Pro & Contra: Ist das Ende der Punkteteilung eine gute Idee?
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Pro & Contra: Ist das Ende der Punkteteilung eine gute Idee?

Die ADMIRAL Bundesliga einigte sich auf ein Aussetzen der Punkteteilung ab der Saison 2026/27. Für viele das Ende einer Ungerechtigkeit - damit geht aber ein Stück weit Spannung verloren.

Die Bundesligisten haben am Dienstag in der Klubkonferenz einstimmig beschlossen, die Punktehalbierung nach dem Grunddurchgang ab der Saison 2026/27 auszusetzen.

Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer wirkt nicht hundert Prozent glücklich damit: "Wir sind überzeugt, dass das Format nach wie vor attraktiv ist und viele Spannungselemente über die gesamte Saison bietet."

Was spricht nun im Detail für die Abschaffung - und was möglicherweise dagegen?

PRO - Endlich Gerechtigkeit

Michael Fiala

Dass es in den vergangenen Jahren eine Punkteteilung gegeben hat, ist keine Entscheidung rein aus Langeweile gewesen. Klar, die Dominanz von Red Bull Salzburg war damals vielen ein Dorn im Auge, und es war den vermeintlichen Salzburg-Verfolgern nicht unrecht, dass man den Rückstand auf die "Bullen" dadurch in Grenzen halten konnte.

Im Endeffekt haben aber vor allem auch wirtschaftliche Gründe – Stichwort TV-Vertrag – maßgeblichen Einfluss auf diese Entscheidung gehabt. Wer zahlt, schafft eben auch an. Und für einen TV-Partner ist eine spannende Saison besser zu verkaufen als langweilige Alleingänge.

Die Punkteteilung hat die ersten 22 Runden sportlich entwertet. Das wäre ungefähr so, wenn jedes Tor bis zur 60. Minute nur halb zählen würde.

Michael Fiala

Mit dem neuen TV-Vertrag und der vorerst gebrochenen Dominanz der Salzburger ist in diesen Bereich wieder Flexibilität gekommen – zum Glück. Denn eines ist natürlich in den vergangenen Jahren immer klar gewesen (und auch kein Geheimnis): Die Punkteteilung hat die ersten 22 Runden sportlich entwertet, und somit eine ganze Saison. Oder anders vorgestellt: Das wäre ungefähr so, wenn jedes Tor bis zur 60. Minute nur halb zählen würde.

Und man darf nicht vergessen, dass die Punkteteilung ihre Opfer gefordert hat. Wir blicken dazu in die Saison 2021/22. Die Admira hielt nach dem Grunddurchgang bei 20 Punkten, sieben mehr als der Tabellenletzte SCR Altach. Dieser Vorsprung wurde durch die Teilung teilweise ausradiert, die Vorarlberger spielten einen überraschend guten Qualifikationsdurchgang und zogen vorbei. Ohne Eingriff des Ligaformats hätte die Admira am Ende 31, Altach 29 Punkte auf dem Konto gehabt.

Abstieg oder Klassenerhalt: Es geht um die (wirtschaftliche) Zukunft eines Klubs, die aufgrund einer Punkteteilung beeinflusst wurde. Nicht, dass man es vorher nicht gewusst hätte, weil die Klubs es ja auch gemeinsam beschlossen haben, um an höheres TV-Geld zu kommen.

Die Zeit der Punkteteilung ist also (vorerst) vorbei. Das sind gute Nachrichten für die sportliche Wertigkeit einer Liga. Aber: kein Vorteil ohne Nachteil. Eine Ausrede, dass man nicht auf die Jugend setzen könnte, weil man im Abstiegskampf Routiniers brauche, fällt für Trainer und Sportdirektoren jetzt weg.


CONTRA - Die Punkteteilung erfüllt ihren Zweck

Georg Sohler

R.I.P Punkteteilung - du hast dem heimischen Fußball den Klassenerhalt des SCR Altach in der Saison 2021/22 beschert. Und die Dominanz von Red Bull Salzburg gebrochen, da Sturm ohne diese Logik 2023/24 hinter den "Bullen" gelandet wäre. Nun bist du dahin und damit packende Momente. Es gibt ja grundsätzlich hervorragende Argumente, dass diese abgeschafft wird, die oberhalb stehen.

