Rapid auf der Suche nach Dimension(en) (2)

Djuricin hat den schlafenden Riesen Rapid erfolgreich geweckt und die Leistungen des Rekordmeisters stabilisiert. Der Vorstoß in die Top 3 ist damit gelungen. Es wird jedoch schon bald der nächste Schritt notwendig sein, um die Ergebnisse der letzten Spiele zu bestätigen.

Dabei hätten die Rapidler mehrere Optionen gehabt, um ihre Sechser im Aufbau freizuspielen und den Zwischenlinienraum des Gegners dadurch vermehrt attackieren zu können.

 

Natürlich wäre es eine Option gewesen, mit einem der beiden Sechser seitlich auszuweichen und den Gegner zu zwingen seine Position aufzugeben. Somit hätte man den jeweils anderen Sechser potenziell freiblocken können. Dieses Ausweichen muss jedoch dementsprechend geplant sein, Timing und Vorbereitung auf solch eine komplexe Positionsrotation sind essentiell. Nachdem die Mannschaft von Djuricin in der Vergangnheit mit dieser Umformung große Schwierigkeiten hatte, möchte ich an dieser Stelle auf zwei andere Varianten eingehen, mit denen man das Zentrum freiblocken hätte können.

Die Stürmer der Grazer orientierten sich im Pressing vor allem an den beiden Sechsern Ljubicic und Schwab. Diese waren Ausgangspunkt für die Positionierung der Gastgeber gegen den Ball. Die beiden Innenverteidiger der Hütteldorfer, Galvao und Hofmann, wurden dabei fast nie angelaufen. Somit hatten beide in der Regel viel Zeit am Ball und die „Blackies“ konzentrierten sich lieber auf das Mittelfeld der Gäste.

 

Beschloss nun einer der Rapid-Innenverteidiger mit dem Ball anzulaufen, geriet Sturm unter Druck. Je höher der Innenverteidiger vorstieß, desto notwendiger wurde ein Rausrücken von Sturm, wobei jedoch die Sechser nicht mehr optimal zugestellt werden konnten. In der ersten Halbzeit ereignete sich sogar just solch eine Staffelung und die Grazer standen rasch vor einer kniffligen Situation. Maximilian Hofmann war mangels Alternativen gezwungen, zu dribbeln und löste dadurch eine Kettenreaktion beim Gegner aus. Doch auch hier hatte man den Eindruck, dass dies weniger geplant war, sondern in erster Linie durch Zufall entstand.

 

Eine andere Möglichkeit, um die Grazer Stürmer wegzulocken, wäre gewesen, einen der beiden Außenverteidiger tiefer zu positionieren und gegebenenfalls in den Halbraum einrücken zu lassen. Vor allem Auer wäre für eine derartige Rolle prädestiniert. Auer ist der spielerisch und kombinativ stärkere Außenverteidiger bei Rapid, hat auch Erfahrungen im Spielfeldzentrum gesammelt und kann im Fall der Fälle auch im Halbraum angespielt werden.

 

Der linke Außenstürmer der Grazer, Thorsten Röcher, wäre dadurch automatisch in einer 50:50 Situation, in der er in kurzer Zeit entscheiden muss, ob er die äußere oder die innere Spur zustellen soll.

Einfacher wurde es für Rapid außerdem, wenn man den Gegner weiter nach hinten drängen konnte. Konnten die Rapid-Innenverteidiger den Spielaufbau an der Mittellinie starten und nicht schon am eigenen Sechzehner, mussten die Grazer sich zurückziehen, um Ljubicic und Schwab zu bewachen. Automatisch wurde die 5-2-3 Formation der Grazer dadurch abgeflacht und die Außenstürmer Röcher und Huspek landeten auf derselben Höhe wie die Sechser Jeggo und Zulj. Somit hatten auch die Rapidler sofort mehr Platz.

Man muss also festhalten: je dominanter die Rapidler spielten, desto besser konnten sie ihre eigenen Spieler in Position bringen und desto instabiler wurde die Defensivformation des Gegners. In diesem Zusammenhang war es wohl eine zumindest fragwürdige Entscheidung von Coach Djuricin, in der Halbzeit auf ein ultra-defensives System umzustellen und den Grazern das Spielfeld zu überlassen.

 

Djuricin dazu: „Unser Schluss in der Pause war: Okay, es geht nicht. Taktisch funktioniert überhaupt nichts. Dann müssen wir halt Beton anrühren."

 

Ob dies die richtige Entscheidung war oder ob der Rapid-Trainer nicht eher das Offensivspiel seiner Mannschaft hätte verfeinern und anpassen sollen, liegt im Auge des Betrachters. Djuricin kann man zugutehalten, dass er mit dieser Ausrichtung letztenendes doch einen Punkt retten konnte.

 

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