Rapid cupituliert vor Sturm [12 Meter]
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Rapid cupituliert vor Sturm [12 Meter]

Das Cupfinale ist geschlagen und fand mit Sturm den verdienten Sieger. Die Grazer ernten die Früchte der konsequenten Arbeiten in den letzten Jahren. Noch ein Gewinner war der heimische Klubfußball, der sein wohl lässigstes Spiel seit sehr langer Zeit gesehen hat.

Ohne bessere Möglichkeiten bei Stadion und Trainingszentrum wird auch der beste Sportdirektor mittelfristig das aktuelle Level und den Vorsprung auf die Konkurrenz nicht halten können.

Jürgen Pucher

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Die Superlative im Vorfeld des Cupfinales waren mehr als berechtigt. Es war das große Spektakel, das sich alle erhofft haben. Atmosphärisch war das ein Fußballspiel, wie es in Österreich davor wohl noch nie stattgefunden hat. Spektakuläre Szenen auf den Tribünen, enorme Lautstärke und auch der Rahmen rund um das Stadion war perfekt. Das Spiel selbst fand mit Sturm am Ende einen verdienten Sieger, dem widersprach nicht einmal der gegnerische Rapid-Trainer. Die Grazer sind aktuell einfach mehrere Level über Grün-Weiß und das ist auch kein Zufall. Das gründet schlichtweg darauf, dass Sturm seine Hausaufgaben seit einigen Jahren konsequent macht.

 

Chefkoch Schicker bringt die Zutaten für den Erfolg

Seit vor drei Jahren Andreas Schicker von Günter Kreissl den Posten des Sportdirektors übernommen hat, verfolgt er konsequent seinen Weg und seine Strategie. Eine Spielweise von der Jugend bis zur „Ersten“ für die er mit Christian Ilzer den dazu passenden Trainer verpflichtet hat, damit einhergehendes professionelles Scouting und ein Geschäftsmodell, das auf der Entwicklung junger Talente basiert, die dann gewinnbringend verkauft werden. Der Kern der Mannschaft ist dabei allerdings der stabilisierende Faktor. Fertig sind die Zutaten für den derzeitigen Erfolg. So gelingt es Sturm nicht erst seit dieser Saison hinter Red Bull die unumstrittene zweite Kraft in der heimischen Liga zu sein. Heuer sind die Grazer auch kurz vor Schluss so knapp dran, dass im Falle einer Schwächephase in Wals-Siezenheim sogar der Titel möglich wäre.

Sturm zeigt vor, wie man mit eigentlich gar nicht so kompliziert klingenden Maßnahmen, relativ schnell ganz vorne mitmischen kann. Und das mit bei weitem geringeren finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten als beispielsweise der Finalgegner im Cup. Durch diese konsequente Herangehensweise hat Sturm sich einen ziemlichen Vorsprung erarbeitet. Auch in Graz hat es einige Zeit gedauert, bis man sich dazu durchgerungen hat, von der Idee des schnellen Erfolgs durch viele Trainerwechsel und Transfer-Schnellschüsse abzugehen. Bei den meisten anderen Klubs, wie etwa Rapid, steht man dabei – wenn überhaupt – aber erst am Anfang. Aus Sturm-Sicht bleibt zu hoffen, dass der Titel im Cup ein weiterer Anstoß dafür sein wird, die Grazer und steirische Politik endlich dazu zu bringen, die infrastrukturellen Nachteile der „Schwoazn“ auszugleichen. Ohne bessere Möglichkeiten bei Stadion und Trainingszentrum wird auch der beste Sportdirektor mittelfristig das aktuelle Level und den Vorsprung auf die Konkurrenz nicht halten können.

 

ÖFB: Siegesfeier wieder verhaut

Eine Anmerkung zum Schluss. Die nachdrücklichen Aufrufe der Fangruppen haben sichergestellt, dass kein Chaos durch aufs Feld rennende Fans die Siegesfeier zerstört hat. Wer auch immer aber beim ÖFB für den musikalischen und dramaturgischen Rahmen verantwortlich ist, sollte sich eine andere Arbeit suchen. Völlig plan- und sinnlos platzierte Musikeinspielungen, die wie das Amen im Gebet genau dann in absurder Lautstärke gestartet wurden, wenn die Kurve gerade etwas angestimmt hatte. Und dazu noch ein Platzsprecher, der außer dem öden „Wo sind die Fans des SK Sturm/Rapid“, genau gar nichts zu bieten hatte. Wenigstens haben die Klubs gemeinsam durchgesetzt, dass die Aufstellungen von den jeweils eigenen Stadionsprechern gemacht werden durften. Tipp für das nächste Mal: Lasst die Klubs das alles alleine machen, das würde sicher nicht schlechter funktionieren.

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