Aber ohne Punkteleitung wäre der WAC 2024/25 mit 55 Punkten Vierter geworden, Salzburg mit 57 Dritter, die Austria mit 60 Vizemeister und Sturm mit 63 Meister. Da wäre sich ein letzter Spieltag mit drei möglichen neuen Titelträgern nicht ausgegangen.

Weniger graue Haare hätten die Verantwortlichen der unteren Klubs auch kaum bekommen: Letztes Jahr waren die vier letztplatzierten Vereine nach 22 Runden innerhalb von fünf Punkten, am Ende waren es vier. Altach hätte ohne Punkteteilung 27 Zähler, genauso wie Klagenfurt, der GAK 28, die WSG Tirol 30. Hinsichtlich Tordifferenz und direktem Duell hätten die Kärntner so und so das Nachsehen gehabt.

Dass in einer Sportart zuweilen komische Dinge passieren, gelegentlich ein Pfiff oder Stange statt Tor über vieles entscheiden, zeigt zudem die Fußballhistorie.

Wie jede Sportregel ist die Punkteteilung komplett willkürlich. Wenn der erhoffte Effekt war, mehr Spannung reinzubringen, dann ist das erreicht worden.

Georg Sohler

Der SV Mattersburg stieg 2012/13 zwar mit einem deutlich schlechteren Torverhältnis als die Admira ab, aber mit derselben Punktanzahl und nur einem weniger als Wiener Neustadt und Wacker Innsbruck. Sturms dritter Meistertitel 2010/11 lag auch am wunderlichen Handspiel eines eigenen Leihspielers, der in Runde 35 einen Sieg bescherte.

Wie jede Sportregel ist die Punkteteilung komplett willkürlich, am Ende des Tages geht es um den intendierten Effekt, der bei der Teilung Spannung lautet.

Schauen wir uns in dem Zusammenhang eine ähnliche Erfindung an, die Drei-Punkte-Regel her.

Diese wurde erfunden, damit die Teams offensiver spielen. Der Effekt ist umstritten, der Anteil an torlosen bzw. Remis ist da und dort zurückgegangen, stellen die Analysen fest. Großartig mehr Tore sind aber nicht geschossen worden. Vor allem schwächere Teams schießen nicht wirklich mehr Tore.

Zurück zur Zwei-Punkte-Regel will aber niemand. So sollte man es auch hinsichtlich der Punktteilung denken.

Schon klar, die sie wird von dem einen oder anderen Vereinsverantwortlichen als Grund für Unsicherheit und verringerte Einsatzmöglichkeiten junger Kicker herangezogen.

Argument eins geht ins Leere, nicht zuletzt aufgrund der Tabellenteilung und der Logik des Fußballs, dass irgendwer absteigt und die zweite Leistungsstufe in einem kleinen Land notwendigerweise weniger Umsätze ermöglicht als die erste.

Argument zwei lebt wohl eher in den Köpfen der Trainer, Sturm und Salzburg wurden letzte Saison Meister und Vizemeister mit dem geringsten Durchschnittsalter, die Austria Dritter mit dem zweitältesten Kader, Klagenfurt stieg mit einem für die Liga durchschnittlich alten Kader ab, während die WSG dies nicht tat. Blau-Weiß wiederum war trotz des Klassenerhalts nach 22 Runden der zweitälteste Klub in der Meistergruppe.

Fußball ist nun einmal ein "low-score-game", in dem da und dort wenige Augenblicke über viel entscheiden können. Das kann die Punkteteilung sein, aber auch Unvermögen, ein fragwürdiger Pfiff, die blendende Sonne oder der zornige Fußballgott.

Wenn der erhoffte Effekt der Punkteteilung war, mehr Spannung in den Kick reinzubringen, dann ist das erwünschte Ziel erreicht worden. Warum man das aufgibt...

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