Rapid besser, Salzburg cleverer: Was ist wichtiger?

Das ÖFB-Cupfinale endete mit vielen hitzigen Diskussionen und einem 2:0 für Red Bull Salzburg. Rapid will aber besser gewesen sein. Doch was heißt das eigentlich?

Ein Kommentar von Georg Sander und Michael Fiala

 

Strittige Strafraumszenen, Lattenkracher, aberkannte Tore. Rapid als Cup-Außenseiter hat einiges zu kiefeln nach der Finalniederlage. Salzburg benötigte nur 118 Sekunden, um etwaige Titelträume der Hütteldorfer zu beenden. „Heute hat nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft gewonnen“, sprach Didi Kühbauer danach in die Reportermikrofone. Nachsatz: „Aber man muss schon anerkennen, dass Salzburg diese Qualität hat, dass sie eben diese Möglichkeiten genutzt haben.“ Auch das Wort „cleverer“ fiel im Zusammenhang mit dem Sieger von grün-weißer Seite her. Rapid-Kapitän Stefan Schwab führt ins Treffen, dass man „unverdient“ mit 0:2 in die Pause ging. 

Sicherlich, über KO-Spiele sagt man gerne, dass es sich um „Spiele auf Augenhöhe“ handelt, trifft ein heimischer Vertreter im Europacup auf ein Team aus einer Topliga und schlägt sich gut, liest man: „Es war kein Qualitätsunterschied erkennbar“. Wenn dann oben drauf noch die obligatorischen strittigen Szenen kommen, die dem Spiel eine Wende hätten geben können, dann ist der Diskussionssalat perfekt. Und tatsächlich hat Rapid im Cup-Finale vor allem in den ersten 30 Minuten eine sehr ordentliche Leistung geboten, und – aus welchem Grund auch immer – zuletzt selten besser gegen die Bullen ausgesehen.

 

Das große Aber

Aber was heißt das nun, Rapid wäre besser gewesen, Salzburg aber cleverer? Woran bemisst sich die Qualität einer Mannschaft, die Beurteilung eines Spiels im Nachhinein? Kann man schlechter, aber cleverer sein? Ist man, wenn man besser ist, aber verliert, dann unglücklich? Und ist Glück/Pech nicht eine Kategorie, die es im Grunde auszuschließen gilt? Denn am Ende muss man sich schon fragen, wie man nach einer 0:2-Niederlage auf die Idee kommt, besser gewesen zu sein. Noch dazu, wenn man letztlich mehr als die Hälfte der Spielzeit noch für etwaige, vom Schiedsrichterteam zweifelsfrei anzuerkennde Tore übrig hatte.

Glück/Pech sind im Fußball immer dann gut zu minimieren, wenn man einen Plan hat. Gegen die Titel-hungrigen Rapidler, die letztlich gut kontern können, von Minute 1 an Vollgas vorne drauf zu gehen, wäre dabei eine dumme Idee. Also hat es der clevere Marco Rose nicht verordnet. Die Qualität für Tore hat man sowie so – vor allem, wenn man schon vorher weiß, wie man sie erzielen könnte. Das verriet Keeper Alex Walke: „Wir haben gewusst, dass sie immer versuchen, viel auf eine Seite rüberzuschieben und dass dadurch die andere Seite blank ist. Und genau das Ding ist uns wirklich zwei Mal aufgegangen. Einmal mit einem Doppelpass mit Farkas, der dann das Tor macht. Und einmal, wo Munas auf Zladdi spielt, der die Flanke macht.“ Klingt auch ziemlich clever.

 

Besser? Cleverer?

Im Endeffekt sind „besser“ oder „cleverer“ jedenfalls keine Kategorien, die für eine ganz klare Bewertung eines Spiels taugen. Das weiß auch Didi Kühbauer, indem er die Niederlage mit den oben beschriebenen Worten relativiert hat. Und er weiß auch, dass man ihm nicht so richtig widersprechen kann, weil es eben keine klare Bewertung für diese Kategorien gibt. Eines ist jedenfalls klar: Diese Aussagen von Kühbauer waren clever gewählt, weil sie in den Medien heute die Schlagzeilen dominieren. Ob Rapid jedoch auch die bessere Mannschaft war, darf jedenfalls angezweifelt werden.