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WM: Die Topfavoriten in der Analyse [Mannschafts-Analyse] (2)

Ähnliche Spielweisen und Abläufe. Interessante Ausrichtungen gewisser Nationalmannschaften und Philosophien, bei denen sich einige Nationen etwas abschauen könnten. Die Analyse der Favoriten bei der Weltmeisterschaft in Qatar.

+ + 90minuten.at PLUS - Eine Mannschaftsanalyse von Simon Goigitzer + +

 

Spanien: In den nächsten Jahren wieder eine Dominanz?

Spanien war vor zehn Jahren das Um und auf von Nationalmannschaften. In den letzten Großturnieren konnten sie jedoch nicht so performen wie sie wollten. Nach diesem Turnier könnte eine Mannschaft zusammenwachsen, die wieder der absolute Top-Kandidat für den WM-Titel ist. Viele junge Spieler schafften es in den Kader und könnten die nächste dominante spanische Nationalmannschaft werden:

Abbildung 8: Spaniens Nationalteamkader

Seit Luis Enrique Cheftrainer der spanischen Nationalmannschaft ist, kann wieder eine klare Philosophie erkennbar sein und des Weiteren werden die Spieler nicht immer nur nach Leistung nominiert, sondern auch nach passendem Spielsystem. An der grundlegenden Philosophie hat sich in Spanien jedoch wenig verändert. Weiterhin sind sie eine Mannschaft, die sehr viel Ballbesitz hat und kontrolliert von Zone zu Zone spielt. Das bedeutet, dass der Spielaufbau kontinuierlich nach vorne gehen sollte. Für diese Ausrichtung wählte Enrique die 4-3-3-Formation, die gegen den Ball eher in ein 4-1-4-1 wurde. Mit dem Ball ist klar zu erkennen, dass sich den Sechser in den Spielaufbau miteinbinden und durch kurze Pässe ins Zentrum den Gegner aus Abwehrblock herauslocken wollen, um den dann geöffnete Raum zu bespielen. Dabei lässt sich auch der Stürmer öfters aus der Spitze ins Mittelfeld fallen, um es situativ zu überladen.

Abbildung 9: Spanien im Ballbesitz

Gegen den Ball ist es ein 4-1-4-1. Auch die spanische Nationalmannschaft lenkt wie die anderen den Spielaufbau des Gegners auf den Flügel. Der Pass auf den Außenverteidiger ist dabei der Pressingauslöser. Erkennbar ist auch, dass Spanien im Mittelfeldzentrum mannorientiert zustellt und dabei dem Prinzip auch sehr treu bleibt.

Abbildung 10: Spanien in der Defensive

 

Deutschland: Die Überraschung unter den Top-Favoriten?

Als letzte Mannschaft wird die deutsche Nationalmannschaft vorgestellt, die vor allem bei der Nominierung einige Überraschungen zu bieten hat:

Abbildung 11: Deutschlands Kader!

Auch hier ist die Grundordnung ein 4-2-3-1. Aus dieser werden im Spielaufbau situativ andere Formationen gebildet, um das Pressing der Gegner zu bespielen. Neben der Doppelbesetzung der Sechserposition, kippt auch einige Male einer der beiden Sechser in die Abwehr ab. Auch das sorgt dafür, dass sie den Gegner aus dem etwas tieferen Pressing herauslocken. Kippt einer der Sechser ab, so können auch die Außenverteidiger am Flügel höher schieben und die letzte Linie überladen. Mit Kai Havertz haben die Deutschen zu dem einen Stürmer, der oft entgegenkommt und somit auch Räume hinter der Abwehr zum Hineinlaufen öffnet. Zwar ist die deutsche Nationalmannschaft auch sehr Ballbesitz behaftet, jedoch noch lange nicht ausgeprägt wie bei den Spaniern. Mit Cheftrainer Hansi Flick wird mit dem Ball häufiger der lininenbrechende Pass gesucht, um schnell das Mittelfeld des Gegners zu überbrücken. Kommt man in die gegnerische Hälfte, so sind allerdings auch einige längere Ballbesitzphasen möglich. Hier wird versucht, aus dem Halbraum auf die zweite Stange zu flanken.

Abbildung 12: Deutschland im Spielaufbau

Im Pressing agieren sie auch in einem 4-2-3-1. Der ballnahe Sechser wird vom Zehner zugestellt und auch hier wird beim hohen Anlaufen das Zentrum dichtgemacht und versucht den Gegner auf den Flügel zu leiten. Dabei wird durch das Anlaufen und Blickverhalten nach hinten das Zentrum in den Deckungsschatten genommen.

Abbildung 13: Deutschland gegen den Ball

Wird der Ball erobert, wird zwar schnell nach vorne gespielt, jedoch nicht hektisch. Das bedeutet, dass sie zwar die Tiefe sofort suchen, ist es nicht möglich, so versuchen sie einen anderen, aber kontrollierten Weg nach vorne.

 

Fazit

Bei dieser Weltmeisterschaft gibt es zwar keinen Top-Favoriten, allerdings geht Frankreich als amtierender Weltmeister in dieses Großturnier, den Titel zu verteidigen. Besonders durch die Kaderbreite kann man Frankreich sehr weit vorne sehen. Allerdings haben auch die anderen Mannschaften einen sehr guten Kader bzw. auch eine interessante Spielweise. Zudem ist so ein Turnier aber auch immer wieder für eine Überraschung gut.

Exklusiv: Katar 2022 - Blick hinter die Kulissen

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