Skandalträchtige Klubs: Die geschlossene Gesellschaft droht
Mit dem Rückzug des SV Mattersburg ist klar: Es wird immer enger, überhaupt zwölf Klubs in Österreichs höchster Spielklasse zu haben. Die Liga kann sich eigentlich keine Klubskandale mehr leisten.
Die große Frage ist: Welche Klubs können sich ein, zwei Salto nullos leisten, wie es Ried geschafft hat?
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Ein Kommentar von Georg Sander
Vor einem knappen Jahr war die Welt noch in Fußballwelt noch in Ordnung, Salzburg in der Champions League, der LASK als veritabler Herausforderer, WAC schießt Mönchengladbach ab. Gut "in Ordnung", war die Fußballwelt ohnehin nicht, weil die kriminellen Machenschaften beim SV Mattersburg schon lange liefen. Auch wenn die anderen Skandale bei weitem nicht so groß waren, aber wer kam denn überhaupt skandallos durch diese Saison? Der Austria wird nachgesagt, finanziell so am Hungertuch zu knabbern, dass man sich mit einer Insovlenz auseinander setzte, der LASK leistete sich den Trainingsskandal, Rapid jenen rund um das sexistische Transparent. Und on top kommt dann noch der Umgang mit der 30. Runde der 2. Liga. Da bleiben nicht mehr viele Klubs, die skandalfrei durch 19/20 kamen. Und bei vielen denkt man sich: Die Entscheider sind wohl noch nicht ganz im Jahr 2020 angekommen. Viel schlimmer aber ist: Der Bundesliga werden irgendwann die Klubs für die Liga ausgehen.
Weg ohne Wiederkehr
Wir gehen zehn Jahre zurück. Am Ende der Saison 2009/10 verschwand der Tabellenletzte, SK Austria Kärnten, politisches Spielzeug des Ex-Landeshauptmannes Jörg Haider, aus dem bundesweiten Fußball. Es ist bis dato der letzte große Finanzcrash, bis eben zum SVM. Zwei Jahre später steigt der Kapfenberger SV ab, der sich heutzutage wohl nun nur noch per Kooperation mit Sturm retten kann. In den folgenden zwei Jahren stiegen just die Burgenländer und Wacker Innsbruck ab. Letztere überlebten den letzten Abstieg wohl nur mit den neuen Investoren. 2014/15 verabschiedete sich der SC Wiener Neustadt, dessen Funktionäre später mit Funktionssperren bedacht wurden, er dümpelt in der Ostliga vor sich hin. Der SV Grödig, im Folgejahr Letzter, verabschiedete sich nach Rang zehn gleich direkt in die dritte Leistungsstufe. Ob Ried ohne dem kuriosen, skandalbehafteten Aufstieg diese Saison nach drei vergeblichen Versuchen mehr als ein ehemaliger Bundesligist geblieben wäre, steht zwar in den Sternen, ewig kann man aber nicht oben mitspielen, ohne aufzusteigen.
Zäsur Zwölferliga
2017/18 erfolgte dann der Schnitt. Zwei Aufsteiger aus der zweiten Leistungsstufe, Bundesligist St. Pölten rang Wiener Neustadt nieder. Nun gibt es zwölf Bundesligisten, die WSG Tirol hätte ohne der Implosion von Mattersburg wohl auch nicht jahrelang um einen Wiederaufstieg kämpfen können, eine Neuausrichtung ohne g'standene Profis war schon angekündigt worden. Wer nun einen Blick auf die Abschlusstabelle der 2. Liga wirft, sieht: Ried, Investorenverein Klagenfurt, zwei Zweitvertretungen, Amstetten, das kaum Bundesligaambitionen hegt, Investorenverein aus Innsbruck. Dass Klubs wie die nächstplatzierten Vorwärts Steyr, SV Lafnitz, der nächste Zweitverein Juniors OÖ sowieso nicht, oder Blau-Weiß Linz und Austria Lustenau in den nächsten Jahren Richtung Bundesliga marschieren werden, scheint ausgeschlossen. Vor allem, wenn man sich ansieht, was mit den ersten beiden Aufsteigern aus der aufgeblasenen „Liga zwa“ passierte: Beide stiegen sportlich sofort wieder ab.
Kleinster Kreis
Als wäre alles nicht schon schwer genug, wird nun eine zusammengeschusterte Elf aus Wattens in der Bundesliga spielen. Dazu der Aufsteiger, siehe oben, das wird schwieirg. Die große Frage ist: Welche Klubs können sich ein, zwei Salto nullos leisten, wie es Ried geschafft hat? Wie schon früher, muss die SV Ried als Vorbild herhalten. Wie kann ein kleiner Klubs auf lange Sicht in der Bundesliga mistspielen, das war früher die Frage. Nun sollten sich die Altachs, St. Pöltens, Admira und auch Hartbergs überlegen, wie sie sich finanziell stabilisieren können. Denn irgendwer wird ab nun hoffentlich sportlich absteigen und muss sich die halbprofihafte Zwitterliga namens Liga zwa leisten können. Alle haben mehr oder weniger weite Wege hinter sich, aber im Sinne des Fußballs wird es wichtig sein, dass hier hochprofessionell gearbeitet wird, in Infrastruktur und Nachwuchs investiert wird, eine breite Sponsorenbasis erreicht wird. Auch wenn Fußballliebhaber logischerweise von den Namen Wiener Sportclub, Vienna, Bregenz oder wie sie alle heißen träumen. Aber das sind eben noch Träume.
Und viel darf jetzt nicht passieren, siehe auch mit schielendem Auge zur Admira. Die Hoffnungen ruhen auf den derzeit 14, vielleicht maximal 15 Klubs, die Bundesliga spielen. Sonst wird die höchste Spielklasse in ihrer Zweigeteiltheit wirklich bald zu einer geschlossenen Gesellschaft.