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Franz Wohlfahrt: "Ob sie mir den Satz des Pythagoras erklären können, ist nicht entscheidend"

Franz Wohlfahrt spricht im Interview mit heute.at über mögliche Transfers, die Suche nach Spielern und blickt noch einmal auf das Jahr 2015 zurück.

Am Donnerstag entscheidet sich, ob die Austria erneut in die Gruppenphase der Europa League einziehen kann. Neben wertvollen Punkten für die UEFA-5-Jahreswertung wäre dieser Schritt natürlich auch für die Austria enorm wichtig, wie auch Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt im Interview mit heute.at bekräftigt: "Sehr wichtig – für alle. Abgesehen vom wirtschaftlich Erfolg. Jeder Wert eines Spielers steigt. Zum Beispiel letztes Jahr in Rom beim 3:3. Holzhauser macht das Tor und schon steigt sein Wert. Auch seine Position innerhalb des Vereins ist gestiegen."

 

Kommt noch ein Innenverteidiger?

Sollte die Qualifikation gelingen, würden die Veilchen vermutlich auch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden. Speziell auf der Innenverteidiger-Position könnte es dann Handlungsbedarf geben. Wohlfahrt: "Es ist ja kein Geheimnis, dass wir mit Borkovic einen hochtalentierten Verteidiger auf der halblinken Verteidiger-Position haben. Nur ist es bei 'Borko' so, dass er sein Maturajahr hat. Wir haben im Verein die Philosophie, den Spielern die Schule und einen positiven Abschluss zu geben. Dem Spieler zu sagen 'Vergiss die Schule', das wollen wir nicht. Wir haben jetzt Westermann, Kadiri und eben Borkovic – wenn sich da einer verletzt, wäre das zu riskant im Hinblick auf unsere Ziele."

 

Die Suche nach einem geeigneten  Spieler erklärt Wohlfahrt so: "In Wirklichkeit brauchen sie aber einen guten Charakter. Ob sie mir den Satz des Pythagoras erklären können, ist nicht entscheidend. Ich brauche Charakter, ich brauche Teamplayer, Spieler, die sich einordnen, aber nicht unterordnen. Und dann gibt es die Alphatypen, die dominanten, die sehr nach außen orientiert sind. So wie natürlich die Ruhigen, die Introvertierten."

 

"Solche Reibereien gehören dazu"

Zur aktuellen Rekordmeisterdebatte sagt die violette Legende: "Ein gescheiter Historiker hat in einem Interview nun gesagt, dass eigentlich beide Recht haben. Ich halte ein Unentschieden in diesem Bereich für machbar", so Wohlfahrt, der ergänzt: "Sind wir uns ehrlich: Solche Reibereien gehören dazu. Und so macht sich die Austria jetzt auch einmal öffentlich bemerkbar. Tatsache ist, dass aber ab 1911 nicht nur in Wien Fußball gespielt wurde. Es hat auch die Kärntner oder die Tiroler Meisterschaften gegeben, überall so mit sechs Vereinen. Wobei ja auch gemeint wird, dass die Mannschaften aus den Bundesländern im Durchschnitt qualitativ etwas abgefallen sind."

 

"Kann es nicht jedem Recht machen"

Dass es Wohlfahrt nicht immer allen Recht machen kann, bekräftigt auch der Blick zurück, als er 2015 unter zum Teil heftiger Kritik zum Sportdirektor ernannt wurde. Ob er jetzt Genugtuung verspüre? "Nein, die verspüre ich nicht. Man kann es halt nicht jedem Recht machen. Das ist ja personenunabhängig – wäre es nicht ich gewesen, hätte es einen anderen getroffen. Wenn der nicht aus dem Fußball gekommen wäre, sondern vielleicht ein Unternehmer gewesen wäre, hätten sich die Fußball-Anhänger gefragt, wie er das eigentlich machen soll. Die Bedürfnisse der Menschen sind so unterschiedlich – was ja auch sehr gut ist – dass man es nicht jedem Recht machen kann. Wenn wir jetzt den Kayode verkaufen, sagen die einen super, die anderen 'dumm gelaufen', jetzt brauchen wir einen neuen Stürmer. Als unerfahren habe ich mich vor zweieinhalb Jahren aber nicht gesehen. Ich war in den meisten meiner Mannschaften der Sprecher des Teams, ohne Kapitän zu sein. Die Insider wissen so etwas – aber es gibt halt Menschen, die mich nicht kennen. Ein anderes Beispiel: Bei der WM 1998 war ich der zweite Torhüter, ich habe nicht gespielt – die Prämien habe aber ich ausgehandelt. Es gab zwei Kapitäne, die hießen Polster und Herzog, die haben gesagt: 'Bitte Franz, mach du das, du kannst das.' Also bin ich fünfmal von Stuttgart reingeflogen und habe über die Prämien verhandelt. Ich habe Erfahrung im wirtschaftlichen Bereich. Ich habe 1991 mein erstes Unternehmen gegründet, das habe ich dann 1998 um gutes Geld verkauft. Ich habe schon etwas gelernt nebenbei."

 

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