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Altach-GF Christoph Längle: „Die Absprachen in Hinterzimmern haben zugenommen“

Altach-Geschäftsführer Christoph Längle spricht im 90minuten.at-Interview darüber, warum Altach gegen die neue TV-Gelder-Verteilung gestimmt hat, über die Unart von Absprachen in Hinterzimmern und warum das Thema noch lange nicht vom Tisch ist.

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90minuten.at: Sie haben die Kritik von Admira-Präsident Philipp Thonhauser angesprochen, der sinngemäß gemeint hat, dass offensichtlich einige der kleineren Klubs über Geldquellen verfügen, die die Admira nicht anzapfen kann ..

Christoph Längle: Dieser Aussage kann ich gar nichts abgewinnen. Es stört mich aber eine andere Aussage von Thonhauser viel mehr und zwar, dass die Klubs, die nicht für den Antrag gestimmt hätten, ihre Verantwortung gegenüber ihren Geldgebern und Sponsoren nicht wahrnehmen. Das ist eine Anmaßung. Wir haben für uns eine verantwortungsbewusste Entscheidung getroffen, obwohl wir inhaltlich einigen Themen des Antrags etwas abgewinnen können. Wir zählen ja auch zu den kleinen Klubs und sehen die Solidarität natürlich als wesentlichen Eckpfeiler einer erfolgreichen Liga. Ich bin ein Verfechter der amerikanischen Solidaritätssysteme. Wieso sollte dieses System, das in einem der kapitalistischsten Länder der Welt funktioniert, nicht auch bei uns funktionieren.

 

90minuten.at: Wie solidarisch muss die Liga künftig werden?

Christoph Längle: Wir sehen es als notwendig an, dass der Weg der Entsolidarisierung, den man in Europa und der ganzen Welt vernehmen kann, durchbrochen wird. Mir ist schon klar, dass die 12 Vertreter in der Liga so etwas wie 12 Ich-AGs sind und es wird nicht immer leicht sein, eine gemeinsame Lösung zu finden. Aber es ist uns in der Vergangenheit immer wieder gelungen und es sollte auch in der Zukunft wieder gelingen. Diese Aktion war jedenfalls ein Schnellschuss.

 

"Unser Verhältnis zu Rapid ist ok, so wie zu anderen Klubs auch. Ob die von Ihnen angesprochene Ablehnung von Rapid im Aufsichtsrat eine Retourkutsche für hochnäsiges Verhalten ist, kann ich nicht sagen." - Christoph Längle

90minuten.at: Inwiefern?

Christoph Längle: Ich weiß nicht, wie viel Zeit die anderen Klubs in der Vorbereitung auf diesen Antrag hatten, aber wir haben diesen Antrag zehn Tage vor der Klubkonferenz zugestellt bekommen. Das ist für so ein folgenschweres Thema relativ wenig Zeit. Es ist schon richtig, dass die Admira damals im Jahr 2017 gegen die aktuelle Regelung gestimmt hat und sie haben ihre Linie jetzt auch weiter verfolgt, aber die Art und Weise war nicht zielführend. Es war ja auch irgendwie absurd, dass in der Klubkonferenz dann gesagt wurde, dass dieser Antrag nicht der Weisheit letzter Schluss sei. Dann darf man aber auch nicht bei so einem wichtigen Thema mit so kurzer Vorlaufzeit darüber abstimmen. Den Grundgedanken, da kann ich mich nur wiederholen, zu mehr Solidarität können wir aus Altacher Sicht aber zu 100% unterstützen.

 

90minuten.at: Sie haben vorher die geheimen Absprachen in Hinterzimmern angeführt. Gibt es einen Grund, warum man das verstärkt einsetzt?

Christoph Längle: Ich kann das noch nicht orten, welche Gründe das hat. Vielleicht liegt es an den einzelnen Personen. Früher habe ich das jedenfalls nicht so empfunden, da wurde mit offenem Visier diskutiert.

 

90minuten.at: Könnte es auch daran liegen, dass die Wiener Großklubs nicht mehr im Aufsichtsrat der Bundesliga vertreten sind und sich andere Wege suchen?

Christoph Längle: Möglicherweise. Aus Altacher Sicht ist es jedenfalls nicht gut, dass keiner der beiden Wiener Großklubs mehr im Aufsichtsrat vertreten ist. Auf diese Expertise zu verzichten finde ich sehr bedauerlich.

 

90minuten.at: Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Austria-Vorstand Markus Kraetschmer hat sich bekanntlich freiwillig aus diesem Gremium zurückgezogen. Rapids Wahlvorschlag wurde abgewählt. Nehmen Sie die in den Medien kolportierte Stimmung wahr, dass Rapid in den vergangenen Jahren hochnäsig agiert hat und deswegen in der Liga mit wenig Sympathien rechnen kann?

Christoph Längle: Ich kann nicht für die anderen Klubs sprechen, man könnte es aber so interpretieren. Unser Verhältnis zu Rapid ist ok, so wie zu anderen Klubs auch. Ob die von Ihnen angesprochene Ablehnung von Rapid im Aufsichtsrat eine Retourkutsche für hochnäsiges Verhalten ist, kann ich nicht sagen. Wir hätten aus Altacher Sicht jedenfalls befürwortet, dass ein Wiener Klub im Aufsichtsrat dabei ist. Nach dem der Aufsichtsrat derzeit aus ehrenamtlichen Personen besteht, wäre es ja auch denkbar gewesen, dass die Austria jemanden anderen schickt, der nicht so ausgelastet ist wie Markus Kraetschmer.

