
Klaus Schmidt: "Aber natürlich spürt man, dass man plötzlich Letzter ist"
Zu Gast im Sky Sport Austria Podcast DAB | Der Audiobeweis war Klaus Schmidt, Trainer TSV Egger Glas Hartberg, und sprach über die letzten Wochen und die Zukunft.
Seit spätestens gestern rattern die Telefone und wir sind natürlich hinten nach, wie man in der Steiermark sagt, weil es einfach nicht früher möglich war.
Die 2. Liga ist eine Teufelsliga. Da sind 16 Mannschaften und einer steigt auf. Das gibt es auf der ganzen Welt nirgends.
Klaus Schmidt (Trainer TSV Egger Glas Hartberg):
...über den geschafften Klassenerhalt: „Ich denke, man kann sich vorstellen, dass wir sehr, sehr erleichtert waren alle miteinander, zumal wir ja auch schon eine Woche vorher in Wattens den Sack zumachen hätten können. Und dann haben wir uns einfach noch einmal eine Woche am Riemen reißen müssen, die letzte Partie performen müssen, das ist uns gelungen und so ungefähr haben dann auch die Feierlichkeiten ausgeschaut. (...) Der obligate Ausflug auf Mallorca von der Präsidentin, auf den haben sich alle gefreut und der läuft. Und ich werde regelmäßig mit Whats-App-Bildern versorgt und ich bin eigentlich ganz froh, dass ich nicht dabei bin.“
… auf die Frage, wie groß seine Sorge bei Job-Antritt gewesen sei, dass es sich mit dem Ligaerhalt nicht ausgehen könnte: „Wenn man das heute im Nachhinein betrachtet, war jeder irgendwann einmal in der Situation von diesen Mannschaften absteigen zu können und auch bei uns war es dann so, dass es Knopf auf Spitz war. Ich habe aber gewusst, wir haben noch fünf Runden und ich habe voriges Jahr die Admira fünf Runden vor Schluss übernommen und da war die Situation ähnlich. Und in fünf Runden kann sich alles zum Positiven ändern und an das habe ich immer geglaubt und das habe ich auch der Mannschaft versucht zu vermitteln und sie hat mir immer wieder das Gefühl gegeben, dass sie an mich glaubt.“
...über den „Turnaround“ nach der Niederlage in Runde 27 gegen die Admira: „Nach dieser Niederlage hat der Himmel auch in Hartberg gebrannt, obwohl mir die Leute nie das Gefühl gegeben haben, dass da jetzt komplette Alarmstufe ist. Aber natürlich spürt man das auch, was das mit einer Mannschaft macht, dass man plötzlich Letzter ist. Dann haben wir den Ostersonntag dort mal grad sein lassen und am nächsten Tag haben wir uns dann zusammengesetzt und die Lage noch einmal aufgerollt. Und da war dann klar, dass was passieren muss. Und die Mannschaft hat das dann geschnallt, hat das dann endgültig auf die Reihe gekriegt und dann ist es gegangen. Das zeichnet schon auch diese Partie aus, dass sie da dann noch einmal umschalten konnte. Und da sieht man auch, dass schon eine gewisse Qualität drinnen ist.“
...über die Kaderplanung für die kommende Saison: „Seit spätestens gestern rattern die Telefone und wir sind natürlich hinten nach, wie man in der Steiermark sagt, weil es einfach nicht früher möglich war (Anm.: aufgrund der vakanten Tabellensituation). Und deswegen werden wir schauen, dass wir jetzt in kürzester Zeit den ein oder anderen Spieler zu Hartberg lotsen können, was unbedingt notwendig ist, um eine gewisse Kaderrotation zu haben.“
...über die Vertragsverlängerung mit Jürgen Heil: „Mir war es auch wichtig, den Jürgen Heil als Identifikationsfigur an den Verein zu binden. Er hätte das ein oder andere Job-Angebot woanders gehabt, aber es ist uns gelungen, ihn an Hartberg längerfristig zu binden und ich hoffe, dass er nächstes Jahr über eine konstantere, längere Periode eine gute Saison spielt.“
...weiter zu Jürgen Heil: „Man hat jetzt in den letzten Partien gemerkt, wenn er so auf der Position spielt, die ihm wirklich liegt, dass er schon ein sehr, sehr guter Spieler ist, und er war sicher ein ganz ein wichtiger Punkt, dass wir die Liga gehalten haben.“
...über Rene Swete: „Ja, da gibt es immer wieder Rumours, wo man hört, er soll irgendwo anders hin oder Austria Wien oder so, habe ich gelesen. Aber ich habe mit ihm von Freitag auf Samstag in einer beschwingten Runde das Gespräch geführt und ich gehe mal davon aus, dass der Rene beim Trainingsstart bei uns dabei ist. Der gehört nach Hartberg und ich denke, dass er sich dort auch wohl fühlt und ich glaube nicht, dass er in seiner Karriere noch einmal etwas anderes machen wird – sage ich jetzt einmal vorsichtig.“
...über Bielefeld-Leihgabe Noel Niemann: „Ich glaube, dass er nach Deutschland zurück möchte und den TSV verlassen wird.“
...über Donis Avdijaj: „Er war auch ein Spieler, der uns über sieben Runden gefehlt hat und er hat dann auch am Ende den Unterschied ausgemacht. Er hat noch Vertrag bei uns und in ihn setze ich sehr, sehr große Hoffnungen.“
