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Rapids möglicher Bickel-Exit

Fredy Bickel soll ein Thema beim Schweizer Nationalteam sein. Das wäre eine elegante Möglichkeit, den Sportdirektor wegzuloben.

Ein Kommentar von Michael Fiala und Georg Sander

 

Seit Dezember 2016 werkelt Fredy Bickel als Rapid-Sportdirektor. Die Situation, in der er bei den Hütteldorfern anfing, war nicht leicht. Knapp zwei Jahre später ist man aber wieder beinahe dort, wo Bickel angefangen hatte. Die Winterpause 2016/17 verbrachte Rapid auf dem fünften Platz, zehn Punkte hinter der davor liegenden Austria, 15 Punkte hinter dem Tabellenführer aus Altach. Denen hatte man dann Damir Canadi weg gekauft. Heute hat man sieben Punkte weniger, mit anderen Klubs die schlechteste Offensive der Liga und 28 (!!) Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. Bickel musste Canadi nach dem 28. Spieltag, fünf Punkte vor dem Letztplatzierten, entlassen. Und danach wurde mit Goran Djuricin ein Trainer entlassen, den der Schweizer selbst verlängert hatte.

Auf der Habenseite steht das Aufräumen der (teuren) Ära Müller und die kaum planbaren Millionentransfers von Wöber, Kvilitaia und Galvao. Dass Schaub auch irgendwann ein lukrativer Transfer wird, ist weniger Bickel zu verdanken. Als definiter Volltreffer punkto Zugänge entpuppte sich neben Galvao eigentlich nur Boli-Bolingoli.

 

Nicht wenige Flops

Dem gegenüber stehen aber nicht zu wenige Flops. Nicht, dass Spieler keine Akklimatisierungszeit brauchen, aber Veton Berisha, Mateo Barac, Andrija Pavlovic, Andrei Ivan, Deni Alar oder Jeremy Guillemenot haben nicht gezündet. Hinzu kommt, dass der Nachwuchs stockt. Neben Wöber konnte sich in zwei Jahren nur Müldür nach oben spielen – und die beiden sind wohl einfach zu gut, um sie zu übersehen. Eigene Stürmer? Innenverteidiger? Kreativköpfe? Musste alles zugekauft werden. Nichts gegen einen Potzmann, Martic oder sonst wen – solche Kicker sollte man auch im eigenen Nachwuchs aufbauen können.

Noch ist Bickels Vertrag schriftlich trotz des Bekenntnis des Präsidiums nicht verlängert. In der laufenden Transferzeit hat Bickel nicht unbedingt Argumente für sich geliefert. Der geforderte Stürmer wurde einfach nicht gefunden. Dabei geht es mehr um die Taktik als um die Personen. Rapid kündigte früh an, eine gewisse Summe auf den Tisch legen zu können. Rapid und Bickel haben – um einen Vergleich zum Pokern zu bringen - zu Beginn der Transferperiode quasi gerufen: „Oh, ein Drilling!“ Andere waren eher ruhig und hatten ein Full-House – oder auch nicht, wussten aber, was Rapid hat. Schlecht gepokert. 

 

Do the Milanic?

Nun soll dar Schweizer Verband an einer Verpflichtung von Bickel interessiert sein. Geht er dorthin, dann ist Rapid fein raus. Denn die sportliche Entwicklung ist nicht zu sehen. Es ist wie bei Darko Milanic und Sturm damals. Sturm hatte ihm über den Sommer hinweg die Stange gehalten, dann litt die Performance. Leeds United erbarmte sich, Sturm war ihn los, bekam sogar noch Geld. Es wäre eine elegante Art, um Bickel in die Schweiz zu loben. Sollte dieses Szenario wirklich eintreffen, steht Rapid vor der nächsten, extrem wichtigen Aufgabe: die Suche nach einem neuen Sportdirektor. Und das zählte in der Ära Krammer nicht zu den Stärken des Rapid-Präsidiums.

Oder Fredy Bickel hat wirklich das beste Pokerface, das Österreich lange gesehen hat - und überrascht alle mit einem tollen Transferfinale.

 

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