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Marcel Koller: "Musste dauernd gegen die Gefühlsschwankungen der Medien und der Öffentlichkeit ankämpfen"

Der Schweizer Marcel Koller brachte Österreich wieder ins Rampenlicht des internationalen Fußballs. Im ausführlichen Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung spricht er über diese Zeit und was er nun vorhat.

Ex-ÖFB-Teamchef Marcel Koller im Interview mit der NZZ über...

 

... die österreichische Mentalität:

"Man kann es nicht mit der Schweiz vergleichen. In Österreich wird das ganz anders gelebt. Wenn man Teamchef und etwas erfolgreich ist, entsteht ein Riesenhype. Den Auftritt mit Baguette und Béret hatte ich bereits zum zweiten Mal: Als wir im März 2015 gegen Liechtenstein spielten, stand ich bei der Abschlussbesprechung für das Spiel in dem Aufzug vor die Mannschaft als Hinweis darauf, dass wir in diesem Spiel auf keinen Fall überheblich auftreten dürften und dieses Spiel das wichtigste für die Qualifikation für Frankreich sei. Hintergrund der Aktion war, dass ich in Österreich dauernd gegen die Gefühlsschwankungen der Medien und der Öffentlichkeit ankämpfen musste. Nach dem Sieg im ersten Spiel herrschte Euphorie, als das nächste Spiel verloren ging, war alles vorbei."

"In der Präsidiumssitzung ein paar Tage später wurde beschlossen, dass es nicht weitergeht. Ich war auswärts essen, als mich der Präsident anrief und mir den Entscheid mitteilte." - Marcel Koller über das Ende als ÖFB-Teamchef

... was er in Österreich schätzte:

"Am Ende war es ein Superabschluss für mich: Wenn ich heute in Wien durch die Strassen laufe, halten Velofahrer und Jogger an, um mit mir zu sprechen, mir zu danken. Was ich immer wieder höre: Menschlichkeit. Das wurde geschätzt, mein Umgang mit den Spielern, aber auch mit den Medienleuten. Ich war immer zu allen genau gleich, das merkten die Leute."

 

... den Abschluss mit dem ÖFB:

"Es gab im letzten September Gespräche mit dem Verband, ich wollte die letzten beiden Qualifikationsspiele vorbeigehen lassen. Der Präsident war einverstanden. In der Präsidiumssitzung ein paar Tage später wurde beschlossen, dass es nicht weitergeht. Ich war auswärts essen, als mich der Präsident anrief und mir den Entscheid mitteilte."

 

... seine Zukunftspläne:

"Verhandelt habe ich aber noch nicht. Die Mannschaft, die ich trainiere, muss Qualität haben. Als Trainer werde ich am Ergebnis gemessen, ich brauche gute Spieler. Denn die Erwartungshaltung ist bei jedem Präsidenten die gleiche: Er will gewinnen. Er stellt Ansprüche. Drum ist es wichtig, vor einer Anstellung abzuklären, was überhaupt zu erreichen ist."

 

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