Christopher Trimmel: "Das Wort 'Aufstieg' will ich eigentlich gar nicht mehr hören" (2)
Seit dreieinhalb Jahren steht Ex-Rapidler Christopher Trimmel bei Union Berlin unter Vertrag, entwickelte sich in dieser Zeit zu einem absoluten Leistungsträger und zu einem der besten Außenverteidiger der zweiten Liga. Im großen 90minuten.at-Interview spricht Trimmel über das Verhältnis zu Ex-Coach Jens Keller, die Gründe für Unions Negativlauf und falsche Erwartungshaltung.
Dieses hohe Pressing kannte ich bisher in der Form nicht. Dabei kommt es meiner Spielweise sehr entgegen, da ich mich oft mit Flankenläufen in die Offensive einschalten kann.
90minuten.at: Zuletzt gab es drei Niederlagen in Folge. Kann man da sagen, dass die Winterpause für Union zum richtigen Zeitpunkt kommt?
Trimmel: Ja ich glaube schon. Wir alle haben uns natürlich gewünscht, mit einem besseren Gefühl in die Pause zu gehen aber das können wir uns leider nicht aussuchen.
90minuten.at: Die beiden letzten Niederlagen bescherten dem neuen Coach Andre Hofschneider einen ordentlichen Fehlstart. Ist der Trainereffekt damit schon vorbei oder was konnte er bisher konkret verändern?
Trimmel: Nein, ich denke man hat im letzten Spiel gegen Ingolstadt schon gewisse Dinge gesehen, die seine Handschrift tragen. Das sah spielerisch schon besser aus als in den Wochen zuvor. Er hat einfach viele Gespräche geführt um die Unsicherheit aus den Köpfen von uns Spielern zu bekommen. Wir haben zu oft in gewissen Situationen die falsche Entscheidung getroffen und das ist eine Kopfsache. Gegen Dresden hat man diese Verunsicherung noch deutlich gesehen, gegen Ingolstadt war es okay aber die defensiven Fehler brachten uns wieder um die Punkte. Aber es ist für einen Trainer auch schwer in eineinhalb Wochen etwas Großes zu bewegen. Kein Trainer der Welt kann das.
90minuten.at: Außer Peter Stöger.
Trimmel: (lacht) Ja der kann das anscheinend.
90minuten.at: Jens Keller wurde doch überraschend entlassen. Teile der Mannschaft sollen sich sehr für den Trainer eingesetzt haben.
Trimmel: Wir als Mannschaft waren überzeugt, dass wir mit Jens Keller wieder in die Spur kommen. Aber das ist so, wie in jedem Beruf, da werden weiter oben Entscheidungen getroffen, die man nicht beeinflussen kann. Es ist auch nicht unser Job diese Entscheidungen zu treffen, das macht der Klub. Wir haben das schnell
abgehakt und haben versucht unseren Job zu machen und Union wieder würdig zu präsentieren. Wir hatten die Kommunikation mit den Verantwortlichen, somit glaube ich, dass es für die Spieler dann auch okay war. Wir alle kennen das Geschäft. So läuft es nun mal.
90minuten.at: War es für Sie persönlich auch okay? Jens Keller galt als großer Fan von Ihnen.
Trimmel: Auch ich bin lange genug dabei um so etwas richtig einordnen zu können. Klar, ich habe sehr von der Arbeit mit Jens Keller profitiert, wir alle haben das. Er hat unheimlich viel Erfahrung, war Trainer auf Schalke und in Stuttgart.
90minuten.at: Was nehmen Sie speziell aus der Arbeit mit Jens Keller mit?
Trimmel: Sehr viel, vor allem die Spielweise. Dieses hohe Pressing kannte ich bisher in der Form nicht. Dabei kommt es meiner Spielweise sehr entgegen, da ich mich oft mit Flankenläufen in die Offensive einschalten kann. Das hat schon unheimlich Spaß gemacht. Außerdem glaube ich, dass sich der Verein Union Berlin unter Jens Keller toll entwickelt und gut positioniert hat. Das sah man ja auch in den Cupspielen in Dortmund (letzte Saison, Anm.) oder heuer in Leverkusen. Da haben wir nicht schlecht ausgesehen. Das lag an seiner guten Arbeit. Aber, so ehrlich will ich auch sein, ich hatte noch nie einen schlechten Trainer und habe bei jedem etwas gelernt.
90minuten.at: Nach der Winterpause bekommt es Union in den ersten vier Spielen mit den drei Mannschaften zu tun, die aktuell auf den Aufstiegsplätzen liegen. Was passiert, wenn sich Union dann schon aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet?
Trimmel: Darüber will ich weder nachdenken noch sprechen. Ich habe es bereits zu Beginn gesagt: Für uns wird es jetzt wichtig sein, wieder von Spiel zu Spiel zu schauen und uns nicht von irgendwelchen Themen, die um uns herum diskutiert werden, ablenken zu lassen. Wir müssen in der Vorbereitung unsere Hausaufgaben machen und dann schauen was passiert. Genug Qualität im Kader haben wir um anders aufzutreten als zuletzt.