Eigentlich wäre alles perfekt angerichtet für die Hauptversammlung des SK Rapid, die am Samstag über die Bühne gehen wird: Präsident Alexander Wrabetz kann sich der Wiederwahl stellen, Gegenkandidaten blieben im Gegensatz zur Vergangenheit dieses Mal aus. Keine Unruhe also, kein Wahlkampf, der den Klub aus Hütteldorf in den vergangenen Jahren immer wieder mal vor sich hergetrieben hat.
Die Hauptversammlung des SK Rapid ist das "höchste Gut", das der Klub als Mitgliederverein in seinen Statuten hat. Und es war schon immer so, dass sich im Rahmen dieser Veranstaltung die Stimmungslagen der verschiedenen Stakeholder offenbart haben.
Oder anders formuliert: War der sportliche Erfolg da, war die Stimmung gut. Oftmals hat sich aber auch der Zorn von Fans und Mitgliedern an diesem Tag entladen, wenn es nicht so gut gelaufen ist.
Der Blick auf die Tabelle ist eigentlich positiv: Platz zwei mit nur einem Punkt Rückstand auf Red Bull Salzburg nach 13 Runden. Im UNIQA ÖFB-Cup ist man ebenfalls noch vertreten und ins Viertelfinale aufgestiegen. Lediglich die Bilanz in der UEFA Conference League lässt zu wünschen übrig.
Vor wenigen Wochen wurde in den Foren schon über einen möglichen Angriff auf den Meistertitel diskutiert. Und dennoch schwebt nun eine hochnervöse Wolke über Wien-Hütteldorf.
Nervöse Stimmung
Vor wenigen Wochen, nach einem ergebnismäßig perfekten Start und der Tabellenführung, wurde in den Foren schon über einen möglichen Angriff auf den Meistertitel diskutiert.
Und dennoch schwebt nun eine hochnervöse Wolke über Wien-Hütteldorf. Im Zentrum der Kritik: Trainer Peter Stöger. Doch was ist passiert?
Der Fußball, den Stöger spielen lässt, ist für viele Fans und Beobachter kaum anzusehen. Zudem: Der ehemalige Dortmund-Trainer redet den Kader klein, mit dem Katzer jedoch großes vorhat – und zwar aus finanzieller Sicht.
Ein Beispiel: Vor dem Spiel gegen Lech Posen meinte Stöger, dass man den Gegner nicht ins Rollen kommen lassen dürfe. Prompt verlor man deutlich. In der kommenden Runde kassierte Posen dann eine Niederlage gegen Lincoln Red Imps FC, einem Amateurteam aus Gibraltar.
Vor zwei Jahren verkündete Katzer, dass Rapid künftig dominant und offensiv auftreten soll. Davon ist aktuell wenig zu sehen. Zudem ist im Spiel der Hütteldorfer auch nach mehreren Monaten kein Konzept zu erkennen. Wenn Spiele gewonnen werden, dann meist aufgrund der Leistung einzelner Spieler, aber nicht wegen eines ausgeklügelten Spielsystems.
Die von Stöger oftmals formulierte Außenseiterrolle wird unabhängig von den Ergebnissen nun offenbar zum Problem. In den Interviews nach den Spielen wird die unterschiedliche Blickweise von Stöger und Katzer langsam aber stetig offensichtlich.
Das von Katzer angestrebte Ziel, Spieler beim SK Rapid zu entwickeln, und nach ein, zwei Jahren mit deutlichem Gewinn zu verkaufen, ist so in Gefahr. Und auch für viele Fans passt das nicht (mehr) zusammen.
Im Dilemma
Man darf mit Spannung erwarten, ob sich diese (Stimmungs-)Gemengelage am Samstag entladen wird.
Viel wichtiger ist jedoch, ob die Klubführung von Rapid mittelfristig eine Idee hat, wie das atmosphärische Dilemma zwischen eigenem Anspruch und jenem von Peter Stöger und der Realität gelöst werden kann.
Michael Fiala