir möchten uns bei den treuen TSV-Fans, die live dabei waren, ganz besonders bedanken, auch wenn sich unsere Mannschaft absolut mehr Zuschauer verdient hätte“.

In Lustenau hätten nicht mehr viele Leute ins Stadion gepasst, mit 4.521 Zuschauer:innen blieb kaum ein Platz leer. Gegner war im Vorfeld des Volksfests "Kilbi" der SK Rapid, gegen den es auf dem Platz nichts zu feiern gab. Für Lustenau war es die sechste Niederlage im sechsten Heimspiel der Saison 2023/24, die Bilanz wird mit einem Blick auf das Torverhältnis nur trister – zwei eigene Treffer stehen 18 Gegentoren gegenüber. Der Support von den Rängen bleibt trotzdem ungebrochen, ob das auch nach dem Umzug nach Bregenz so bleibt, wird sich zeigen. Zwei Heimspiele im Reichshofstadion bleiben noch, bevor die Umbauarbeiten starten sollen.

 

Unberechenbares Klagenfurt und ein fast volles Haus im Lavanttal

In Klagenfurt war der Meister zu Gast, die Zuschauer:innenzahlen bleiben durchwachsen. Mit 4.892 Fans gegen Salzburg gab es am Sonntag zwar einen neuen zweitbesten Wert für die Saison, nachhaltig ist an dieser Zahl aber nichts. Auf das Hinrunden-Heimspiel gegen Salzburg in der Saison 2022/23 fehlen über 1.000 Fans, gegenüber dem Heimduell in der letzten Meisterrunde konnten 200 dazugewonnen werden. Die Kärntner schwanken wie in der Vorsaison von Spiel zu Spiel, die Unterschiede liegen klar im vierstelligen Bereich – obwohl die sportlichen Leistungen auf gutem Niveau konstant bleiben. Am Sonntag lag man jedenfalls nahezu in der Mitte zwischen dem schlechtesten Wert der Saison – 2.550, vor zwei Wochen gegen Lustenau aufgestellt – und dem besten Wert – 7.932, erreicht in der 2. Runde gegen den WAC.

Deutlich angenehmer ist der Blick nach Wolfsberg, auch wenn das Großteils an den Gästen - Sturm Graz - liegen wird. 6.125 Fans sind gegenüber dem bisherigen Saisonschnitt fast eine Verdoppelung, keines der bisherigen Heimspiele fand vor über 4.000 Zuschauer:innen statt. Die Vorsaison ist ein ungünstiger Maßstab, weil sportlich unglücklich – über 6.000 kamen zu keinem Heimspiel. Für einen besseren Wert muss man bis in den Mai 2022 zurückgehen, damals war Rapid zu Gast. Auch wenn solche Aktionen sich normalerweise positiv auf die Zahlen auswirken: Dass der Besuch des Ligasponsors Admiral samt "legendärer T-Shirt-Booster-Show, bei der Shirts in die Menge katapultiert werden" in der Halbzeit den Unterschied gemacht hat, darf bezweifelt werden. Historisch gesehen ist Sturm Graz einfach der Lieblingsgegner der WAC-Anhängerinnen, zu den 26 Heimspielen kamen im Schnitt 4.799 Interessierte – mehr als gegen jeden anderen Bundesligisten.

Neues LASK-Stadion nur mehr halbvoll, die Austria ist zufrieden

Nur mehr halbvoll ist inzwischen das Stadion des LASK, zum ersten Mal war das Publikum in der Bundesliga nicht fünfstellig. Eine bittere Entwicklung, vor allem deshalb, weil die sensationellen Zuschauer:innenzahlen der Liga zum Saisonstart vor allem durch den großen Andrang in Linz erreicht werden konnten. Die große Begeisterung scheint jetzt aber verflogen, gegen Altach waren nur mehr 9.800 Fans im Stadion. Von den Zahlen aus dem alten Stadion in Pasching ist man damit nicht mehr so weit entfernt wie erhofft. 5.800 Fans haben dort Platz, vor dem Umzug war es mehrfach ausverkauft. Für Duelle mit dem SCR Altach, der davor noch nicht im neuen Stadion zu Gast war, ist es natürlich trotzdem ein Rekordwert, der vorige wurde 2008 auf der alten Gugl aufgestellt.

Der Wiener Austria gelang gegen Blau-Weiß Linz ein Befreiungsschlag, mit 12.663 war das Spiel gegen den Aufsteiger gut besucht. Das dürfte dem Verein aktuell auch besonders wichtig sein: Vor dem Spiel wurde auf den erfreulichen Zuschauer:innenschnitt von 13.000 verwiesen, das sei absoluter Rekord in der Vereinshistorie. Für kurz entschlossene gab es deshalb auch noch ein „Zuckerl“, Einzeltickets für das Spiel am Samstag gab es mit dem Rabattcode „Danke“ um drei Euro günstiger zu erwerben. Auch die Führungsetage scheint zufrieden: Die Austria sei interessant, urteilte Präsident Gollowitzer in der Pressekonferenz vor dem Spiel. Der neue Finanzvorstand stelle bereits in Aussicht, auch mithilfe der starken Fanzahlen Gelder im Ausland lukrieren zu wollen. Für die Austria war es das bestbesuchte Heimspiel gegen einen Aufsteiger seit Juli 2018, beim Auftaktspiel zur Saison gegen Innsbruck waren 13.155 Fans dabei. Insgesamt wirkt die Stimmung im Verein trotz des Fehlstarts ordentlich, von den Fans gab es per Transparent Unterstützung für Trainer Michael Wimmer.

 

Mit Schwung aus der Pause

Die gute Nachricht: Nach der Länderspielpause werden die Zahlen wieder besser - das lässt sich eigentlich garantieren. Rapid ist in dieser Hinsicht eine sichere Bank, nach dem souveränen Sieg am Wochenende können die Wiener Austria Klagenfurt mit Selbstvertrauen empfangen. Auch Sturm Graz spielt in der 11. Runde zuhause, zu Gast ist der TSV Hartberg. Das Topspiel der Runde ist in Salzburg angesetzt, der LASK könnte für die momentan inkonstanten "Bullen" zu einer echten Herausforderung werden. Auf ähnlichem - und für ihre Verhältnisse gutem Niveau - sollten Altach (gegen den WAC) und Blau-Weiß Linz (gegen die Austria Lustenau) abschneiden. Für die WSG Tirol bleibt zu hoffen, dass der gastierende Großklub Austria Wien den ein oder anderen Fan mehr ins Stadion lockt. 

Zum ersten mal seit der 8. Runde sollten wieder über 45.000 Fans in die Stadien kommen, es wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

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