"Dass der Sechste keine Chance auf den Europacup hat, der Achte aber schon, muss man diskutieren"

Bei Talk und Tore waren neben Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer auch 90minuten.at-Chefredakteur Michael Fiala, Wolfgang Winheim vom Kurier und Peter Klöbl von der Kronen Zeitung.

Michael Fiala (90minuten.at):
…über sein vorläufiges Resümee der Liga-Reform: Eine zwiegespaltene Bilanz aus meiner Sicht. Wir haben vor der Teilung bemerkt, dass dieses Spannungselement durchaus dazu geführt hat, dass mehr Zuschauer gekommen sind für zwei bis drei Runden. Nach der Teilung hat man leider gesehen, dass sie dazu geführt hat, dass ein deutlicher Verlust an Zuschauern zu bemerken ist .(...) Die Zuseher wurden immer als das großes Ziel genannt – ein Zuwachs von zehn Prozent, das wird sich in der Saison wohl nicht mehr ausgehen.“
 
…über ein erhöhtes Interesse durch die Reform: „Die Medien haben davon, glaube ich, schon ziemlich profitiert. Die Zugriffe waren im Dezember, Jänner so hoch wie noch nie. Denn sonst ist das ja eine Phase, in der die Liga so ein bisschen dahin grundelt.“
 
...über die sportlichen Auswirkungen der Reform: „Im Sinne einer nachhaltigen sportlichen Entwicklung ist es ein bisschen gefährlich. Man sieht auch, wie die Trainer in den Wochen vor der Teilung argumentiert haben: Jetzt sind einmal die Punkte wichtig. Und wenn man nach einer längerfristigen Entwicklung gefragt hat, wurde das alles zur Seite gewischt. Das ist so ein bisschen die Diskrepanz, die aus meiner Sicht auch eine negative Entwicklung haben könnte.“
 
...über einen Vorschlag einer geschlossenen Liga: „Ich würde da eher den ÖSV-Präsidenten zitieren: ,Austria is too small to make a geschlossene Liga.‘ Weil wir einfach auch dem Unterbau jegliche Perspektive nehmen. Und wenn man sagt, wir haben eine geschlossene Liga mit zehn oder zwölf Vereinen, was ist dann, wenn ein Verein plötzlich wegbricht. Wer sagt, dass dann ein Verein da ist und diese Lücke schließen kann?“
 
...über notwendige Verbesserungen des aktuellen Liga-Formates: „Dass der Achte eine Chance hat Europacup zu spielen, aber der Sechste nicht, das ist etwas, was man wirklich eingehend diskutieren und evaluieren muss. Denn da ist jede sportliche Wertigkeit ad absurdum geführt. Auch bei der Punkteteilung.“
 
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Peter Klöbl (Kronen Zeitung):
…über die Auswirkung des Liga-Formats auf die Trainer: „Es ging nur um den ominösen Strich. Jeder schaut immer nach 22 Runden, wo stehen wir. Es geht im Moment überhaupt nicht mehr um diese Endplatzierung. Ohne den Strich bin ich mir nicht  sicher, ob Thomas Letsch jetzt nicht noch Austria-Trainer wäre.“
 
...über die Aufteilung mit den Spielen der Qualifikationsrunde am Samstag und jenen der Meisterrunde am Sonntag: „Das ist aus Gründen der Planbarkeit gut, weil es einen strikte Trennung ist. Diese Trennung würde ich durchziehen. So ist auch die mediale Aufmerksamkeit mehr auf die Abstiegsrunde gerichtet. Wenn das gemischt wäre, würde die Aufmerksamkeit auf die Abstiegsrunde viel, viel kleiner gesetzt. Diese Trennung finde ich sehr gut.“
 
…über sein vorläufiges Fazit der Liga-Reform: „Ich sehe eine Spannung zu einem Zeitpunkt, wo sie früher nicht da war, mehr Trainerwechsel durch den Druck, der entsteht, und auch noch viel Rätselraten bei den Fans aufgrund dieser Europacup-Teilnahme-Kriterien. Also da sind schon noch Fragezeichen vorhanden.“
 
Wolfgang Winheim (Kurier):
...auf die Frage, ob die Reform zu mehr Druck und Entlassungen der Trainer führt: „Das ist ein internationaler Trend, der nicht unbedingt mit der neuen Reform zu tun hat. Bei Rapid hatte es aber sicher damit zu tun.“ 
 
...über die eventuell neu aufkommende Spannung durch die Liga-Teilung: „Gerade der Fall Rapid beweist, dass die Spannung dadurch besonders groß war. Es hat ja niemand damit gerechnet, dass Rapid um den sechsten Platz kämpfen muss. Denn vieles wird halt nach wie vor an Rapid gemessen.“
 
...auf die Frage, ob die Varianten, welche Platzierung in welchem Fall für eine Teilnahme am Europacup-PlayOff berechtigt, zu kompliziert sei: „Für den Konsumenten momentan ja. Selbst ich habe heute in der Früh noch nachgefragt bei einem Kollegen, bei dem ich geglaubt habe, dass der sattelfester ist. Er ist auch ins Stottern geraten, genauso wie ich.“