Die 7 … 'David gegen Goliath'-Cupfinale (3)
Außenseitercupsiege sind in der österreichischen Fußballgeschichte gar nicht so häufig. Ein paar Mal kam es vor, Austria Lustenau würde sich einen Platz in der nachstehenden Liste verdienen.
Platz 2: Kremser SC 1987/88
Es folgt ein Sprung zurück in der Geschichte, wieder steht Innsbruck im Mittelpunkt. 1986 hatte der FC Swarovski die Bundesligalizenz von Wacker Innsbruck, der Klub wurde umgefärbt, das ist man in Österreich ja gewohnt. Um die Kräfteverhältnisse zwischen dem Zweitligisten aus Krems und dem Tiroler Team zu illustrieren reichen ein paar Daten. Trainer in Innsbruck war seit Herbst 1987 Ernst Happel, 86/87 konnte der FC Tirol unter Felix Latzke das Halbfinale des UEFA-Pokals erreichen, schaltete am Weg dorthin unter anderem Spartak Moskau und Torino aus. Zwar konnte der Kremser SC in der Saison die reguläre Spielzeit gewinnen (damals wurde mit 3 Playoffs gespielt), die Kräfteverhältnisse waren aber klar.
Die Europacuphelden aus Tirol mühten sich in der ersten Runde gegen Hallwang zu einem 2:1, eliminierten Rapid Lienz mit 3:0, dann die damals drittklassige SV Ried mit 1:0. Mit dem SK Sturm hatte man wenig Probleme (5:1), den LASK konnte man im Halbfinale mit 4:2 aus dem Bewerb werfen. Die Kremser wiederum schlugen St. Margarethen und den SC Zwettl mit jeweils vier Toren, gegen Puch und den Wiener Sportclub reichten je zwei Treffer. Im Halbfinale wartete Mödling, damals noch nicht mit Admira/Wacker unterwegs, aber aus der höchsten Spielklasse. Nach Verlängerung zog Krems mit 3:1 ins Finale ein.
Am 24. Mai 1988 liefen dann Bruno Pezzey, Alfred Hörtnagl und Peter Pacult, betreut von Ernst Happel, im Sepp-Doll-Stadion in Krems auf. Die Kremser waren eine No-Name-Truppe, Thomas Janeschitz wird einigen noch etwas sagen, Traine Ernst Weber war später zwölf Jahre lang Frauen-Teamchef. Vor 9.000 Fans in der Wachau brachte Ronald Otto den Außenseiter nach 22 Minuten in Führung, Janeschitz besorgte den 2:0-Entstand nach 70 Minuten. Am 1. Juni kam es zum Rückspiel. Für die Startruppe der Tiroler ging zunächst alles schief, Erwin Wolf brachte die Kremser in der Anfangphase in Front. Wazinger, Spielmann und Marko trafen nach dem Seitenwechsel – Entstand 3:3, der Kremser SC war dank der Auswärtstorregel Cupsieger.
Platz 1: Stockerau 1990/91
Auch Platz 1 ist lange her. Damals war der Namenssponsor mit Memphis eine Zigarettenmarke, 2020 komplett undenkbar. Der SK Rapid stand standesgemäß im Finale. Nach den zwei Meistertiteln 87 und 88 gehörte man der Spitzengruppe an, insgesamt waren in jener Zeit aber eben der FC Swarovski Tirol und Austria Wien stärker. Den SV Stockerau, Zweitligist und dort gut unterwegs, hätte man doch schlagen können. Immerhin kickten Spieler wie Michael Konsel, Peter Schöttel, Andreas Herzog, Jan Aage Fjörtoft oder Heimo Pfeifenberger in Grün-Weiß. Die Stockerauer wiederum hatten den Star auf der Bank, Willy Kreuz war Teil der Cordoba-Partie.
Die Rapid-Elf hatte bis ins Halbfinale kaum Probleme. Sigleß und Eisenstadt bekamen fünf Treffer eingeschenkt, der Deutschlandsberger AC derer drei, der FC Salzburg wieder fünf. Im Halbfinale wurde es eng gegen den LUV Graz, der 1989/90 erstmals an der zweiten Leistungsstufe teilgenommen hatte. Die Grazer hatten den LASK ausgeschalten und dann das große Sturm Graz bezwungen. Auch Rapid konnte nicht klar gewinnen, vor mehr als 5.000 Fans in Liebenau erlöste Andreas Herzog die Gäste aus Wien. Die Stockerauer wiederum wähnten sich zunächst quasi im Niederösterreich-Cup. In der ersten Runde wurde Wiener Neustadt mit 8:2 abgeschossen, in der zweiten Runde der VSE St. Pölten mit 2:0 geschlagen, dann die Admira mit 3:2. Im Viertelfinale gelang ein 3:1 gegen Ligakollege VÖEST Linz, das Halbfinale konnte mit 1:0 gegen den Erstligisten Wiener Sportclub gewonnen werden.
In den Medien war im Vorfeld nun mit einem Preisschießen des SK Rapid gegen die Stockerauer geschrieben wurden. Stefan Reiter brachte den Favoriten nach acht mInuten auch in Führung. Der Ausgleich nach 30 Minuten war verdient, man verlegte sich als Außenseiter vor 12.000 Fans im Prater-Stadion. Doch die Ironie der Geschichte wollte nicht nur, dass die Stockerauer gewinnen. Mit Peter Pospisil erzielte just ein Ex-Austrianer in der 52. Minute das Siegtor.