Martin Scherb: Förderung von Spätentwicklern ein "Meilenstein" für ÖFB
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Martin Scherb: Förderung von Spätentwicklern ein "Meilenstein" für ÖFB

Wenn das U15-Nationalteam in der kommenden Woche zu einem Doppelländerspiel in den Niederlanden antritt, dann sind das keine gewöhnlichen Länderspiele. Es sind Länderspiele, die nur mit einem Kader von sogenannten 'retardierten Spielern' bestritten werden. Das bedeutet Spielern, die körperliche Spätentwickler sind, oder zu den Spätgeborenen gehören.(Text: Pressemeldung ÖFB)

"Das ist ein absoluter Meilenstein für uns als ÖFB", sagt Martin Scherb. Der Gesamtleiter der ÖFB-Talenteförderung und U15-Teamchef hebt die Bedeutung dieser Entscheidung hervor: "Es gab immer Sichtungslehrgänge für retardierte Spieler, aber wir glauben, dass uns aus diesem Pool an Spielern in der Vergangenheit Talente durch die Lappen gegangen sind. Andere Verbände sind da Vorreiter, absolvieren seit längerer Zeit Partien mit retardierten Spielern, um sich einen noch detaillierteren Blick zu verschaffen. Das ist auch unser Ziel."

Da sich Scherb aktuell mit dem U19-Nationalteam auf die UEFA U19 EURO in der Slowakei vorbereitet, wird U17-Teamchef Oliver Lederer die Reise in die Niederlande mit dem U15-Team antreten. Auch er ist sich der Strahlkraft dieses Lehrgangs bewusst: "Es ist ein Quantensprung für den ÖFB. Ich freue mich, dass ich Martin vertreten darf und bin neugierig auf die Burschen."

 

De Bruyne als Vorbild

Mitgeholfen bei der Einführung dieses "Quantensprungs" hat die im vergangenen Jahr geschaffene Abteilung "Wissenschaft, Analyse und Entwicklung". Mag. Christoph Gonaus (Bereichsleiter Sportwissenschaft), erklärt den Hintergrundgedanken: "Gerade in dem Alter kurz vor, oder während der Pubertät, geht die körperliche Entwicklung einfach oft weit auseinander. Aber nur, weil jemand vielleicht körperlich noch nicht so weit ist wie die Alterskollegen, heißt das nicht, dass er nicht eine super Technik oder ein sehr gutes taktisches Verständnis hat. Wir wollen auch diese Spieler gezielt fördern."

Sowohl Scherb als auch Lederer betonen, dass es bei diesem Lehrgang um mehr geht, als Ergebnisse. "Wir wollen den Spielen, die sehr talentiert sind und viel mitbringen, das Gefühl geben, dass wir sie auf dem Schirm haben. Sie sollen sehen, dass wir auf sie schauen. Deshalb finde ich es großartig, dass wir das machen", so Lederer.

Sein Trainerkollege verweist auf einen prominenten Vertreter dieser Lehrgänge für retardierte Spieler, die es beispielsweise in den Niederlanden und Belgien bereits seit einiger Zeit gibt: "Kevin de Bruyne war beispielsweise ein retardierter Spieler und ist genau über solche Lehrgänge auch in das Blickfeld seines Verbandes gekommen. Die Spieler haben es sich absolut verdient auch im Nationalteam zu spielen und sich in internationalen Vergleichen zu beweisen."

 

Investition in die Zukunft

Der Erfolg dieses Lehrgangs wird sich, so Lederer und Scherb unisono, nicht auf dem Platz zeigen, sondern erst in der Zukunft. "Es wird unfassbar schwer, dass wir dort Resultate erzielen", so Lederer ehrlich. Er ergänzt: "Wir haben nicht viel Zeit, nur zwei Trainings und die Spieler haben noch nie zusammen gespielt. Es geht einfach darum, dass die Spätentwickler und Spätgeborenen, die ein bisschen benachteiligt sind, ihr Können unter Beweis stellen können."

Abschließend sagt Scherb: "Es ist eine Investition in die Zukunft. Unser Anspruch als ÖFB ist es, jedes Talent in Österreich zu kennen und es zu fördern. Mit der Entscheidung, Länderspiele für retardierte Spieler abzuhalten, haben wir noch einmal einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht."

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