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Die Red Bull Salzburg-Dominanz nervt

Die Salzburger haben in den vergangenen vier Jahren alle acht möglichen nationalen Titel geholt. Langsam wird es langweilig. Eine Gegenansicht von Georg Sander

Im Fußball gibt es zwei Dimensionen, nach denen dieser bewertet werden kann. Die eine Dimension ist jene der blanken Zahlen, der Erfolge, der Statistik, des Zählbaren, des mehr oder weniger Hier und Jetzt – nüchtern, kritisch, analytisch. Die andere ist die der Emotion. Wer ist Rekordmeister, welcher Spieler ist verdient, was machen die Fans? Wenn man so will, dann gehört erstere Sicht eher Beobachtern, Journalisten. Zweitere den Fans und Supportern.

 

Nerven die Bullen oder nicht?

Und so ist es einfach je nach Standpunkt klar, dass die Bullen mit ihrem Erfolg eher nerven oder nicht. Grauschattierungen sind in diesem schwarz-oder-weiß-Denken zulässig, aber nicht zielführend. Dass Red Bull im Fußball selten neutral bewertet wird, hat sich seit dem Einstieg vor zwölf Jahren durchgesetzt. Es macht auch gar nichts. Genau so wenig wie Serientitel etwas machen. Die gab es in der heimischen Historie schon öfters. Zwischen 1978 und 1981 wurde die Wiener Austria vier Mal Meister. Zunächst vier Mal hintereinander – Salzburg hat diesen Rekord nun eingestellt. Nach zwei Rapidtiteln holten die Veilchen übrigens zwischen 1984 und 86 gleich noch drei Titel in Folge. Die Diskussionen am damals noch nicht digitalen Stammtisch werden aber wohl die gleichen gewesen sein wie heute. 

 

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Salzburg feiert das 4Double (Fotos: Gepa Pictures)

Selbst verschuldet

Gerade die aktuelle Saison hat gezeigt, woran es hakt. Und es hakt nicht (nur) an den Salzburgern. Die haben den Saisonstart brav in die Tonne gekübelt. Und was macht die Konkurrenz? Rapid verliert sich in Richtungsentscheidungen und stürzt sich selbst in die größte Krise der letzten Jahrzehnte; es wird mitten in der Saison ein Trainer geholt, der zum Konzept nicht passt. Sturm verkauft einfach den Spieler, der für die tolle Hinrunde mitverantwortlich war., verzettelt sich auch in Trainerdiskussionen.

 

Und die Austria bewies als Vizemeister, dass man in den entscheidenden Momenten versagt: Am 26. Spieltag verlor man nicht nur in Salzburg, das mit gleich fünf Bummerl, brachte sich dann auch mit zwei folgenden Niederlagen gegen die Admira und St. Pölten um einen weiteren Titelkampf. So wie Rapid im Jahr zuvor: Bis zur 25 Runde lagen die Hütteldorfer voran, dann folgten fünf Spiele ohne Sieg, darunter sogar ein Remis gegen die Bullen. Die Veilchen hätten 16/17 auf drei Punkte ran kommen können, Rapid vertendelte und machte in fünf Runden aus zwei Zählern Vorsprung sechs Punkte Rückstand.

 

Konnten die Bullen als letztes Trainerteam besiegen: Peter Stöger und Manfred Schmid

Die Hölle sind die anderen

Natürlich kann Salzburg Managementfehler, Trainermissverständnisse, Verletzungen bei Spielern und so weiter besser auffangen als vor allem die Wiener Konkurrenz. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn ein weiterer Teil ist, dass in Favoriten und Hütteldorf eben Fehler gemacht wurden und werden, die Journalisten und Fans gleichermaßen staunend zurück lassen. Die Fehler können die Fans der jeweiligen Vereine wohl runter beten, wenn man sie um vier Uhr in der Nacht aufweckt. Die meisten dieser Schieflagen haben ja auch gar nichts mit dem Budget zu tun. Weder Rapid, noch die Austria, schaffen es in wenigen Jahren, Konstanz rein zu bringen. Und zwar nicht einmal gegen Salzburg. Schon tausendmal geschrieben, aber Stögers Meisterelf holte gegen Salzburg nur zwei Punkte.

 

Es nervt, dass auf das Geld reduziert wird

So kann man festhalten, dass der Schuldige eben nicht nur und ausschließlich der schnöde Mammon ist. Salzburg dominiert wirklich nicht nur deshalb, weil sie mehr Geld haben. Die Bullen können Titel um Titel holen, weil die Konkurrenz haarsträubende Fehlentscheidungen trifft. Das nervt, egal von welcher Seite man es betrachtet, ob als Journalist oder Fan.

  

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