Taktik-Analyse Red Bull Salzburg vs Konyaspor: Gutes Spiel, schlechte Tagesform (2)
Ein an sich gutes Spiel hat durch technische Fehler und eine schlechte Tagesform den Salzburger den Sieg gekostet.
Organisation bei Ballbesitz Konyaspor
Die Türken agierten im Ballbesitz sehr direkt. Nach Ballgewinn suchte man meist Stürmer Evouna, der immer wieder mit Läufen in die Tiefe als Anspielstation dienen sollte. Mit vielen hohen Pässen versuchte Konyaspor ihre Nummer 9 zu finden, das schnelle, intensiv ausgeführte Gegenpressing erhöhte den Zeitdruck auf die türkischen Spieler und führte zu Ungenauigkeiten in der Exekution dieser langen Bälle.
Caleta-Car und Miranda hielten zudem konsequent eine hohe Linie und so lief Evouna auch öfters ins Abseits. Apropos Abseits: In Minute neun erzielte Caleta-Car nach einer Flanke ein Tor, Dabbur stand jedoch vor dem Torwart und verstellte die Sicht, womöglich deshalb wurde das Tor nicht gegeben. Generell agierte die Restverteidigung der Bullen sehr stark, sicherte relevante Räume stets ab. Das aggressive Vorwärtsverteidigen der Außenverteidiger konnte von Konya nicht genutzt werden, weil Miranda und Caleta-Car stets gut positioniert waren und Chipbälle in diese Räume antizipierten und abfingen.
Auch im Pressing formierten sich die Salzburger wie immer im 4-1-2-1-2 und versuchten zentrale Anspielstationen zuzustellen, während die Stürmer durch Bogenläufe den Gegner unter Druck und leiten sollten. Die Türken spielten dann, sofern sie nicht den Ball hoch nach vorne schlugen, Pässe auf die Flügel, von wo die Salzburger Außenverteidiger nach vorne verteidigten und die Achter dazu kamen um Überzahl zu kreieren. Bei höherem Ballbesitz Konyaspors agierte man nur leicht passiver, die Achter stellten mit ihren Deckungsschatten konsequent die Halbräume sowie Passweg auf den Ballnahen Stürmer zu und man versuchte Rückpässe zu provozieren und dann im Sprint zu verfolgen. Wurde von Konya der Weg vom Flügel in die Mitte gesucht, entweder durch Dribbling oder Pässe, attackierten die Achter intensiv den Ball und wurden vom verfolgenden Außenverteidiger unterstützt, während Wolf als Zehner die weitere Verlagerung in die Mitte zustellte.
Die zweite Halbzeit
Salzburg agierte in der zweiten Halbzeit etwas direkter als noch im ersten Durchgang. Dies zeigte sich vor allem daran, dass man etwas fokussierter mit Ablagen und Doppelpässen arbeitete, um Unkompaktheiten in des Gegners Formation schneller zu bespielen, da Konya generell gute Arbeit leistete, um den Ball herum ausreichend Spieler zu bringen und Anspielstationen für die Bullen zu verstellen. Auch mehr Läufe in die Tiefe wurden gesucht. Die Stürmer starteten früher und in höherem Tempo auch auf die Flügel, wo vor allem Ulmer immer wieder Pässe hinter die gegnerische Abwehr zu chippen versuchte. Auch Lainer rückte immer wieder weiträumig nach, um Verlagerungen anzunehmen. Die Salzburger zirkulierten den Ball schneller zwischen den Zonen, spielten mit weniger Kontakten. Wenn mal gedribbelt wurde, fand vor allem Samassekou den richtigen Zeitpunkt, um nach Anlocken des Gegners den freien Mitspieler in einer anderen Zone zu finden. Caleta-Car agierte als tiefer Dreh- und Angelpunkt und half dabei sehr schnelle Verlagerungen mit einem Kontakt zu spielen.
Obwohl die Salzburger nun mehr Räume fanden und diese besser bespielten, war es schwer, die konsequente Strafraumverteidigung der Türken zu überwinden. Immer wieder kam ein Bein in letzter Minute dazwischen, die Verteidiger agierten sehr eng am Mann im Strafraum und ließen kaum saubere Abschlüsse zu. Tormann Kirintili zeigte sich in der Antizipation stark und konnte Schnittstellenpässen einige Male mit dem richtigen Timing entgegenkommen. Durch die hohe Dominanz der Bullen mussten die Gäste ihre Präsenz etwas tiefer in der eigenen Hälfte erhöhen, was Angriffe natürlich nur schwerer machte. So konnte Konyaspor kaum mehr Gefährlichkeit ausstrahlen.
Fazit
Die Salzburger versuchten, das recht passive, jedoch kompakte Pressing der Gäste zu durchbrechen. In der ersten Linie gelang dies stetig, im Übergang zum letzten Drittel hatte man jedoch noch Probleme. Mit neu gefundener Direktheit in Halbzeit zwei gab es aussichtsreichere Situationen, dennoch schaffte man es gegen die gute Strafraumverteidigung von Konyaspor an diesem Tag nicht, ein Tor zu erzielen. Vereinzelt wurden auch noch falsche oder verzögerte Entscheidungen getroffen, dazu kamen ungewohnte technische Unsauberkeiten. Im Endeffekt ein gutes Spiel der Salzburger, mit besserer Tagesform gibt es wohl einen Heimsieg.