Austria Klagenfurt muss absteigen. Den langjährigen Erfolgstrainer Peter Pacult vor die Türe zu setzen, hat letztlich nichts gebracht. Nun könnte man hier lang und breit darlegen, woran es lag. Das soll aber nicht Gegenstand dieses Beitrags sein.
Denn mit sehr wenigen anderswo landenden Bällen müsste hier nämlich der Abstieg von den anderen Klubs behandelt werden. Wer nach 22 Runden in der Qualifikationsgruppe landet und dort ganz hinten steht, für den geht es nur noch um das Eine.
Und selbst wenn viel Hängen und Würgen dabei war, haben sie doch recht behalten. Die Austria möchte nun darum kämpfen, dass es weitergeht, wie das Präsidium und die Geschäftsführung in einem Offenen Brief nach dem Abstieg indes forderten.
Insgesamt ist die Austria - davon unabhängig - insofern ein anschauliches Beispiel, dass man als Verein einen Gutteil richtig machen kann, aber am Ende das entscheidende fehlen kann.
Rundherum passend
Auf den ersten und weitere Blicke hätten die Waidmannsdorfer nämlich viel mitgebracht, was es im modernen Fußball braucht. Da wäre der Standort Klagenfurt, bekanntlich eine Landeshauptstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Mit dem Wörthersee Stadion gibt es ein modernes Stadion - dieses ist zwar zu groß, aber besser so als andersherum.
Wirtschaftlich ist die Region eher schmalbrüstig, weswegen 2019 die Karajica-Brüder anfingen, das Geld zu besorgen bzw. bereitzustellen. Geld von außen, das ist nicht die präferierte Variante, wie sich ein Fußball-Klub finanziert. Allerdings gab es auch schon Investoren, die viel an einem Klub verändert hatten. Das war hier nicht der Fall.
Erratische Investoren-Entscheidungen sind ebenfalls nicht wirklich bekannt. Dass man Pacult nach all den Jahren und Errungenschaften vor die Tür setzt, mag unfair wirken, Trainerwechsel sind aber ein legitimes Mittel im Abstiegskampf.
Dass im Sommer ein Umbruch stattfand, der Kader stark verjüngt wurde, man mit Andy Irvings Transfer zu West Ham Geld lukrierte und verdiente Spieler nicht bei der erstbesten Gelegenheit woanders hingeschickt werden, sollte auch nicht vergessen werden. Auch das ist ein Verdienst der sportlichen Geschäftsführung, aktuell Günther Gorenzel.
Fußball-Fans denken langfristig, vielleicht ist in der Landeshauptstadt in der Vergangenheit einfach zu viel kaputtgegangen.
Geschichte würde es ja geben...
Vielleicht wäre das alles anders gekommen, hätte man die Fans besser ins Boot holen können. Das räumt auch das Präsidium in erwähntem offenen Brief ein. Dabei hätte die Austria Tradition, was auf den ersten Blick ja eigentlich ein Mosaikstein zum Erfolg sein soll.
Aber: Der Verein wurde formell zwar erst 2007 aus der Taufe gehoben. Der ursprüngliche Verein hat das Gründungsdatum 1920, ab 1999 hieß man FC Kärnten. Als Aushängeschild des Landes gelang 2001 der Cupsieg.
Später stieg man ab, 2007 verfügte der damalige Landeshauptmann in Tateinheit mit den Verantwortlichen vor Ort, dass Pasching seinen Vereinssitz nach Klagenfurt verlegt. Der FCK verlor Spieler und Jugend an Austria Kärnten.
Einem Rechtsstreit folgend bzw. Problemen zwischen den Klubs stellte der FC 2009 den Spielbetrieb ein, 2010 folgte die Austria. Erst 2010 trat man mit dem SC St. Stefan im Lavanttal in einer Spielgemeinschaft ein und offiziell auf. Fußball-Fans denken langfristig, vielleicht ist in der Landeshauptstadt in der Vergangenheit einfach zu viel kaputtgegangen.
Komische Logiken des Fußballs
In erster Linie muss das aber bezahlt werden. Die Karajicas schafften es nicht, große lokale, regionale oder zumindest nationale Sponsoren zu finden. Am Ende wurde es TGI Gold, ein Geldgeber, der schon beim DSV Leoben eine unrühmliche Rolle spielte.
Offenbar erachtete man diesen Schritt für notwendig. Ein zu weniger als einem Sechstel gefülltes Heimstadion (4.335 im Schnitt) ist schlicht mäßig spannend für große Sponsoren. Weniger Fans bedeuten zudem geringere Einnahmen. Ein Teufelskreis.
Nur Hartberg und Wattens begrüßten im Schnitt weniger Fans. Die WSG musste Brustsponsor-mäßig bis nach China, Hartberg ist nicht größer, da gelten doch andere Maßstäbe als im vergleichsweise riesigen Klagenfurt.
Das kleine Wolfsberg überholte den Landeshauptstadtklub hinsichtlich Besucherzahlen ebenfalls. Dritte Plätze, Europacup-Nächte und erst recht Titel sind wichtig für Resilienz.
Es zeigt sich anhand der Austria, dass es mehr braucht, um einen Fußballstandort zu entwickeln - gerade wenn die gemeinsamen Träume von früheren Erfolgen fehlen.
Ein Puzzlesteinchen fehlte
Genau das fehlt im Potpourri von Infrastruktur, (zunächst noch) Geldgebern und Transfer: der Erfolg als verbindendes Element. Das ist ein oftmals übersehener Punkt. Schließlich ist man nicht einmal als Erster, sondern Dritter inklusive Relegationsspiele aufgestiegen.
Der GAK ist Meister aller Klassen, hat ein Double im Schrank und mehr. Selbst Altach hatte mit Tabellenrang drei vor zehn Jahren ein Momentum, an das man anschließen kann.
Selbst wenn's dreimal war: bei den Großen mitspielen, ohne herausragend zu sein, ist einfach zu wenig. Um den letzten Push zu haben, sich an den eigenen Haaren aus dieser Situation zu ziehen, braucht es das aber.
Es zeigt sich anhand der Austria, dass es mehr braucht, um einen Fußballstandort zu entwickeln - gerade wenn die gemeinsamen Träume von früheren Erfolgen fehlen. Umgekehrt kann die große Geschichte auch hemmen, es gibt eine Reihe an sogenannten Traditionsvereinen, die an der eigenen Vergangenheit scheitern - aber das ist eine andere Geschichte.