Transfermarkt zu Corona-Zeiten: Heimische Sportchefs mit unterschiedlichen Ansichten

Geringere Preise, weniger Transfers - davon gehen die österreichischen Sportchefs laut eines Rundrufs der 'APA' aus. Die gezogenen Schlüsse sind aber unterschiedlich.

Es ist noch offen, wann wieder gespielt werden wird, aber es wird irgendwann weiter gehen. Das betrifft dann auch den Transfermarkt, der normalerweise im Sommer Sportchefs zwischen Bodensee und Neusiedler See beschäftigt. Red Bull Salzburg konnte in den letzten Jahren am ganz großen Kuchen mitnaschen, legte in den letzten Monaten selber vür Wöber und Okafor zweistellige Millionenbeträge auf den Tisch. Christoph Freund sieht Änderungen, wie er gegenüber der 'APA' mitteilt: "Der Fußball steht in der Pyramide ganz oben, profitiert, wenn es Wirtschaft und Gesellschaft gut geht." Er denkt: "Es wird sicher für eine gewisse Zeit nicht mehr so viel Geld im Markt sein. Viele Vereine werden sich mögliche oder geplante Transfers sehr gut überlegen oder eben nicht machen können."

 

Auf Eis?

So dürfte es auch bei Rapid sein. Sportchef Zoran Barisic erklärt: "Auch bei uns sind natürlich vorerst alle Überlegungen auf Eis gelegt. Noch ist es aber viel zu früh, hier konkrete Aussagen machen zu können." Für einen Klub könnte es sogar Vorteile bringen. Der LASK würde nämlich gerne den Kader zusammenhalten. Jürgen Werner erklärt im 'Weekend'-Magazin: "Der Transfermarkt wird sicher einbrechen, große Ablösesummen wird erstmal niemand bezahlen. Das kommt uns beim Zusammenhalten des Kaders entgegen, ebenso wie die Verschiebung der EM auf 2021. Wenn da ein, zwei Spieler von uns dabei gewesen wären und dort aufgezeigt hätten, wäre es schwieriger gewesen, diese beim LASK zu behalten."

Christian Puff, Vize beim WAC, hält die Lage für "schwierig". Allerdings konnten die Lavanttaler in den letzten Monaten mit Europa League und Transfers Geld einehmen. Puff sagt: "Ich denke schon, dass der eine oder andere denkt, 'ich bin beim Club ganz gut aufgehoben', gerade jetzt, wo die Vereine ganz andere Themen haben." Ein anderer glaubt nicht an große Änderungen. Austria Wien-Sportchef Peter Stöger erklärte bei 'ViolaTV' mit Blick auf die Vergangenheit: "Wenn ich überlege, was nach der Bankenkrise 2008, 2009 alles erzählt wurde und es sich dann rasant entwickelt hat und stündlich alles teurer geworden ist - mal sehen, was noch kommt."

 

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Transfermarkt war "stark überhitzt"

Die kleineren Klubs stehen ohnehin nicht vor dem Problem, regelmäßig Millionentransfers zu tätigen. Etwa der SV Mattersburg. Trainer und Sportchef Franz Ponweiser meint: "Wir haben ja immer schon geschaut, dass wir Spieler ohne hohe Ablösesummen bekommen." Loyalität wird im Burgenland groß geschrieben, Ponweiser meint weiter, "dass alle den Gürtel enger schnallen müssen. Vielleicht auch längerfristig, je nachdem, wie lange die Geschichte dauert." Richtig Positives sieht Amir Shapourzadeh von der Admira: "Grundsätzlich, und das habe ich in den letzten Monaten und Jahren immer wieder angesprochen, wäre es wünschenswert, wenn - vor allem auf dem Transfermarkt - wieder Normalität einkehren würde. Dieser war bei gewissen Transfers nicht nur stark überhitzt, sondern fernab der menschlichen Realität."

Erich Korherr vom TSV Hartberg glaubt auch, dass Kicker den Gürtel enger schnallen werden müssen, ortet auch Verständnis bei den Spielern: "Ich habe gemerkt, dass viel Solidarität da ist und dass die Spieler schon Verständnis dafür aufbringen, wenn sie in der nächsten Saison oder in den nächsten zwei Saisonen nicht ganz so viel verdienen- sofern es sich um neue Verträge handelt."

Der Sportchef der Steirer hat dann auch noch ein tröstliches Schlusswort für die Fußballfans parat: "Der Fußball wird sich weiter drehen, wenn wieder alles aufgehoben ist."