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Faktencheck: Wie viele Sportdirektoren wurden vom ÖFB befragt?

Rund 13 bis 14 Österreicher will der ÖFB im Rahmen seiner Task Force auf der Liste der Sportdirektoren gehabt haben. Doch wer wurde tatsächlich kontaktiert?

 

Ein Faktencheck von Michael Fiala

 

Die Geschichte ist so weit bekannt: Die Außendarstelltung des ÖFB in den vergangenen Wochen war ein Desaster. Die Landespräsidenten waren außer Rand und Band, haben den Verband als Chaos-Truppe erscheinen lassen. An der Spitze ein machtloser Präsident. Und eine Task-Force, die um ihr Image kämpft.

 

Zuletzt versuchte Thomas Hollerer im 90minuten.at-Interview etwas Licht ins Dunkel der Sportdirektoren-Bestellung zu bringen. Hollerer bestätigte, dass auf der Liste der potenziellen Kandidaten „insgesamt rund 20 Personen“ gestanden sind. „Das Verhältnis waren ca. ein Drittel Ausländer, zwei Drittel Österreicher. Es wurden aktive und gerade nicht aktive gefragt.“

 

13 bis 14 potenzielle Sportdirektoren aus Österreich?

Aus Österreich standen daher folgerichtig 13-14 Personen auf dieser Liste. Der erste Gedanke war: Fallen jemanden überhaupt 14 potenzielle Sportdirektoren aus Österreich ein? Mit Mühe und Not würde man vermutlich die Liste zusammenbringen, wenn man alle  Augen bzgl. des nicht bekannten Anforderungsprofils zusammendrückt. Man liegt nicht falsch, wenn man meint: So gut wie alle Personen, die man sich in Österreich als Sportdirektor vorstellen kann, sind auf der Liste der Task Force demnach gestanden.

 

Was uns zudem etwas skeptisch gemacht hat: Wird jemand Trainer oder Sportdirektor, gibt es normalerweise in den folgenden Tagen in den Medien Berichte über Kandidaten, die es dann doch nicht geworden sind. Sei es, weil einfach etwas durchgesickert ist oder weil der enttäuschte, „durchgeflogene“ seinem Ärger direkt oder indirekt Luft macht. Und dieses Mal? Kein Name, gar nichts. Keine Gerüchte.

 

12 Vereine kontaktiert

Also hat 90minuten.at in den vergangenen zwei Tagen zum Hörer gegriffen und einen Rundruf gestartet. Es wurden Sportdirektoren, Pressesprecher, Präsidenten und Manager von Österreichs Profiklubs angerufen – alle haben die Zusicherung von 90minuten.at bekommen, dass diese Befragung anonym abläuft. Namen und Klubs wird man daher in diesem Artikel nicht lesen können. (Ausnahme: Die Austria wurde aufgrund der Teilnahme von Markus Kraetschmer in der Task Force nicht befragt).

 

Ergebnis: 10 Antworten – 10 Mal „Nicht gesprochen“

12 Vereine wurden erreicht – und ehrlich gesagt, viel mehr Klubs mit einem aktiven Sportdirektor gibt es aktuell auch nicht. Und das Bild, das sich nach diesen vielen Telefonaten zeichnet, ist verblüffend – oder auch erschreckend: Von zwei Vereinen gab es keine Auskunft, die anderen 10 hatten alle ein und dieselbe Antwort: Es gab kein Gespräch zwischen dem Sportdirektor und der Task Force. 

 

Fazit: War es eine Alibi-Force?

Selbst wenn man davon ausgeht, dass der eine oder andere Sportdirektor automatisch von der Liste gestrichen wird, weil er vielleicht zu teuer ist oder aus einem anderen Grund ausfällt, oder ein direktes Gespräch zwischen ÖFB-Präsident und Klub-Präsident gleich ein „No“ ergeben hat (und man daher den Sportdirektor nicht mehr kontaktieren muss), bleiben große Zweifel, wie ernst es die Task Force mit der Suche nach – zumindest – österreichischen Kandidaten gemeint hat, obwohl ÖFB-Präsident Leo Windtner bei der Präsentation vergangenen Samstag zugesichert hat, dass es sich um keine Alibi-Aktion gehandelt hat. 

 

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