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Neues Stadion oder Lichter aus in Wien [91. Minute]

Das Ernst Happel Stadion wird schon bald keine Länderspiele mehr durchführen können. Kommt kein neues Stadion, muss der ÖFB seine Strategie ändern und Wien als Austragungsort von Länderspielen aufgeben.

++ Die 91. Minute - Ein Kommentar von Michael Fiala ++

 

Dass das Ernst Happel Stadion in die Jahre gekommen ist, ist kein Geheimnis. In diesen Tagen wurde es jedoch noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Notstromaggregat funktionierte nur teilweise. Das Loch im Rasen war an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Und haben Sie sich zuletzt auch mehr als 25 Minuten für ein Getränk angestellt und die Toilettanlagen aus den 80er Jahren benutzt?

Blicken wir kurz noch einmal zurück: Die Euro 2008 war die große Chance, die Infrastruktur in Wien auf den neuesten Stand zu bringen. Stattdessen wurde das Happel-Stadion jedoch nur renoviert. Zum Zeitpunkt des Finales wusste man bereits: Ein modernes Stadion sieht anders aus.

Seit dem sind 14 Jahre vergangen, immer wieder wurden kleinere und größere Adaptierungen vorgenommen. An der Substanz des Stadions, das 1986 wiedereröffnet wurde, hat sich jedoch wenig geändert.

All dies ist keine Überraschung. Im Gegenteil. Die Zeichen der Zeit waren nicht zu übersehen. Bei Ausschreibungen für ein Champions-League-Finale oder als Austragungsort für die Euro 2020 war Wien kein Thema mehr. Und man muss fürchten, dass das geschichtsträchtige Oval auch schon bald für internationale Länderspiele nicht mehr den Rahmen garantiert, den es erfordert.  

"Der ÖFB muss aber dann daraus spätestens nächstes Jahr die Konsequenzen ziehen. Soll heißen: Es gibt in Klagenfurt und Salzburg zwei moderne Stadien. Dann werden die Länderspiele eben dort gespielt. " - Michael Fiala

Der Blick über die Grenzen lässt uns wehmütig werden: In den vergangenen Jahren ist die Sport-Infrastruktur in vielen Ländern auf ein Top-Niveau gehoben worden. Die Sportstadt Wien rühmt sich zwar einiger neuer Projekte und einen Investitionsvolumen von 150 Millionen Euro. Im internationalen Vergleich mit anderen Millionenstädten in Europa hinkt man aber weit hinterher.

 

ÖFB muss umdenken

Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch die Rolle des ÖFB zu hinterfragen: Jahrelang hat man medial die Trommel in Richtung neues Nationalstadion geschlagen. Jahr für Jahr konnte man die gleichen Sätze in Interviews mit der ÖFB-Führungsspitze lesen und hat sich auf Bund und Land verlassen. Passiert ist nichts.

Es ist auch gut möglich, dass weiterhin nichts passiert. Der ÖFB muss aber dann daraus spätestens nächstes Jahr die Konsequenzen ziehen. Soll heißen: Es gibt in Klagenfurt und Salzburg zwei moderne Stadien. Dann werden die Länderspiele eben dort gespielt. Wien darf und sollte dann keine Rolle mehr spielen, das Licht kann dann dauerhaft abgedreht werden. Alles andere wäre peinlich und dem Niveau des österreichischen Fußballs nicht entsprechend. 

Und die Sportstadt Wien könnte das Happel Stadion ja als Minigolf-Platz nützen. Ein Loch wäre schon da (gewesen).

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