Also sprach Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer: "Für die höchste Spielklasse haben wir nicht die Ergebnisse bekommen, die wir uns erwartet haben. Daher haben wir eben diesen großen Schritt beschlossen, die Eigenverwertung anzugehen. Dazu haben wir im Herbst bereits eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchgeführt und zu Beginn des Jahres den Business-Plan aufgestellt."
Nur wenige Tage, nachdem die Bundesliga in der Klubkonferenz beschlossen hat, den Weg einer eigenen TV-Plattform einzuschlagen, stellte sich der Bundesliga-Boss im Rahmen der Saisonfazit-Pressekonferenz, die sonst eher mäßig interessant ist, den Medienfragen. Und es war wohl kein Zufall, dass Ebenbauer am Ende des Events das Thema TV-Rechte von sich aus ansprach.
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Über genaue Zahlen hüllte man sich noch in Schweigen, das eine oder andere war auf 90minuten-Nachfrage aber schon zu entlocken: Etwa, dass man in einer ersten Phase mit 60.000 bis 100.000 Abonnenten rechnen könne – oder müsse.
Was würde das finanziell bedeuten? Geht man beispielsweise von einem Abo-Preis von 15 Euro aus, wären dies 900.000 bis 1.500.000 Euro Umsatz pro Monat. Hochgerechnet auf ein Jahr also 10,8 bis 18 Millionen Euro. Dazu kämen noch Vermarktungserlöse der anderen Pakete und aus der Werbung. Die Kosten von Produktion, Redaktion, Geschäftsbetrieb wären von diesem Betrag dann aber auch noch zu zahlen.
Man braucht kein Hellseher sein, um zu merken, dass in dieser Rechnung noch ein ordentlicher Batzen Geld fehlt, wenn man den Betrag der bisherigen Rechteerlöse erreichen möchte.
Was man außerdem beachten muss: Die Klubs wären künftig selbst für den Vermarktungserfolg direkt verantwortlich. Denn die neu zu gründende Gesellschaft wäre in der Hand der Liga – also der Klubs selbst. Von Altach bis Hartberg, von Wattens bis Hütteldorf: Jeder Verein müsste selbst kurbeln, und künftig nicht nur Stadion-Abos verkaufen, sondern eben auch Pay-TV-Abos. Eine Idee: Zum Beispiel ein Kombi-Abo aus Stadion und TV.
Eine "Notwendigkeit"
Kann das gut gehen? Ganz am Ende dieser Pressekonferenz stellte Ebenbauer nochmal klar: "Das ist keine Frage des Wollens, das ist eine Notwendigkeit, weil wir bei den Angeboten der TV-Sender und dem, was wir erwarten, weit auseinander liegen."
Jene Klubs, die regelmäßig in Europa mitspielen und durch größere Stadien (inkl. Auslastung) höhere Einnahmen generieren, könnten einen (partiellen) Ausfall verkraften. Für die kleinen Klubs ist das TV-Geld mehr oder weniger eine Überlebensfrage. Die rund 1,5 bis 2,5 Millionen Euro pro Jahr sind je nach Rechnung 15, 20 oder gar 25 bis 30 Prozent des Klubbudgets.
Schwierige Zeiten
Dass die Zeiten für TV-Sender offenbar auch härter geworden sind, die wirtschaftliche Situation gesamt gesehen auch nicht die Beste ist – alles Faktoren, die der Liga aktuell leider nicht in die Hände spielen. Und das, obwohl es erstmals im Bereich Pay-TV mit Canal+ einen ernsthaften Konkurrenten am Markt gibt.
Man kann und darf davon ausgehen, dass die österreichische Bundesliga auch für Sky oder Konkurrent Canal+ ebenfalls ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Entwicklung der kommenden Jahre ist. Vermutlich liegen hinter den abgegebenen Angeboten knallharte Berechnungen der Konzernzentralen, die außerhalb von Österreich liegen.
Ein Poker mit hohem Einsatz
Verhandlungen von TV-Rechten sind natürlich auch ein Pokerspiel. Und wie beim Pokern üblich, setzen die Player ihr Pokerface auf, und bluffen möglicherweise.
Die Bundesliga hat in den vergangenen Tagen ihren Einsatz deutlich erhöht und ist quasi "all in" gegangen. Mit einem Einsatz, der noch nicht finanziert ist, denn ein Investor für die neue TV-Gesellschaft wird noch gesucht. In den kommenden Wochen wird man dann sehen, ob Sky oder Canal+ gewillt sind, diesen Einsatz mitzugehen. Oder ob am Ende die Liga "alleine" dasteht: Es wäre jedenfalls ein sehr mutiger Weg, der mit hohem Risiko verbunden ist, und einen langen Atem voraussetzt.
Eine Entscheidung muss bald fallen. Man darf gespannt sein, ob die Klubs bei diesem Poker bis am Ende an das eigene Blatt glauben oder nicht.