"Wir werden auch damit leben können, wenn einmal eine andere Mannschaft Meister wird und wir international ausscheiden. Wenn wir dafür aber viele junge Spieler integrieren, war es von dem her auch eine erfolgreiche Saison. Wir sehen beide Seiten, die Öffentlichkeit oft nur die eine."
Freund: Grundsätzlich macht es uns sehr stolz, wenn wir Spieler sehr jung zu uns holen, sie mit 12, 13 Jahren in die Akademie kommen. In der Nationalmannschaft beginnen Spieler wie Hinteregger, Lazaro, Laimer, Lainer oder Schlager regelmäßig, die aus unserem Nachwuchs stammen . Es gibt extrem viele, die den Weg bei uns gemacht haben, nachdem sie ganz jung gekommen sind. Das bleibt auch weiter unser oberstes Ziel, wird uns aber nicht jedes Jahr gelingen. Unsere U18 ist derzeit eine der interessantesten, die wir je hatten . Ich bin davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren wieder einige bis ganz nach oben bringen werden. Eines möchte ich aber noch anmerken.
90minuten.at: Das wäre?
Freund: Es ist schon auch ein wesentlicher Teil unserer Strategie, 16-, 17-jährige Spieler zu holen und sie dann bei uns reifen zu lassen. Nur in diesem Alter haben wir die Möglichkeit auch Europa-weit Top-Talente zu bekommen, weil mit 20 gehen die schon woanders hin, spielen schon in einer großen Liga. Wenn ich jetzt unsere Stammelf hernehme, dann haben wir mit Ramalho, Camara, Mwepu, Daka, Szoboszlai, Koita, Okugawa oder Berisha viele Spieler in der der Startformation, die diesen Weg bei uns gegangen sind! Früher waren es mehr, die vorher schon bei uns waren. Aber da wird es immer wieder unterschiedliche Phasen geben.
90minuten.at: Adamu, Sučić, Seiwald, Antosch sollen aber auf Sicht schon eingebaut werden.
Freund: Diese Jungs und einige andere mehr, die noch in der Akadmie spielen, sind unsere Zukunft. Sie haben viel Potential und wir werden unsere Kaderplanung darauf ausrichten.
90minuten.at: Ist das auch ein Auftrag an Jesse Marsch?
Freund: Es ist ein gemeinsamer Auftrag, eine gemeinsame Kaderplanung. Im Endeffekt müssen es sich die Spieler verdienen, aber auch die Chance bekommen, dass sie sich zeigen können. Sie verdienen sich das im Training. Da kommt man schon immer wieder in Verlockung. Uns werden viele Spieler angeboten, gute ältere Spieler, die uns in den kommenden Monaten sehr rasch helfen. Aber auf Sicht gesehen machen die jungen Spieler für uns mehr Sinn und haben am Ende vielleicht noch mehr Potential. . Da muss man immer gut abwägen. Weil wir letztlich immer Meister werden und international jedes Jahr so weit wie möglich kommen wollen. Wir wollen aber genauso wie wir Fußball spielen, auch in der Kaderplanung weiter mutig unseren Weg gehen.
90minuten.at: Zum Abschluss: Wäre es eine vertane Saison, wenn wer anderer Meister wird und man – so unrealistisch ist das nicht – nicht europäisch überwintert?
Freund: Es wäre nicht zufriedenstellend, aber auch kein Fiasko. Wir wollen erfolgreich Fußball spielen. Uns wurde vor sechs, sieben Jahren gesagt, dass wir eh nur noch ausbilden wollen, mehr nicht. Aber wir wollen beides - erfolgreich sein und jungen Spielern die Chance geben, sich bei uns auf hohem Niveau weiter zu entwickeln.. Dass es uns immer gleich gut gelingt, ist aber ein Balanceakt. Wir werden auch damit leben können, wenn einmal eine andere Mannschaft einen Lauf hat, Meister wird und wir international ausscheiden. Das wird irgendwann einmal so sein. Wenn wir dafür aber viele junge Spieler integrieren, war es von dem her auch eine erfolgreiche Saison. Wir sehen beide Seiten, die Öffentlichkeit oft nur die eine.