Die Winterpause kommt für Rapid genau zur richtigen Zeit: Nur 25 Punkte aus den vergangenen 17 Spielen bedeuten für die Hütteldorfer den Absturz von der Tabellenführung auf Platz sieben – und somit außerhalb der so begehrten Top sechs. Zur Erinnerung: Nach sechs Runden hatte Rapid als Tabellenführer mit 16 Zählern fünf Punkte Vorsprung auf Salzburg.
Interimstrainer Stefan Kulovits bemühte nach dem Remis gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten den Faktor Glück und meinte: "Das Quäntchen Glück ist gerade nicht auf unserer Seite." Eine Aussage, die man vielleicht auf einzelne Szenen anwenden kann, aber nicht in der Analyse der aktuellen Verfassung und Ergebnisse von Rapid.
Das Rad läuft nicht
Das weiß sicher auch Markus Katzer, der nun sein drittes volles Jahr als Sportdirektor bei Rapid hinter sich hat – und wieder einmal vor einem sportlichen Neustart steht.
Man müsse "das Rad zum Laufen bringen, gute Transfers machen und das dadurch zur Verfügung stehende Geld wieder in die Mannschaft investieren", sagte Katzer Anfang April im Sky-Podcast "Der Audiobeweis". Sein Plan: Die Hütteldorfer im Sog von europäischen Spielen zu einem finanziellen "Perpetuum mobile" zu machen.
Der Plan wurde im Sommer auch gleich in die Tat umgesetzt. Zumindest der erste Teil davon. Mit Tobias Gulliksen, Martin Ndzie, Marco Tilio, Petter Nosa Dahl, Andrija Radulovic oder etwa Claudy Mbuyi wurden knapp 10 Millionen Euro investiert.
Das Geld dazu war aufgrund der Transfers aus der Vorsaison vorhanden. Das Gespür, wie viel neue Spieler, denen man Rapid als Sprungbrett für eine weitere, internationale Karriere schmackhaft machte, der Kader verträgt, fehlte jedoch offenbar. Der Plan ist vorerst gescheitert.
Viele gute Spieler, keine Mannschaft
Obwohl der ergebnismäßige Erfolg im Spätsommer und Frühherbst schnell da war, sah man relativ bald, dass viele gute Einzelspieler noch lange keine Mannschaft ausmachen. Und: Auch das Trainerteam war keine homogene Mannschaft, wie sich bald herausstellen sollte.
Den Spagat, wirtschaftlichen mit sportlichem Erfolg dauerhaft zu verbinden, hat Markus Katzer in seinen drei Jahren noch nicht geschafft. Die Pleiteserie in der Conference League hat zudem dazu geführt, dass die potenziellen Verkaufskandidaten wohl aktuell eher als Ladenhüter kategorisiert werden müssen. Die hohen, laufenden Gehaltskosten bleiben allerdings.
In der Vorsaison hatte Rapid einen Personalaufwand von 28,5 Millionen Euro. Es ist kein Geheimnis, dass Klubs in einer Größe wie Rapid mehrere Saisonen hintereinander ohne Europacup nur schwer durchstehen können.
Man darf gespannt sein, ob er (Markus Katzer; Anm.) es im vierten Jahr schafft, eine erfolgversprechende, nachhaltige Strategie auf den Weg zu bringen; ob Katzer einen Klub wie Rapid sportlich zum Erfolg führen kann.
Katzer unter Druck
Aktuell werden, etwa vom "Kurier", zwei Namen genannt, die Kulovits als Cheftrainer folgen könnten: Philipp Semlic oder Bo Svensson. Allein schon diese beiden Namen zeigen, dass man sich bei Rapid offenbar noch nicht wirklich einig ist, welchen Weg man künftig einschlagen will. Ballbesitzfußball oder Red-Bull-Ball? Sollen wieder verstärkt Österreicher eingesetzt werden, oder hält man an dem aktuellen Kurs fest, auf (relativ) viele (finanziell) erfolgversprechende Legionäre zu setzen?
Zuletzt hieß es auch, dass das Präsidium in der Trainerfrage wieder ein wenig mehr mitsprechen möchte als bisher. Oder anders formuliert: Uneingeschränktes Vertrauen in seinen Sportdirektor, der vor wenigen Wochen noch intensiv mit Red Bull Salzburg in Verbindung gebracht wurde, sieht anders aus.
Mit dem Scheitern von Peter Stöger ist der Druck auf Markus Katzer deutlich gestiegen. Sein Plan ist vorerst gescheitert. Man darf gespannt sein, ob er es im vierten Jahr schafft, eine erfolgversprechende, nachhaltige Strategie auf den Weg zu bringen; ob Katzer einen Klub wie Rapid sportlich zum Erfolg führen kann.
Michael Fiala