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Christian Ilzer: "Schön, bei Sturm Graz und dem Nationalteam im Gespräch zu sein"

Christian Ilzer ist ein talentierter Trainer. Sein Name fiel im Zusammenhang mit dem Nationalteam (als möglicher Co von Andi Herzog) und Sturm Graz (als Foda-Nachfolger). Beides hat sich zerschlagen, wenn in Zukunft aber ein Trainer gesucht werden wird, wird der Name Ilzer oft fallen. 90minuten.at hat dem Hartberg-Trainer deshalb auf den Zahn gefühlt.

von Georg Sander

 

Interview Christian Ilzer: Seite 1 - Seite 2 - Seite  3

 

90minuten.at: Sie wurden als Sturm-Trainer und als Co-Trainer eines möglichen Teamchefs Andi Herzog gehandelt. Stand heute werden Sie wohl weder das eine, noch das andere. Sind Sie enttäuscht?

Christian Ilzer: Es ist schön, wenn man beim Nationalteam und bei Sturm Graz – aktuelle Nummer eins in Österreich – im Gespräch ist. Ich habe aber jetzt immer versucht, meinen Fokus auf Hartberg zu halten und nicht zu geschmeichelt oder beeindruckt zu sein. Hier habe ich eine super Mannschaft, die überragend spielt. Das Ganze muss man auch als Auszeichnung für meine Arbeit und mein Team sehen. Das kann ich nicht nur für mich alleine beanspruchen. Ist man erfolgreich, müssen ganz viele kleine Mosaiksteinchen zusammen passen. Das ist zur Zeit in Hartberg der Fall. Alles andere ist schön, aber nicht real. Vielleicht hat man da manchmal Fantasien. Aber ich bin nicht enttäuscht.

90minuten.at: Hätten Sie sich beides zugetraut? Franco Foda ist als einziger seit Osim in Graz nicht gescheitert, ein Teamchef Andi Herzog hätte wohl auch nicht nur Vorschusslorbeeren bekommen.

Ilzer: Sicherlich muss man sich das zutrauen. Aber ich habe mich nicht näher damit beschäftigt. Wenn sich Sturm und Günter Kreissl eingebildet hätten, dass ich der Trainer wäre, dann hätte ich mich damit befasst. Ich bin aber schon einer, der sich Dinge zutraut, ich würde aber auf keinen Fall zu allem ja sagen. Wenn ich glaube, die Chance kommt zum richtigen Zeitpunkt, dann traue ich mir das auch zu.

 

90minuten.at: Co-Trainer in Wiener Neustadt, Co-Trainer WAC, Cheftrainer Regionalliga, zweite Liga bei Hartberg – das wären nun beides große Schritte gewesen.

Ilzer: Ich bin seit 20 Jahren Trainer und komme von ganz unten. Ich habe mir das Trainerhandwerk in der Praxis und in der Theorie mit dem Sportstudium und Ausbildungen wirklich Schritt für Schritt erarbeitet. Vom Nachwuchs rauf. Ich war U10-Trainer, habe unter mehreren Persönlichkeiten immer als Co-Trainer gedient, war aber auch daneben immer Cheftrainer in jeder Klasse, von der letzten hinauf. Im Prinzip funktionieren alle Mannschaften ähnlich. Natürlich sind Herkunft und Motive der Spieler unterschiedlich. Ein Hobbykicker in der ersten Klasse ist anders als ein Profi, der eine Million Euro im Jahr verdient. Der Fußball funktioniert aber nach ähnlichen Mustern. Man braucht klare Vorstellungen und muss es vermitteln können. Das ist unten wie oben gleich. Ja, es wäre ein Riesenschritt gewesen, aber vorstellbar.

"Ich war U10-Trainer, habe unter mehreren Persönlichkeiten immer als Co-Trainer gedient, war aber auch daneben immer Cheftrainer in jeder Klasse, von der letzten hinauf. Im Prinzip funktionieren alle Mannschaften ähnlich." - Christian Ilzer hat ganz unten angefangen

90minuten.at: Reden wir über Fußball. Vor eineinhalb Jahren sagten Sie mir in einem Doppelinterview mit Heimo Pfeifenberger, dass 80 Prozent der Tore so passieren: Ballgewinn, zwei Pässe, Tor. Hartberg trifft derzeit eher nach Standards.

Ilzer: Wir haben zur Zeit eine hohe Quote. Vielleicht die höchste in Europa. (lacht)

 

90minuten.at: Warum ist das so?

Ilzer: Du musst dir immer überlegen, wie die Situation ist. Hartberg in der zweiten Liga ist eine riesige Aufgabe, das kann wohl jeder bestätigten, der dort Trainer war. Das ist kein Selbstläufer, dass man in der Liga bleibt. Der erste Step ist die Zusammensetzung des Kaders. Dann schaut man, mit welchen Möglichkeiten welche „Waffen“ entwickelt werden können. Ok, Standards sind da so eine Möglichkeit, wenn man die richtigen Spielertypen in der Mannschaft hat. Fakt ist aber auch, dass jetzt viel darauf reduziert wird. Ich habe mir das vor einiger Zeit angeschaut: Bis zur 13. Runde hatten wir aber die meisten Pässe, auch in der gegnerischen Hälfte. Nach Ried hatten wir die zweitmeisten Torschüsse. Wenn wir in Ried 14 Ecken haben, zeigt das ja auch einen gewissen Spielcharakter. Diese ruhenden Bälle in den gefährlichen Zonen muss man sich ja auch erst erarbeiten. Wir haben auch oft zu Null gespielt, unser Spiel gegen den Ball ist auch ganz gut. Ich will aus jeder Phase des Spiels das Maximum heraus holen. Da muss man sehen, was man zur Verfügung hat. Beispielsweise: Macht es Sinn, immer von hinten raus zu spielen? Da muss man fleibel sein und erkennen, was am besten zur Mannschaft passt.

 

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