"Da gibt es sicher einige, die sich sehr gut mit ihrem Arbeitgeber verständigt haben oder gar selbstständig sind. Die sehen gar keine Notwendigkeit, etwas am Status quo zu ändern."
90minuten.at: Die Schweiz hat die Teil-Professionalisierung der Schiedsrichter beschlossen. Für den ÖFB kein Thema?
Stuchlik: Auch dagegen verschließen wir uns nicht. Die Frage ist die Machbarkeit. Diese ist wiederum abhängig von der Finanzierung und der Bereitschaft der Schiedsrichter. Da gibt es sicher einige, die sich sehr gut mit ihrem Arbeitgeber verständigt haben oder gar selbstständig sind. Die sehen gar keine Notwendigkeit, etwas am Status quo zu ändern.
90minuten.at: Was bringt so eine Professionalisierung dann?
Stuchlik: Ich sage Ihnen was sie nicht bringt: Es wird nicht nachhaltig dazu führen, dass keine Fehler mehr gemacht werden.
90minuten.at: Ihre Schweizer Kollegen erwarten sich dadurch ein höheres Ansehen für die eigenen Schiedsrichter.
Stuchlik: Dass kleinere Ligen nicht im Konzert der Großen mitspielen, ist völlig normal. Natürlich, ein Schiedsrichter der wöchentlich in der Premier League pfeift, hat eine ganz andere Herausforderung als einer, der in der Schweiz oder in Österreich tätig ist. Dadurch sind die kleineren Verbände gezwungen, Maßnahmen zu setzen. Ob es wirklich etwas bringt, ist wieder etwas anders.
90minuten.at: Und so eine Maßnahme ist die Teil-Professionalisierung?
Stuchlik: Die Schweiz hat das große Problem, dass sie in der Vergangenheit immer einen Spitzen-Schiedsrichter gehabt hat. Im Moment aber haben Sie nur einen Schiedsrichter, der in der zweithöchsten Kategorie, der „First Category“, angesiedelt ist. Wir in Österreich haben hingegen zumindest drei in dieser Kategorie. Dadurch hat die Schweiz, optisch zumindest, mehr Bedarf gehabt im Moment etwas zu ändern als wir.
90minuten.at: Wie lässt sich dann das internationale Ansehen der österreichischen Schiedsrichter beschreiben?
Stuchlik: Da ist die Frage, wer beurteilt, wie das Ansehen aussieht.
90minuten.at: Sie haben gesagt, dass es drei Schiedsrichter in der „First Category“ gibt.
Stuchlik: Rein nominell betrachtet, mit drei Schiedsrichtern in der „First Category“, sind wir sicherlich gut aufgestellt.
90minuten.at: Aber nur die Elitekategorie hat Chancen auf Einsätze in der Champions League oder bei Endrunden?
Stuchlik: Also jede WM oder EM ist mit der „First Category“ ausgeschlossen. Zu einem Champions-League-Einsatz könnte es einmal kommen, aber nicht regelmäßig.
90minuten.at: Für Sie als Verantwortlichen ist es also das Ziel wieder einen Schiedsrichter in die Elitekategorie zu bekommen?
Stuchlik: Unser Ziel ist ganz klar definiert. Wir wollen nicht nur einen Schiedsrichter in der Elite haben, sondern künftig auch wieder bei einem Großereignis dabei sein. Ob das nun kurz-, mittel- oder langfristig realisierbar sein kann, wird sich zeigen.
90minuten.at: Dabei wären doch Schiedsrichter aus kleineren Nationen prädestiniert dafür, in der entscheidenden Phase der Champions League zu pfeifen oder?
Stuchlik: Absolut richtig. Die UEFA hat deshalb in der Vergangenheit immer wieder dezidiert Ausschau nach Schiedsrichtern gehalten, die eben nicht aus den großen Nationen kommen. Da gibt es einige Beispiele: Milorad Mazic (Serbien), Damir Skomina (Slowenien) und natürlich Victor Kasai (Ungarn).
90minuten.at: Weil Sie zuvor den Liga-Alltag angesprochen haben. Ist die serbische oder slowenischen Liga denn höher einzuschätzen als die österreichische?
Stuchlik: Das kann ich nicht beurteilen. Da maße ich mir auch kein Urteil an. Aber ich maße mir an zu sehen, dass auch Schiedsrichter aus kleineren Verbänden in den Spitzenbereich kommen können.
90minuten.at: Zum Abschluss: Auf welche Neuerungen müssen sich die Fans in Österreich demnächst einstellen?
Stuchlik: Ich kann die Fans beruhigen, im Frühjahr 2018 wird es keine Neuerungen geben. Und auch ab Juni ist nichts Großes zu erwarten.