Dietrich Mateschitz: Ein Leben für die Dose [Nachruf]
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Dietrich Mateschitz: Ein Leben für die Dose [Nachruf]

Dietrich Mateschitz ist tot. Der Red Bull-Besitzer verstarb im 79. Lebensjahr. Vor allem im Sport hinterlässt er eine andere Welt, die Welt von Red Bull.

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Weltweit gehörte Dietrich Mateschitz zu den hundert reichsten Menschen, der reichste Österreicher ist er sowieso gewesen. Nun ist er tot und sein Erbe wird weiterleben. Es ist eine Hinterlassenschaft, die nicht ohne Kontroversen auskommt. 1984 gründete er zusammen mit der thailändischen Unternehmerfamilie Yoovidhya die Red Bull GmbH. Die wertvollste Marke Österreichs wurde zum Synonym für Extremsport; zahlreiche Winter- und Motorsportler:innen gehören zum Kreis der Red Bull-Sportler. Seit Mitte der 2000er folgten Engagements in der großen Welt des Sports: In der Formel 1 und vor allem im Fußball; hervor stechen die Teams von Red Bull Salzburg, RasenBallsport Leipzig sowie in New York.

 

Den Fußball verändert

Vor allem der Einstieg beim mittlerweile zum Serienmeister und Königsklassenteilnehmer mutierten Verein aus Salzburg ist bemerkenswert. Nach Jahren klassischer Mäzenfehler wie der Verpflichtung alternder Stars und vermeintlicher Toptrainer stellte Mateschitz 2012 alles um. Den Pressing-/Konterfußball, den auch ein Jürgen Klopp kultivierte, trieb Ralf Rangnick auf die Spitze. Seit 2013/14 ging der Meisterteller nun stets nach Salzburg, nur ein Cuptitel wanderte nach Graz. Die RBS-Kicker werden um zweistellige Millionenbeträge gehandelt, nach zum Teil peinlichem Scheitern sind die Bullenkicker aus dem europäischen Fußballolymp namens Champions League kaum noch wegzudenken. Im Fahrwasser der Salzburger ziehen die anderen Topklubs unterschiedlich schnell nach. Zu Mateschitz' Einstieg war Österreich weit weg von den europäischen Top10, nun ist man mitten drin.

 

Gesellschaftliches Engagement

Seit 2004 lässt Red Bull mit Wings for Life an der Heilung von Querschnittslähmungen forschen, 2012 spendete Mateschitz 70 Millionen Euro an die Paracelsus Medizinische Privatuniversität. In der Steiermark, wo er 1944 geboren wurde, kümmerte er sich rund um den Formel 1-Kurs in Spielberg um das Fortkommen seiner Heimat. Red Bull unterstützt mit Tochterfirmen zudem Musiker:innen. Auch über den großen und extremen Sport hinaus gab es noch kaum ein Event, dem zumindest ein paar Paletten Red Bull als Sponsoring versagt wurden.

 

Kontroversen

Doch die Welt von Red Bull war nie nur eine, in der stets die Sonne schien. Von der Verprellung der Salzburg-Fans über die Ablehnung eines Betriebsrats bei Servus TV bis hin tragischen Todesfällen von von Red Bull gesponsorten Extremsportlern gab es in den letzten knapp vier Jahrzehnten viel zu kritisieren. Der öffentlichkeitsscheue Red Bull-Boss gilt je nach Lesart als konservativ oder rechtspopulistisch. 2015 sprach er sich etwa in einem der seltenen Interviews für eine Grenzschließung aus. Basejumper Felix Baumgartner lobte Rechtsextreme. Bei Servus TV bekamen in den vergangenen Jahren Corona-Leugner:innen eine Plattform.

 

Das, was bleibt

Dietrich Mateschitz hat nicht nur den heimischen Fußball, sondern den Sport weit über die Grenzen Österreichs hinaus und sogar bis in die Stratosphäre geprägt, das Engagement vor allem zur Heilung der Querschnittslähmung wird ebenfalls bleiben. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, auch das, was landläufig als negativ aufgefasst wird, wird nicht vergessen. Fakt ist: Den heimischen Fußball prägte Dietrich Mateschitz in den letzten zwei Jahrzehnten wie kaum ein anderer.

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