 

90minuten.at: Mit der 5:7-Abstimmung wird das Thema jedenfalls nicht vom Tisch sein. Wie sehen Sie das Spannungsfeld, dass einerseits die größeren Klubs nicht ganz zu Unrecht sagen, dass die TV-Rechte durch sie an Wert gewinnen bzw. ohne sie weniger Wert wären und dem Solidaritätsgedanken, dass kleinere Klubs das TV-Geld im Verhältnis dringender benötigen als die Großklubs?

Christoph Längle: Das Thema ist sicher nicht vom Tisch, da haben Sie Recht. Die Gewichtung des Fan-Topfes wird sicher in der Zukunft ein Thema sein. Die Klubs haben verschiedene Einzugsgebiete, wir befinden uns mit Altach nicht in einem Ballungsraum wie etwa Rapid, Austria oder Salzburg. Zudem leiden wir in Altach speziell darunter, dass wir viel weniger Auswärtsfans verzeichnen. Es gibt einige Spiele, da sperren wir den Auswärtssektor gar nicht auf, weil gar niemand kommt. Klar wird man Kompromisse in diesem Spannungsfeld suchen und finden müssen. Ich möchte aber mit dem Märchen aufräumen, dass wir durch den Vorschlag der Admira Hunderttausende Euros mehr bekommen hätten.

 

90minuten.at: Sondern?

Christoph Längle: Die Hochrechnung zum Admira-Modell hat ergeben, dass es 50.000 Euro Unterschied gewesen wären. Wenn wir sportlich erfolgreicher gewesen wären im Herbst, hätten wir mit dem neuen Modell sogar möglicherweise weniger Geld bekommen. Klar gibt es andere Klubs wie Hartberg, die deutlich mehr bekommen hätten. Das liegt aber auch daran, dass der sportliche Schlüssel nicht berücksichtigt hat, dass ein Klub innerhalb von zwei Jahren aus der  Regionalliga in die Bundesliga aufsteigt.

 

90minuten.at: Wie wird es aus Ihrer Sicht mit dem Thema jetzt weitergehen?

Christoph Längle: Es gibt absoluten, aufrechten Redebedarf zu diesem Thema. Das ist übrigens kein Österreich spezifisches Problem, diese Diskussionen gibt es in einigen Ländern. Natürlich soll das Leistungsprinzip bei der Berechnung ein wichtiger Faktor sein und bleiben und auch der Österreicher-Topf. Über den Rest muss man diskutieren, denn man muss schon beachten, dass 300.000 Euro mehr oder weniger für einen kleineren Klub deutlich wichtiger sind als 700.000 Euro weniger für einen Großklub wie Salzburg, Rapid oder Austria. Derzeit spüre ich bei diesem Thema noch viele Emotionen. Im kommenden Jahr werden wir das Thema aber wieder angehen.

 

"Für eine schwarze Null werden wir in der aktuellen Saison sicherlich ans Limit gehen müssen. Wir sind im Abstiegskampf, dem müssen wir uns im Frühjahr stellen."

90minuten.at: Altach hat vor wenigen Tagen das Jahresergebnis für 2017/18 vorgestellt. Mit 10,99 Mio. Euro konnten die Einnahmen deutlich gesteigert und ein Jahresüberschuss (nach Steuern) von 1,18 Mio. Euro ausgewiesen werden. Im Vergleich zur Vorsaison mit 7,42 Mio. Euro Umsatz eine deutliche Steigerung. Was sind die Hauptgründe dafür?

Christoph Längle: Das ist einerseits natürlich die Teilnahme an den vier Runden der Europa League Qualifikation. Andererseits spielen hier die Transfers wie Galvao und Ngamaleu eine wichtige Rolle. Wenn man diese Punkte ausblendet, bewegt sich der Umsatz in einem Bereich von 7,5 bis 8 Mio. Euro.

 

90minuten.at: Kann Altach nur mit nationalem Geschäft die schwarze Null halten?

Christoph Längle: Ja, absolut. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren nur einmal eine rote Zahl präsentieren müssen. Unsere finanzielle Stabilität ist die Basis für sportliche Erfolge, auch wenn wir aktuell es nicht zeigen. Für eine schwarze Null werden wir in der aktuellen Saison sicherlich ans Limit gehen müssen. Wir sind im Abstiegskampf, dem müssen wir uns im Frühjahr stellen.

 

90minuten.at: Wo orten Sie das größte finanzielle Potenzial abseits des Europacups und Transfers?

Christoph Längle: Hier ist der weitere Stadionausbau mit erhöhtem Komfort ein Thema. Natürlich ist auch der Sponsoring-Bereich wichtig. Hier legen wir zwar sukzessive zu, die großen Sprünge durch große Partner suchen wir teilweise aber noch. Der dritte und wohl entscheidendste Punkt ist das Thema VIP und Hospitality. Aktuell haben wir ein Zelt, in dem wir bis zu 700 VIP-Gäste beherbergen können. Hier wollen wir eine bauliche Lösung finden und die Anzahl der VIP-Gäste auf bis zu 900 erhöhen. Diese Infrastruktur soll zudem für Drittveranstaltungen an Nicht-Spieltagen genützt werden. Da liegt das größte Potenzial für Altach. Hier stecken wir seit Mai in der Konzeptionsphase und werden im nächsten Frühjahr Ergebnisse liefern können.

Danke für das Gespräch!

 

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