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Taktikanalyse: Trotz Auswärts-4:1 war Austria ideenlos (2)

Austria Wien gewinnt bei HNK Rijeka deutlich mit 4:1. Der Sieg, der die Aufstiegschancen in der Europa League-Gruppe D wieder sehr verbessert, war aber taktisch nicht das Gelbe vom Ei.

Mit Pentz und dem an diesem Tag guten Westermann löste man einige Situationen im Aufbau gut, dies zeugte jedoch auch von der Struktur- und Planlosigkeit der Austria. Diese war vor allem im Mittelfeld und im Übergang zum letzten Drittel evident. Spieler schaffen kaum Raum für sich selbst, geschweige denn bewusst für den Mitspieler. Tajouri zeigte zwar interessante Dribblings bei Kontern, schoss jedoch auch zwei Mal unnötig aus der Distanz. Pires übersah konstant gewinnbringende Optionen und traf schwache Entscheidung, während Friesenbicher keine Anbindung fand. Die Austria hatte deutlich größere Probleme wenn Rijeka tiefer stand, als wenn die Hausherren höher begannen zu pressen und durch ihre Mannorientierungen Räume öffneten.

Trotz allem geht die Austria in der 41. Minute durch Prokop in Führung. Es hatte mehr als 20 Minuten gedauert, bis die Austria ihre zweite Torchance herausspielte, diese resultierte dann gleich in einem Tor des jungen Prokop. Rijeka hätte jedoch gleich wieder den Ausgleich erzielen können, weil Holzhauser den Ball mit einem 35-Meter Torschuss hergab und einen Konter für den Gegner einleitete. Überhaupt waren überhastete Schüsse ein prävalentes Zeichen des Austria Spiels an diesem Tag. Spekulanten würden unzureichendes Training für Chancenkreation und -abschluss vermuten.

Die zweite Halbzeit

Zu Anfang der ersten Halbzeit konnte sich keine der Mannschaften als die dominantere herausstellen, es entwickelte sich ein Spiel mit recht vielen Umschaltsituationen. Rijeka ist stark in diesen, was sich in zwei Situationen gut zeigte, vor allem in Minute 61 als Pavicic den Ausgleich erzielt hatte. Bei einer Flanke von rechts hatte die Austria-Abwehr Orientierungsprobleme, übersah einen Kroaten am langen Eck, welcher wieder in die Mitte zu Pavicic köpfte der den Ball einschob. Im Gegenzug, eine Minute später, fuhr die Austria jedoch ebenfalls einen Schnellangriff über rechts, Rechtsverteidiger Gluhakovic brachte einen Stanglpass in den Strafraum, den Prokop zum 2:1 abschloss. Zuvor war Friesenbichler stark auf die erste Stange gelaufen und hatte so Raum für Prokop geschaffen. Nach einer roten Karte für Misic und einem direkt anschließenden Freistoß von Holzhauser, den Serbest komplett frei einköpfen konnte, machte die Austria den Sieg klar. Da Rijeka mannorientiert verteidigt hatte man starke Probleme mit einem Spieler weniger, versuchte das mit übermäßiger Aggressivität in Zweikämpfen und im Anlaufen zu lösen, was die Austria mit schnellem Passspiel gut zu bespielen wusste. Monschein setzte kurz vor dem Schlusspfiff noch eins drauf und erzielte das 4:1.

Fazit

Auch wenn das Ergebnis sehr schön aussieht, der Weg dahin war steinig und die Austria stolperte einige Male. Bis zum Führungstreffer hatte man sich keine Chance heraus gespielt, danach war es auch nur das 2:1, das eine Chance war. Man möchte argumentieren, dass dies für Effizient spricht. Aber es zeugt auch von Ideenlosigkeit. Zudem war es bei weitem nicht so, dass die Austria eine Defensivleistung ohne Wackler zeigte. So kann man mit diesen drei Punkten mehr als dankbar wieder nach Wien fliegen.

 

 

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