Foto: © GEPA Reportage / 2017 / November

Christian Ilzer: "Schön, bei Sturm Graz und dem Nationalteam im Gespräch zu sein" (3)

Christian Ilzer ist ein talentierter Trainer. Sein Name fiel im Zusammenhang mit dem Nationalteam (als möglicher Co von Andi Herzog) und Sturm Graz (als Foda-Nachfolger). Beides hat sich zerschlagen, wenn in Zukunft aber ein Trainer gesucht werden wird, wird der Name Ilzer oft fallen. 90minuten.at hat dem Hartberg-Trainer deshalb auf den Zahn gefühlt.

Interview Christian Ilzer: Seite 1Seite 2 Seite  3

 

90minuten.at: Es sind ja auch ihre Ex-Bundesligaarbeitsgeber aus Wiener Neustadt und Wolfsberg nicht Klubs, die alle Anforderungen an einen modernen Fußballklub erfüllen. Finden Sie in dem Zusammenhang die Reform gelungen? Klubs wie Hartberg werden ja so von der Bundesliga ausgeschlossen.

Ilzer: Man macht immer wieder einen Fehler: Will ein Verein nach oben, muss er sich in allen Bereichen entwickeln. Man kann ein halbes, dreiviertel Jahr schon eine Mannschaft haben, die super funktioniert, da entsteht dann ein Hype, Euphorie. Der Verein muss dann hinsichtlich Infrastruktur und wirtschaftlicher Entwicklung auch eine Entwicklung machen. Darum ist es gut, dass gewisse Standards gefordert werden. Will man im Februar in Österreich Fußball spielen, dann braucht es eine Rasenheizung. Nur in teure Spieler zu investieren ist nicht gut. Man sieht immer wieder, dass Mäzenvereine nur in den Kader investieren, nicht aber in die Infrastruktur und dann hat der Mäzen keine Lust mehr und es schwimmt alles den Bach runter. Das ist in Hartberg nicht der Fall. Ich rufe aber immer zur Bodenständigkeit auf. Wir wissen, wo wir herkommen. Jetzt haben wir einen Höhenflug und sollten in allen Bereich versuchen, was möglich ist. Aber nicht überdrehen und zu weit aus dem Fenster heraus lehnen. Sollten wir das in allen Bereichen schaffen, dann spielen wir mit unseren Mitteln in der Bundesliga. Steigen wir aus der Bundesliga wieder ab, ist der Verein noch immer gesund.

 

90minuten.at: Es gibt eine Generation an modernen Trainern. Überholt da die Säule Sport nicht manchmal notwendigerweise die Säulen Infrastruktur und Wirtschaft, weil die Funktionäre unter Umständen noch nicht allerorts auch so weit sind?

Ilzer: Es gibt Wege, die gefallen mir gut und auch Negativbeispiele. Es muss eben alles stimmig sein. Es braucht auch Topfunktionäre, die klare Vorstellungen haben und innovativ sind, die den Fußball und seine Mechanismen versteht.

 

90minuten.at: Bleiben wir bei Funktionären. Die sind stolz auf die heimische Trainerausbildung, einen Wödmasta wie Ernst Happel hat diese aber noch nicht herausgebracht. Sie sind mittendrin in der Ausbildung, ist diese gut genug?

Ilzer: Ich gehe den österreichischen Trainerweg, hatte 2007 schon die A-Lizenz. Ich habe aber auch in Deutschland das Hochschulzertifikat Spielanalyse gemacht und noch andere Ausbildungen. Ich habe immer auch über den Tellerrand hinaus geblickt, um mir ein Netzwerk zu formen und auch Knowhow zu holen.

 

90minuten.at: Über den Tellerrand blicken könnte der Verband ja auch.

Ilzer: Der Verband schaut schon, was in Spanien und so weiter passiert. Man ist immer im Austausch auf europäischer Ebene. Das passiert und die Erkenntnisse werden Inhalt in den Ausbildungen. Es liegt auch viel am Trainer selbst, was er mitnimmt. Mir ist es extrem wichtig, von aktuell erfolgreichen Persönlichkeiten zu lernen, Kontakt herzustellen. Viele machen einfach zu wenig, die lassen das über sich ergehen und hoffen, dass sie gleich den Abschluss haben.

 

90minuten.at: Arbeitet ein Trainer nicht gut genug, wird er entlassen. Passiert das nun, wir wohl oft der Name Christian Ilzer fallen. Ist Ihnen das bewusst?

Ilzer: Ich habe mal mit einem Freund über die Zukunft geredet. Dieses Konstrukt Zukunft gibt es nicht. Sie wird zur Gegenwart, wenn sie da ist und ist dann real. Dann will ich da präsent sein. Wenn ich in der Gegenwart nur vor mich hin sinniere, wie ich da und dort tue, dann bin ich nicht gut. Für mich gilt der Leitsatz, dass ich in dem, was ich jetzt gerade mach, voll präsent bin, aktiv bin und es gut mache. Das bringt mich am weitesten. Jetzt machen wir ein Interview, danach spiele ich eine Stunde mit meinem Sohn, nach dem Mittagessen fahre ich nach Hartberg und dann gehört meine ganze Aufmerksamkeit dem Klub.

 

>>> Weiterlesen: Christian Ebenbauer über die neue zweite Liga: "Alle Spiele müssen abgebildet werden"

 

 

So sollen die neuen ÖFB-Trikots aussehen (Bilder: footyheadlines.com)

Schon gelesen?