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FAK zu Polizeikosten: "Gutgeübte Praxis nicht mutwillig zerstören“

Die im Frühjahr national und international aufgekommene Diskussion, Fußball-Vereine bei Hochrisikospielen und für Fanrandale stärker zur Kasse zu bitten, stößt nicht nur bei Austria Wien auf Ablehnung. (Text: FAK)

„Der Bundesliga-Vorstand ist beauftragt, im Sinne aller Klubs gegen diese Absicht vorzugehen“, sagt dazu Austria-Vorstand Markus Kraetschmer. Innerhalb der Bundesliga wurde das Thema bereits intensiv besprochen. Man kam zu dem Schluss, dagegen geschlossen aufzutreten. „Denn es ist ja bereits jetzt so, dass die Klubs für Polizeieinsätze zahlen“, betont der violette CEO, der glaubt, dass es wichtig sei, in der Liga eine einheitliche Linie einzunehmen und zu vertreten. 


„Gutgeübte Praxis nicht mutwillig zerstören“
Wenn man Kosten zu übernehmen habe, dann müsse man nach Meinung Kraetschmers auch hier eine gewisse Möglichkeit haben, finanzielle Aufwände zu beeinflussen. „Wir haben ja seit vielen Jahren eine Regelung, die gutgeübte Praxis ist und die man nicht mutwillig zerstören sollte“, erklärt der 47-Jährige. Der Status quo und die Vorschriften durch die Behörde sehen vor, dass Polizeikräfte, die im unmittelbaren Einflussgebiet der Stadien im Einsatz sind, durch die Klubs bezahlt werden. In welcher Stärke die Polizei im Einsatz ist, wird je nach Einschätzung eines Spiels und der Gefährdungslage sowie je nach Besucheranzahl definiert.

Und dann ist es so wie bei allen anderen Veranstaltungen auch, dass ab und bis zu einem gewissen Zeitpunkt und Ort die öffentliche Sicherheit gewahrt sein muss. „Und diese Mehrkosten werden durch die Gesamtheit getragen. Dieses System hat österreichweit in den vergangenen Jahren durchaus gut funktioniert“, erinnert Kraetschmer. Dafür bezahlen alle Klubs der österreichischen Bundesliga jährlich Steuern und Abgaben im zweistelligen Millionenbereich.

 

Millionen-Ausgabe der Austria für Sicherheit in Europacup-Saison
Austria Wien hat in einer Saison mit Europacup-Teilnahme für den gesamten Bereich Sicherheit, inklusive Ordnerdienst, einen siebenstelligen Betrag aufgewendet. „Im vorigen Spieljahr 2017/18 hatten wir zum Beispiel 300.000 Euro an direkten Polizeikosten“, sagt der AG-Vorstand. Dazu kommen so wie bei jedem Klub noch die Kosten für den externen und internen Ordnerdienst an jedem Spieltag, sowie laufende Investitionen in die Sicherheit und die Infrastruktur (zum Beispiel Videoüberwachungs- und Zutrittssysteme, Sektorentrennung, Zugänge etc.).

Deshalb müsse man schon sehr aufpassen, was auf diesem Gebiet in Zukunft passiere. „Da muss man sehr genau analysieren, was mit einer möglichen Änderung zur bestehenden Praxis bewirkt wird. Man muss klare Regelungen für eine Planbarkeit haben, da solche Kosten ja vor Saisonbeginn zu budgetieren sind und refinanziert werden müssen. Außerdem erwarten wir eine Gleichbehandlung mit anderen Events“, fordert der Ex-Banker.


Staatssekretärin will Regelung für EU-Raum
Diskutiert werden Polizeieinsätze im heimischen Fußball auf politischer Ebene. Staatssekretärin Karoline Edtstadler (Ministerium für Inneres) will Vereine bei gewalttätigen Ausschreitungen zur Kasse bitten und fordert dabei im Zusammenhang mit dem Europacup eine Regelung für den gesamten EU-Raum.
Aktualität erfuhr das Thema auch wegen der Vorfälle im Vorfeld des Wiener Derbys Mitte Dezember 2018. Damals wurden wegen einiger Chaoten 1.300 Personen auf einer Brücke der Südost-Tangente zwecks Identitätsfeststellung angehalten. Laut Polizei kostete allein dieser Einsatz 210.000 Euro.

 

Kraetschmer: „Derby-Vorfälle nicht in Austrias Hoheitsrecht“
Solche Kosten sollten in Zukunft nach dem Ansinnen Edtstadlers ein Verein und nicht die Allgemeinheit tragen. Dazu sagt Kraetschmer klar und deutlich „Nein. Der Anmarsch und die Anhaltung der Rapid-Fans erfolgten in einer Entfernung zur Generali-Arena, die nicht im Einflussbereich Austrias lag.“ Da habe man als Klub überhaupt keine Hoheitsrechte, das sei eine klare Sache der öffentlichen Sicherheit, und die müsse durch die Polizei gewahrt bleiben. “Ich wüsste nicht, wie in einem solchen Fall die Vereine zur Verantwortung gezogen werden sollten und wie es mit der direkten Zurechnung aussähe“.

Der Bundesliga-Vorstand sei damit beauftragt, im Sinne der Klubs darauf entsprechend zu reagieren, betont Kraetschmer, der darauf hinweist, dass es klare Regelungen der Sicherheitszonen rund um Stadien gibt. „Der Vorfall im Vorfeld des Derbys ereignete sich außerhalb dieser Zone“, hält der Austria-Chef fest. „Die Bundesliga und Ihre Klubs haben immer betont, dass wir für einen konstruktiven Dialog mit unserem jahrelangen Kooperationspartner BMI zur Verfügung stehen – allerdings sollte dieser faktenbasierend und nicht auf Grund populistischer Forderungen erfolgen“, meint Kraetschmer abschließend.

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