...über Mario Sonnleitner: „Er ist ein Spieler, der eine unheimliche Persönlichkeit ist, der eine unheimliche Erfahrung hat, der noch einen Vertrag hat, der aber natürlich auch nicht jünger wird. Ich bin froh, dass wir ihn haben, dass er in dieser Leader-Rolle drinnen ist, aber ich hoffe, dass junge Spieler, so wie Michael Steinwender, diese Position dann schön langsam übernehmen können. Aber wir brauchen den ,Sonni‘ einfach als Typ, als Führungspersönlichkeit.“
...über Manfred Gollner und Thomas Rotter „Da laufen die Verträge aus, da laufen jetzt Gespräche in den nächsten Tagen. Wir brauchen sicher, wenn jetzt Gollner nicht unterschreibt, einen Linksfuß als Innenverteidiger. Einfach für den Spielaufbau. Da haben wir Probleme auf dieser Seite, auf dieser Position, wenn man dort den Gollner verliert.“
...über Absteiger Admira: „,Sein Tod, mein Brot‘ hat mir mal ein Trainer gesagt, mit dem ich zusammengearbeitet habe. Profifußball funktioniert so. Wenn die Admira nicht abgestiegen wäre, hätte es gut sein können, dass wir abgestiegen wären. Deswegen ist mir das Hemd näher als der Rock.“
...weiter zum Abstieg der Admira: „Aber ich habe zwei wirklich sehr feine Perioden gehabt mit der Admira, wo ich Dinge erlebt habe, die andere im ganzen Leben nicht erleben. Und die Mannschaft ist mir extrem ans Herz gewachsen und der Verein auch, wobei es dort einfach Leute gibt in der unmittelbaren Nähe der Mannschaft, die diesen Verein Tag und Nacht leben. Und speziell die Spieler mit denen ich dort erfolgreiche Zeiten gehabt habe und die mir dort sehr ans Herz gewachsen sind, die tun mir einfach leid, weil es grausig ist aus einer Bundesliga abzusteigen. Natürlich wird der ein oder andere wieder einen Verein irgendwo finden in der Bundesliga, aber es wird sehr, sehr viele geben, die den Gang in die 2. Liga antreten müssen und das ist eine beinharte Geschichte und tut mir extrem leid, weil dieser Verein so gestrickt ist, dass da so viel Herzblut drinnen ist und deswegen habe ich mich dort auch so wohl gefühlt.“
...über die 2. Liga: „Die 2. Liga ist eine Teufelsliga. Da sind 16 Mannschaften und einer steigt auf. Das gibt es auf der ganzen Welt nirgends. Du musst da solche Typen haben, die die Liga spielen können und es schadet sicher nicht, einen Trainer zu haben, der dort seine Sporen schon verdient hat. Da gibt es Trainer, die sind einfach prädestiniert dafür und die Admira wird sicher einen vernünftigen finden, darf aber, denke ich, nicht den Fehler begehen und sagen: Wir starten da jetzt durch und steigen nächsten Jahr mit aller Gewalt auf. Daran ist Ried fast zerbrochen, Wacker Innsbruck wie man sieht ist vor die Hunde gegangen, St. Pölten hat es extrem schwer gehabt. Das sind Dinge, die muss man klug angehen und da braucht man jetzt einfach Geduld und ein richtiges ,Handerl‘ für das richtige Personal – sowohl auf der Trainerposition als auch am Spielersektor.“
...über die Überraschungen der Saison: „Zum einen Sturm Graz mit Christian Ilzer, die souverän auf Platz 2 getanzt sind – das war eigentlich für mich die satteste Jahresperformance, die es gegeben hat. Dass die Austria unter Anführungszeichen so aus dem Dreck rausgekommen ist, das war ein riesen, riesen Job, der dort gemacht worden ist. Und auch Klagenfurt hat das als Aufsteiger sehr souverän gemacht, denn 30 Punkte gemacht zu haben, das ist eine ganz eine riesige Leistung. Und zum Schluss auch die WSG, die durch diese Qualirunde durchgetanzt ist, obwohl sie nach drei, vier Runden als fast Einser-Abstiegs- oder Zweier-Abstiegskandidat neben Altach gegolten hat.“
...über die WSG und das Europacup-Playoff-Finale gegen Rapid: „Die Wattener sind in einem Flow, die rinnen aus. Und das ist natürlich schon in so einer K.o.-Partie von einem immensen Vorteil. Ich kann mir gut vorstellen, dass Rapid sich am Samstagvormittag gedacht hat, sie gehen am Sonntag in den Urlaub und die Geschichte ist erledigt. Und jetzt heißt es noch einmal einspannen und von Donnerstag bis Sonntag zu performen. Und Wattens war einfach eingestellt darauf seit Wochen, dass sie bis zum 27. oder 28. Mai durchspielen und haben sich absolut vorbereitet. Sie haben im letzten Spiel gegen Altach mehr oder weniger den Kader geschont. Und die sind ready. Ob Rapid ready ist, das wird man sehen. Ich denke, die Qualität ist trotzdem bei Rapid größer, aber mit diesen Voraussetzungen, die ich da jetzt angeführt habe, ist es schwierig vorauszusagen, wer gewinnt.“