Klub-Reibereien: Peinlicher Kindergarten oder endlich mehr Profil

Die Bundesligaklubs tragen Diskussionen in letzter Zeit gehäuft über die Medien aus.

Wiener Neustadt gegen St. Pölten, das ist Brutalität. Da werden keine Freundlichkeiten ausgetauscht, da geht es ums nackte Überleben. Oder: Sturm versus Austria, am Transfermarkt. Gute Stimmung unter Konkurrenten sieht anders aus. Ähnliche Reibereien hat man in den vergangenen Jahren zwischen Rapid und Austria (Rekordmeister) oder auch zwischen Salzburg und Rapid (Leihspieler) erlebt. Schärft die Liga mit diesen öffentlich ausgetragenen Reibereien ihr Profil oder ist es doch nur peinlicher Kindergarten eines unprofessionellen Verbands? Ein Pro und Contra der 90minuten.at-Redaktion:

 

Pro: Reibung erzeugt Energie

von Michael Fiala

Man kann diverse Reibereien kindisch finden, manche entbehrlich und jene wie von Wr. Neustadt für dreist. In Summe darf man aber die Energie, die in den vergangenen Wochen durch diese ganzen Auseinandersetzungen freigeworden ist, nicht verachten. Gut möglich, dass die Sturm-Fans beim Match gegen die Wiener Austria besonders motiviert und zahlreicher als sonst in die Merkur-Arena kommen, um den Veilchen „zu zeigen“, was sie vom FC Austria Sturm Wien halten.

 In den vergangenen Jahren hatte man ein wenig das Gefühl, die 10er Liga dümpelt so dahin. Vier Mal pro Jahr gegen den gleichen Verein, die Highlights waren rar gesät. Die Solidarität innerhalb der Liga zwar groß. Das ist einerseits gut, andererseits hat es aber auch dazu geführt, dass die Liga zu wenig Profil entwickelt hat. Ob Edomwonyi jetzt wirklich bei der Austria sein Ziel, international zu spielen, erreichen wird, bleibt zwar fraglich. Emotionen wurden jedenfalls geweckt, Geschichten geschrieben, Fans aktiviert. Es ist jedenfalls in den vergangenen Wochen bei all bestehenden Baustellen auch endlich wieder etwas Reibung erzeugt worden. Und Reibung bringt bekanntlich Energie. Das kann eigentlich der Liga als Ganzes nur helfen.

 

Contra: Peinlicher Kindergarten

von Georg Sander

Die Bundesliga steht vor der größten Reform der letzten Jahrzehnte. Der Prozess, der eigentlich professionell abgewickelt werden sollte, wird durch allerhand Störfeuer konterkariert. Viele dieser Dinge sind kaum verhinderbar. Soll Wiener Neustadt sich etwa nicht an jeden sich bietenden Strohhalm klammern? Mühsam wird es, wenn es vermeidbar ist. Günter Kreissl könnte auch ja antworten: „Dazu ist alles gesagt“. Rapid müsste nicht über verliehene Spieler diskutieren. Und die Rekordmeisterdiskussion könnte man auch den Fans überlassen, ohne peinliche mediale Kommentare.

Peinlich beschreibt das ganze gut. Die Liga will mehr Fans, mehr Spannung, mehr positive Erlebnisse und dann gießen einige Vertreter bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit auch noch Öl ins Feuer. Natürlich wollen es Journalistinnen und Journalisten gerne ganz genau wissen, ein knackiger Sager ist eine gute Geschichte. Aber ist es wirklich Sinn der Sache, in Anzug und mit Sponsorenlogos einen Kindergarten aufzuführen? Kommt sich der durchschnittliche Fan nicht etwas gefrotzelt vor, wenn sein Team beispielsweise eher schlecht performet und statt echten Antworten und Erklärungen gibt es peinliche Verbalscharmützel?

 

 

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