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Dann ist Mattersburg plötzlich das Spiel des Jahres

Nach dem verhauten Ligastart verliert die Wiener Austria auch gegen die Zyprer von Apollon Limassol. Geduld ist gefragt, die Problemanalyse unklar.

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Aus der Generali Arena von Georg Sander

 

„Spieler aufrichten“, sagte Christian Ilzer bei der Pressekonferenz nach der Niederlage gegen Apollon Limassol. Der kurzfirstige Ilzer-Effekt, den es in Hartberg und Wolfsberg gab, ist bisher ausgeblieben. Austria Wien steht trotz einer langen Vorbereitung schon jetzt vor einem Scherbenhaufen. Dabei hat der Ex-WAC-Trainer doch gute Traineranlagen. Im Lavanttal ließ er durchaus aufregenden Fußball mit doppelten, offensiven Flügeln, einem echten Zehner und Spektakel spielen.

 

Passt Ilzer überhaupt?

Bei der Ansicht des Spiels traten Fragen auf. In der so wichtigen Rückwärtsbewegung war von einem Überladen der ballnahen Seite wenig zu spüren, die Formation ließ sich auseinander reißen. Eine Mannschaft mit mehr Qualität hätte die schwarzen Löcher im eigentlich sogar mit drei Mann besetzten zentralen Mittelfeld wohl noch eiskalter ausgespielt. Die Eckbälle? Esprit-los meistens auf die gut und vom Gegner überbesetzte erste Stange gespielt. Dass Grünwald dann auch noch Sitzer auslässt, geschenkt. Noch versiertere Kibitze raunten, die erste Halbzeit wäre wenigstens die beste unter dem Neo-Coach gewesen. Nun spürt Ilzer erstmals in der Bundesliga Gegenwind, fast schon einen Gegensturm. Eine unbekannte Situation für den Erfolgs-verwöhnten Coach, der mit Hartberg in die Bundesliga aufstieg und den WAC auf Platz 3 und nach Europa brachte.

"Sind es die falschen Spieler für Ilzers Ideen? Sind es die falschen Ideen für die richtigen Spieler? Hat man noch Spielraum, um dem Neo-Coach Neuzugänge zu ermöglichen?"

Die Schuldfrage

Routinier Florian Klein sieht die Schuld zunächst eher bei den Spielern: „Das hat nichts mit Taktik zu tun, nichts mit einer Aufstellung – ob Fünfer- oder Viererkette, zwei oder drei Stürmer. Wir attackieren vorne, werden einmal überspielt und dann ist da ein Raum von 20 bis 30 Metern, bis der nächste kommt. So vertust du so viel Kraft, so kannst du einfach nicht spielen.“ Er liefert auch einen weiteren Indikator: „Irgendwie ist jeder alleine im Zweikampf, hat keine Unterstützung. Wenn man sich die erfolgreichen Mannschaften aus Österreich ansieht, wie Salzburg und den LASK, ist dort kein Spieler alleine. Dieser Schritt fehlt uns. Danach können wir über taktische Sachen reden.“

Oder auch nicht? Denn: „Jeder denkt viel zu viel nach, in welche Position er gehen darf, für welchen Spieler er zuständig ist. Der eine attackiert, der andere läuft mit einem anderen Spieler woanders hin und ist zu sehr mannorientiert.“

 

Fragen über Fragen

Im stets nervösen Austria-Umfeld muss man sich nun fragen: Sind es die falschen Spieler für Ilzers Ideen? Sind es die falschen Ideen für die richtigen Spieler? Hat man noch Spielraum, um dem Neo-Coach Neuzugänge zu ermöglichen? Oder stellt man kurzfristigen sportlichen Erfolg endlich einmal Hintan und gibt Ilzer die Zeit, die es braucht. Das kann man im Winter noch immer evaluieren. Denn seit dem Meistertitel mit Neo-Sportvorstand Peter Stöger ist der Steirer der achte Coach in sieben Spielzeiten. Alleine seit einem Jahr verbrauchte die Mannschaft drei Trainer, setzt man aktuell voraus, dass Ilzer nun schon angezählt ist oder gar sein muss.

Es sieht so aus, als ob hier einige Dinge nicht zusammen passen würden. Sehr viele Dinge. Das haben sich die Verantwortlichen und die Spieler wohl anders vorgestellt. Und dann steht man vor einem Problem, das Florian Klein zusammen fasst: „Mattersburg ist für uns das Spiel des Jahres!“ Egal ob das dem neuen Sportchef Peter Stöger jetzt gefällt oder nicht.

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