Lerneffekt oder Ausnahme? Warum es der letzte ruhige Transferwinter sein wird

Es ist bislang auffällig ruhig. Große Veränderungen in den Kadern der Bundesligisten scheinen nicht zu kommen. Panikkäufe sind die Ausnahme, nicht mehr die Regel. Die Frage ist, ob dieses Jahr eine Ausnahme ist und es in Zukunft wieder ganz anders wird.

Ein Kommentar von Georg Sander

 

Der SKN St. Pölten hat sich mit zwei Leihspielern, Philipp Malicsek (Rapid) und David Atanga (Red Bull Salzburg) verstärkt. Srdjan Grahovac kehrt nach einer Leihe zum FK Astana zu (vorerst?) Rapid Wien zurück. Red Bull Salzburg holte Andre Ramalho zurück (um einen möglichen Miranda-Abgang zu kompensieren) und verpflichtete drei Talente. Sonst: bislang nichts. Und es sieht nicht so aus, als ob sich daran etwas ändern würde.

 

Das liegt an mehreren Faktoren. So kann sich Abstiegskandidat Nr. 1, der SKN, eigentlich schon in Ruhe auf die Relegation vorbereiten. Zu verkorkst ist die Saison bislang. Wer in 20 Runden sieben Punkte holte, wird wohl kaum neun auf den WAC aufholen können. Apropos: Bei den Wölfen aus Kärnten werden im Frühjahr wieder einige im Herbst Verletzte mitwirken. Da hat man was mit dem größten Ligasorgenkind, der Wiener Austria gemeinsam.

 

Die berühmte Schmerzgrenze wird wohl eher nicht erreicht werden.

Prominente Winterabgänge? Eher unwahrscheinlich

Eigentlich alle im Soll

Der Rest der Liga befindet sich eigentlich im Soll. Der SVM ist weit von Rang zehn entfernt. Altach und Aufsteiger LASK befinden sich im Gerangel um den Europa League-Qualiplatz; gemeinsam mit den Veilchen, die laut Markus Kraetschmer die verhaute Ligasaison mit einem Europacup-Platz retten wollen und durch die Rückkehr von Spielern wie Grünwald oder Venuto auch können sollten. Schafft man noch Ersatz auf der Linksverteidigerposition, hat man nicht so schlechte Karten.

 

Und auch weiter oben kann man zufrieden sein. Die Admira spielt stärker als erwartet, Rapid kann sich mit einer doch recht wahrscheinlichen EC-Quali für die letzte Saison rehabilitieren. Salzburg und Sturm haben auch nichts weiter zu ändern. Für die Bullen wäre nach vier Ligatiteln ein zweiter Platz inklusive CL-Quali nicht so schlimm, Sturms Günter Kreissl will seine Leistungsträger dieses Jahr halten.

 

Angefügt: Die Leistungsexplosion, die heimische Sportdirektoren zu Sätzen bringt wie: „Das Angebot konnten wir nicht ablehnen“, die gab es auch nicht wirklich. Die berühmte Schmerzgrenze wird wohl eher nicht erreicht werden.

 

Ausnahme oder Lerneffekt?

Panikkäufe im Winter funktionieren nur selten. Sie sind teuer und die Wahrscheinlichkeit, dass sie funktionieren, steht oftmals nicht im Zusammenhang mit dem Ertrag. Auch geplante „Plan B“-Transfers können scheitern. Man google nur die Leistungsdaten von Matic-Ersatz Ovenstad. Zudem haben sich kleinere Vereine weitgehend konsolidiert und müssen nicht mehr sofort verkaufen, wie etwa Grödig 2015/16 (Venuto zu Austria Wien).

 

Das hängt mit Sicherheit nicht nur an der Tabellenkonstellation, dem Umstand, dass auch der Letzte noch eine Ehrenrunde drehen kann, sondern auch am Lerneffekt, den die Klubs haben. Mittlerweile sind fast überall sportliche Leiter am Werk, die wissen, wie wichtig die Arbeit im Sommer ist, damit man im Winter nicht blöd dasteht.

 

Spannend wird es dann in einem Jahr. Wenn nämlich der Grunddurchgang der neuen Zwölferliga mit 22 Runden nicht fertig gespielt sein wird. Dann wird sich weisen, ob der relative Trend, im Winter eine ruhigere Transferzeit zu haben, tatsächlich nachhaltig ist.

 

Playoff-Problematik

Es kann immer sein, dass – wie die Austria dieses Jahr – einer der größeren Klubs (Salzburg, Sturm, Rapid, Austria) oder der möglichen Europacup-Starter (etwa Admira oder Altach, vermutlich auch der LASK) aus den oberen Playoff-Rängen rutscht. Dann könnte dieser eine Klub, der über Transfergeld verfügen, wieder mächtig zulangen, um einerseits sich zu stärken und andererseits die Konkurrenz zu schwächen.

 

Selbiges Bild gilt auch für das untere Playoff, beziehungsweise die Klubs dort. Es geht um den Abstieg, aber auch um einen Europa League-Platz. Auch hier könnten die Verantwortlichen dann entweder Lunte riechen, es doch noch ins obere Playoff zu schaffen. Oder in weiterer Folge nicht in die zweite Liga und somit in den Amateursport abzusteigen oder eben das untere PO zu gewinnen.

 

Die relative Ruhe im Winter, der in den letzten Jahren eher von Leihen und Kaderentschlackung geprägt war, könnte also bald wieder der Vergangenheit angehören.

 

>>> Weiterlesen: Wer spielt wann gegen wen?