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WM-Traum platzt mit Foda-Ball: Ende eines Missverständnisses [12 Meter]

Die Weltmeisterschaft in Katar findet ohne ÖFB-Beteiligung statt. Franco Foda verliert das Play-off gegen Wales. Er verliert zurecht und lässt noch einmal alle im Detail mitverfolgen, warum er der falsche Teamchef für diese Mannschaft war.

Österreich und Franco Foda werden nicht zur Weltmeisterschaft in Katar fahren. Das ÖFB-Team verlor am Donnerstag in Cardiff mit 1:2 gegen Wales. Es verlor zurecht und es verlor auf jene Art und Weise wie fast immer, wenn es unter Franco Foda den Kürzeren gezogen hat. Die Teamchef-Zeit des deutschen Wahlgrazers endet nunmehr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Ende März, daran führen nur absolut absurde Wege vorbei. Eigentlich kaum zu glauben, dass man sich diesen Fußball im Verband mit diesen spielerischen Möglichkeiten, die der Kader derzeit bieten würde, nahezu fünf Jahre lang hat bieten lassen.

 

Ein Foda-Schaubeispiel

Die Niederlage im Play-off gegen Wales war im Grunde ein Schaubeispiel dessen, was das Problem des Nationalteams unter Foda immerfort gewesen ist. Der Teamchef hat einer Mannschaft, die eine potenzielle Pressingmaschine mit durchaus überdurchschnittlichen spielerischen Möglichkeiten ist, eine Duckmauser-Vorsichts-DNA eingeimpft. David Alaba und Co mussten jahrelang wider ihre Natur spielen. Während der Europameisterschaft 2021 führte dieses Korsett sogar zu einem halben Aufstand im Camp Austria, mit der Folge, dass sich Foda zu etwas mehr Mut aufgerafft hat. Das hat sehr gut funktioniert, gelernt hat der Übungsleiter nichts daraus. Bald danach war wieder Vorsicht angesagt, was die verbleibenden Spiele in der WM-Qualifikation zu einer unansehnlichen Qual für die Fans werden ließ.

"Österreich hat verloren, weil es einen Trainer hat, der sein Team zum xten Mal mit angezogener Handbremse aufs Feld geschickt hat." - Jürgen Pucher

Der Verband reagierte nicht. Zunächst machte man aus eineinhalb guten Spielen bei der Euro eine historische Leistung und nach der verpatzten Gruppenphase in der WM-Quali erläuterte der neue ÖFB-Präsident Gerhard Milletich sinngemäß, jetzt würde es sich für das Play-off auch nicht mehr auszahlen, vorher etwas zu ändern. Franco Foda bekam also gegen Wales die Gelegenheit, noch einmal doppelt mit Filzstift zu unterstreichen, warum er nicht der richtige Trainer für diese Gruppe an Spielern ist. Österreich hat in Cardiff nicht verloren, weil Gareth Bale außergewöhnliche Fähigkeiten hat. Österreich hat auch nicht verloren, weil die Großchance von Christoph Baumgartner zu Beginn an die Latte und nicht ins Tor ging. Österreich hat verloren, weil es einen Trainer hat, der sein Team zum xten Mal mit angezogener Handbremse aufs Feld geschickt hat. In einem Spiel wo es um alles geht und das man gewinnen muss. In einem Spiel, wo Foda auf nahezu jeder Position über die besseren Einzelspieler verfügt hat.

Als der Teamchef dann nach einem 2:0-Rückstand wider seiner Gesamtheit, die ihn als Fußballtrainer beschreibt, reagieren musste, hat das natürlich – wie fast immer – nicht geklappt. Es bringt eben nichts, die Handbremse zu lösen, wenn man jahrelang niemandem gezeigt hat, wie man schnell fährt. Österreich kam durch einen Glücksschuss von Marcel Sabitzer noch auf ein Tor heran, ansonsten waren die Offensivbemühungen der letzten 30 Minuten im Spiel aber von zahnlosem Anrennen ohne wirkliche Gefahr für das walisische Tor geprägt. Ein Foda-Schaubeispiel eben.

 

Missverständnis verschwendet fünf Jahre

Das Fazit der Foda-Zeit im ÖFB, Ära war es keine, ist zusammengefasst schlichtweg ernüchternd. Auch wenn der Teamchef selbst immer gern die Statistik bemüht und seine Siege gegen die Hinterbänkler des europäischen Fußballs aufzählt. Auch wenn Foda die Qualifikation für eine Europameisterschaft, wo so viele Mannschaften wie nie zuvor teilnehmen durften, zu einer Leistung hochstilisierte, als hätte man schon fast den Titel gewonnen. Dass er kein einziges Mal gegen ein in der Weltrangliste besser platziertes Team gewinnen konnte, ist für ihn nur eine alternative Sichtweise auf die ganze Sache.

Was aber noch viel schwerer wiegt: Es wurden vom ÖFB fünf Jahre verschwendet, in denen man die wahrscheinlich beste Spielergeneration aller Zeiten zur Verfügung gehabt hätte. Franco Foda hat mit seinem schrecklich anzusehenden Fußball nicht nur die Stadien bei ÖFB-Heimmatches leergespielt, er hat außerdem die unter Marcel Koller durchwegs positiv besetzte Marke „Nationalteam“ in kürzester Zeit zunichtegemacht. Seine Unnahbarkeit und Sprödheit nach innen und nach außen sowie seine Unfähigkeit auf konstruktive Kritik einzugehen, sind weitere Bausteine eines fünf Jahre dauernden Missverständnisses auf der ÖFB-Trainerbank, das jetzt, viel zu spät, zu Ende gehen wird.

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