Foto: © GEPA Reportage / 2017 / April

Die 7... Transfers, die an der Ausbildungsliga zweifeln lassen

Es gab bereits einige tolle Transfers in den letzten Jahren. Nicht zuletzt dank des Youth League-Titels der Jungbullen ist Österreich im Konzert der großen Ausbildungsligen angekommen. Diese sieben Transfers und was danach geschah, lassen aber an diesem Umstand zweifeln. Von Georg Sander

Platz 5: Daniel Royer

It's a long way to the top und ein sehr großer Schritt von Ried nach Hannover. Nach im Grunde nur einer vollen Bundesligasaison 2011/12 fühlten sich die Niedersachsen bemüßigt, den Mittelfeldspieler vom Innviertel in die deutsche Bundesliga zu holen. Das funktionierte eher weniger. Royer kam nur zu drei Einsätzen bei den Profis und wurde nach der Versetzung in die zweite Mannschaft an Köln verliehen. Lief auch eher mittelprächtig, also zurück nach Österreich zur Wiener Austria. Nach zwei Jahren dann nach Dänemark und nun seit 2016 in New York bei den Red Bulls.

Es ist bei Royer natürlich etwas schade, dass man ihm in Hannover nicht die Chance gegeben hatte, sich zu beweisen. Die Anlagen wären da gewesen und es zeigt sich, dass man sich mit dem richtigen Schritt zur falschen Zeit durchaus ein Eigentor schießen kann. Was hätte Royer bei Ried noch gewollt? Einen Wechsel zu Rapid, Austria oder Sturm anstreben? Daniel Royer musste den Tribut zollen, den man eben zahlt, wenn man zu einem Verein wechselt, der eher überperformt. Hannover war die gesamte Saison auf Europacup-Kurs, schaffte dies auch und da muss ein Neuzugang eben sofort funktionieren. Was Royer eben nicht tat.

Sieht man sich seine Karriere nun an, dann hat er im Rahmen der Möglichkeiten viel richtig gemacht. Allerdings wäre er nun wieder eher die Antithese zur Idee, möglichst schnell ins Ausland zu wechseln.

 

Platz 4: Yasin Pehlivan

Jetzt kann man freilich darüber diskutieren, ob man sich von Yasin Pehlivan eine Weltkarriere erwartet hätte. Heutzutage? Schwierig. Aber als Yasin Pehliban 2011 ins Ausland zu Gaziantepspor ging, wechselte ein gewisser Marc van Bommel gerade von Bayern München zum AC Mailand – Holzhackerqualitäten waren also durchaus auch bei Champions League-Stammgästen gerne gesehen. Insofern war der Schritt in die Türkei gut. Zwei Saisonen Gaziantep, dann höhere Gefilde mit Bursa. Nur blöd, dass er sich dort nicht wirklich durchsetzen konnte, er ging zu Erciyesspor. Der Schritt zurück zu Salzburg, als Leitwolf unter dem Trainermissverständnis Peter Zeidler im Sommer 2015, war dann überhaupt die Karrierebremse. Gegenwärtig ist er vereinslos, der SKN soll interessiert sein.

Was lief da also falsch? Nun, die Türkei ist sicherlich kein leichtes Pflaster für ausländische Kicker, auch wenn man grundsätzlich Vorfahren von dort hat. Dabei wäre es gut vorstellbar gewesen, dass er sich durchsetzt. Ausgebildet bei Rapid, was ja keine schlechte Adresse ist, durchgesetzt in der Türkei, was Kämpferqualitäten unterstreicht. Aber die Welt des Fußballs hat sich eben schneller gedreht. Im zentralen Mittelfeld sind mittlerweile ganz andere Dinge vonnöten, als sie Pehlivan beherrscht; zumindest, wenn es Richtung Europacup geht.

 

Platz 3: Ümit Korkmaz

Ü-ü-ü tönte es durch das Weststadion in Hütteldorf. Korkmaz' Karriere ging ab wie eine Rakete, die er auf der Außenbahn dank Tempodribblings selbst war. Der als Käfigkicker geltende Dribblanski heuerte 2005 aus dem Wiener Unterhaus kommend mit bereits 20 Jahren bei Rapid II an, überzeugte und ballerte, dribbelte und trickste Rapid zum Meistertitel und sich selbst zur Euro 2008. Als Belohnung gab es einen Vertrag beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Dann die Zäsur: Kurz nach dem Engagement in Deutschland brach der Mittelfuß. Korkmaz kehrte zu schnell zurück, der Knochen brach ein weiteres Mal. Wohl geschuldet dem hohen Tempo, das der Kicker nicht aushielt, da das Wiener Unterhaus eben keine Akademie mit allen sportphysiologischen Abklärungen und Möglichkeiten ist.

Es folgte mehr oder weniger der schleichende Abstieg. 2010 hatten die Hessen genug gesehen und verliehen Korkmaz zu Bochum in den Aufstiegskampf der zweiten Liga, dann schlug Ingolstadt zu. Letztgültig durchsetzen konnte er sich nicht, weswegen er den beinahe logischen Weg in die Türkei, das Land der Vorfahren wählte. Aber auch bei Rizespor konnte der Dribbler an die Leistungen nicht anschließen, wo er 2008 aufgehört hatte. Seit letztem Sommer ist er in der Bundesliga bei St. Pölten.

Bei Korkmaz ist die Erklärung wohl relativ einfach: Er war zu oft verletzt, um sich ganz oben durchsetzen zu können. Dennoch zeigt seine Karriere, dass man nicht schon mit 15 in der Akademie gewesen sein muss. Wenn die Physis halt passen würde.

 

>>> Seite 3: Das sind die Plätze 2 und 1

 

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