Foto: © GEPA Faktencheck / 2018

Die 12er-Liga und die Fans: Es ist kompliziert (3)

Die Marschrichtung der Bundesliga war klar: Mit der neuen 12er-Liga sollen auch mehr Fans in die Stadien kommen. Noch haben sich die Erwartungen nicht erfüllt.

Welches Potenzial ist da?

Das große Ziel der Liga ist bekanntlich ein Schnitt von über 10.000 – über alle Spiele hinweg. Davon ist die Liga aktuell – 12erLiga hin oder her – so weit entfernt wie Rapid von einem Meistertitel. Doch wo liegen die Potenziale? 

 

Wachstumspotenzial bei Klubs

Größere Sprünge – verglichen zu den aktuellen Herbst-Zahlen - sind in den kommenden Jahren von bis zu sechs Vereinen zu erwarten:

- Hier ist in erster Linie der LASK zu erwähnen, der sich durch den Bau des neuen Stadions sicherlich einen deutlichen Zuschauerzuwachs – auch in Richtung 10.000er Schnitt – erwarten darf.

- Potenzial gibt es sicherlich auch bei Wacker Innsbruck – jedoch ein beide Richtungen: Sollten die Innsbruck künftig beim Kampf um die Top 6 mitmischen können, wäre eine deutliche Steigerung der Zuschauerzahlen zu erwarten. Andererseits kann auch die Teilnahme am unteren PlayOff (oder Qualifikationsgruppe, wie sie eigentlich heißt) dazu führen, dass selbst die 5.400 aus dem Herbst dann nicht mehr zu erreichen sind.

- Zudem könnte sich Rapid wieder einmal auf sportlichen Erfolg besinnen und so den Schnitt wie in der Premieren-Herbst-Saison 2016 auf über 21.000 heben. Eigentlich müssten bei jenem Verein, der Jahr für Jahr besonders stolz darauf ist, die mit Abstand größte Fanbase zu haben, die Alarmglocken läuten: In den vergangenen zwei Jahren haben die Hütteldorfer im Durchschnitt 4.000 (!) Fans pro Spiel verloren.

- Auch bei der Austria wäre gepaart mit einer erfolgreichen Saison eine weitere Steigerung möglich, Erfahrungswerte aufgrund der Neueröffnung der Generali Arena fehlen jedoch.

- Schwer einzuschätzen ist die Situation beim SK Sturm. Ob die beschlossene Förderung der Stadionrenovierung die Massen in die Merkur Arena treiben werden, ist zweifelhaft. In der letzten Meistersaison waren es nicht ganz 12.000 Fans. Soll heißen: Eine leichte Steigerung bei sportlichen Erfolg um 10 bis 15 Prozent ist möglich.

Red Bull Salzburg hatte schon mal 15.000 Fans pro Match. Das war in Zeiten, als alternde Stars die Massen mobilisieren konnten. Nachhaltig war das bekanntlich nicht. Schon erfreulicher ist die Tatsache, dass durch die sportlichen Erfolge und die kontinuierliche Arbeit der vergangenen Jahre der Zuspruch wieder gestiegen ist. Wie nachhaltig diese Steigerung fortgesetzt werden kann, ist nicht einzuschätzen. Ein leichter Anstieg wäre denkbar, solange Salzburg wohl auch für internationale Schlagzeilen sorgt.

 

Bei den anderen sechs Vereinen ist aktuell keine nennenswerte Steigerung der Zuschauerzahlen zu erwarten. 

 

Noch weniger Fans? Auch möglich!

Besonders spannend wird zu beobachten sein, wie sich die Zuschauerentwicklung nach 22 Runden entwickeln wird. Je nachdem, welche Vereine in welcher Gruppe dabei sein werden, sind mehrere Szenarien denkbar. Für die Bundesliga wäre dieses Szenario sicher der Worst Case: Man stelle sich vor, Rapid und/oder Sturm sind nicht in den Top 6 dabei. Man braucht kein großer Prophet sein, um einen Einbruch zwei der vier Zuschauermagneten zu prognostizieren. Die Grazer könnten schon mal – schlechtes März-Wetter inklusive – auf unter 8.000 fallen. Und bei  Rapid würde sich der 17.600er Schnitt im unteren PlayOff sicher auch nicht halten können. Im Gegenzug könnten beispielsweise der WAC oder St. Pölten im Meister-PlayOff diesen Ausfall bei weitem nicht kompensieren. In diesem Fall würde die Liga wohl nicht einmal einen Zuschauerschnitt im Vergleich zur alten 10er-Liga vollbringen.

 

Fazit: Die 12er-Liga ist (noch) kein Publikumsfaktor

Derzeit steigen oder sinken die Zuschauerzahlen allein aufgrund von Faktoren wie neue Infrastruktur oder dem sportlichen Erfolg. Inwiefern das neue Format der 12er-Liga die Fans in die Stadien treiben wird, bleibt abzuwarten und wird sich erstmals in den kommenden Wochen seriös beantworten lassen, wenn es für einige Vereine „um die Wurst“ bzw. um die Qualifikation für Meistergruppe geht. Fakt ist aber auch, dass die 12er-Liga als Produkt an sich bisher keine neuen Fans generieren konnte, daran hat die eher peinliche Plakat-Kampagne der Liga im Sommer auch nichts geändert.

 

Zum Thema